Die Bürger wünschen sich an vielen Stellen sanierte Straßen. Zebrastreifen gehören ebenfalls zu den Lieblingsvorschlägen. Foto: Factum/Weise

Die Ideenliste für den aktuell laufenden Bürgerhaushalt der Stadt Stuttgart ist lang. Auch in den Bezirken unterm Fernsehturm haben die Einwohner viele Wünsche, die ihnen unter den Nägeln brennen. Mitunter ist sehr Kurioses dabei.

Filder - Neue Zebrastreifen stehen hoch im Kurs. Unter den zahlreichen Vorschlägen zum Bürgerhaushalt wünschen sich die Bewohner der Bezirke unter dem Fernsehturm gleich für mehrere Stellen Querungshilfen. Mindestens ebenso oft schlagen die Birkacher, Plieninger, Degerlocher und Sillenbucher Straßensanierungen, Temporeduzierungen, neue Kreisverkehre, Ampeln und bessere Radrouten vor. Abgesehen von diesen Ideen, die sich stadtweit ähneln dürften, haben die Birkach, Plieninger, Degerlocher und Sillenbucher auch recht spezielle Wünsche. Viele davon sind bekannt, andere sind neu. Ein Auszug aus den eingegangenen Vorschlägen.

Vorschläge für Birkach

Dass sich die Birkacher für eine Aussegnungshalle auf dem Friedhof stark machen, durch die der Wind nicht mehr pfeift, gehört zu den bekannten Themen. Bekannt ist auch, dass es Stimmen für eine Stadtbahnanbindung für Birkach und Asemwald gibt. Neu ist, dass auch Schönberg angebunden werden soll. So schwebt es „noema“ vor. Er oder sie schreibt: „Wenn es die Stadt geschafft hat, Fasanenhof und Ostfildern anzuschließen, sollte doch Birkach kein großes Problem sein :-).“

Nach einem Großprojekt klingt die Idee von „Heribald Mayerbaer“. Ginge es nach ihm/ihr, würde die Alfred-Wais-Halle abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Ebenfalls kostenintensiv ist der Vorschlag von „creamaus“. Er oder sie wünscht sich ein Bürgerhaus für Birkach.

Es gibt aber auch überschaubare Ideen für Birkach. Sei es ein überdachter Radständer an der Haltestelle „Birkach Friedhof“ oder ein neuer Pfosten an der Grundschule, der Elterntaxis bremst. Apropos Grundschule: Vorgeschlagen wird die Sanierung der dortigen Toiletten.

Vorschläge für Plieningen

Neue Toiletten sind auch in Plieningen ein Thema, allerdings nicht für eine Schule, sondern fürs Bezirksamt. „Eine öffentliche Toilette ist eine Visitenkarte der Stadt“, begründet „creamaus“. Ansonsten begegnen einem beim Durchstöbern der Vorschläge alte Bekannte: ein Wochenmarkt auf dem Mönchhof, eine Markthalle, ein ganzjährig geöffnetes Hallenbad sowie ein Neubau für die Landwirtschaftliche Schule.

Neu ist der Wunsch, dass der gesamte Außenbereich des Bezirks unter Landschaftsschutz gestellt werden soll. „Da es sich hier um eine Landschaft handelt, die schon viele Eingriffe hat verkraften müssen, muss auch der Rest des Außenbereichs unter Landschaftsschutz gestellt werden“, findet „Tom“. Diese Maßnahme sei kostenneutral. „Wieso zum Henker ist das kostenneutral?“, kommentiert „grandnagus“. Die Stadt müsse dafür ja sicherlich Grundstücke erwerben.

Vorschläge für Degerloch

Die Degerlocher machen sich viele Gedanken um die Epplestraße. Mal wird eine Verkehrsberuhigung für die Einkaufsstraße vorgeschlagen, mal sogar eine Fußgängerzone. Etwas verändern soll sich aus Bürgersicht zudem auf dem Agnes-Kneher-Platz; er soll zum Treffpunkt der Bürger werden, am besten mit einem Café. Epplestraße und Agnes-Kneher-Platz sind Themen, die in der Lokalpolitik eifrig diskutiert wurden und werden.

Zu den bekannten Ideen gehört zudem, dass die Zahnradbahn öfter Fahrräder mitnehmen soll, dass ein Aussichtsturm gebaut wird, dass das Königsträßle nach Schönberg gesperrt wird und dass Platz geschaffen wird für Wilhelms-Gymnasium und Fritz-Leonhardt-Realschule. „sorgenfri“ bringt Wohnbau für die künftig leere Feuerwache im Gewerbegebiet Tränke ins Spiel. „Sem“ wiederum ist es zu umständlich, von Möhringen aus nach Hoffeld zu gelangen. Statt die Schleife über Degerloch drehen zu müssen, wünscht er/sie sich eine Direktverbindung an der Hohen Eiche.

Vorschläge für Sillenbuch

Wenig neue Themen – zumindest bei den großen – werden in Sillenbuch angesprochen. Dafür ist die Liste der bekannten Projekte lang: Verlängerung der Buslinie 65 zum Flughafen, Bau eines Bürgerzentrums, ein barrierefreies Rathaus, der Neubau des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, eine Stadtteilbücherei oder ein Ortsbus.

Weniger bekannt ist der Wunsch von „Wobbi“: Die Bernsteinstraße im Heumadener Wohngebiet „Über der Straße“ soll nur noch für Anwohner frei sein. Zu oft werde die Straße als Abkürzung genutzt. „Rose Scheider“ schlägt indes vor, den Ostfilderfriedhof für verschiedene Formen der Bestattung zu öffnen. Zudem stehen mehrere Bushäuschen für den Bezirk auf der Wunschliste. Beispielsweise für die Haltestelle „Kolpingsiedlung“, wie „Rosmarina“ vorschlägt. „Ilkuschka“ fordert gleich für ganz Riedenberg und Sillenbuch überdachte Bushaltestellen. „Nur das Augustinum und die U-Bahn-Halt Schemppstraße haben ein Bus-Häuschen“, schreibt sie/er. „An den anderen Haltestellen ist man Wind und Wetter schutzlos ausgesetzt.“

Bürgerideen zum Schmunzeln

Abseits der großen Themen finden sich unter den Vorschlägen für den Bürgerhaushalt stets auch Ideen, über die sich schmunzeln lässt.

„Little“ wünscht sich eine Litfaßsäule in Birkach. Warum, lässt er/sie offen. Wobei sich das ja eigentlich von selbst erklärt: Die zig Veranstaltungen in Stuttgarts zweitkleinstem Bezirk müssen angemessen angekündigt werden. Dass „Carlo Hund“ mit seiner Idee womöglich wenig Chancen hat, weiß er/sie selbst. Er/sie geißelt überfüllte Facharzt-Praxen. „Es gibt mit zunehmendem Alter mehr Krankheiten, mehr Kinder leiden unter Allergien, die derzeitig vorhandenen Facharzt-Praxen sind den Anforderungen nicht mehr gewachsen“, schreibt er/sie. „Die Stadt soll gegen den Fachärzte-Mangel aktiv werden.“

In Plieningen ist auf ein Thema Verlass: die Ampelschaltung in der Ortsmitte. Für Leute mit räumlicher Distanz eine Lachnummer, für die Menschen vor Ort hingegen ein Ärgernis. Um eine Nachjustierung der Ampeln geht es dem Bürger „280“ aber gar nicht, sondern um eine komplette Abschaltung derselben.

Wer weiß, wann die Mooswand Früchte trägt

Die „verwahrlosten“ Bauminseln in der Ortsmitte von Degerloch sind „Sprachkind“ ein Dorn im Auge. Die Stadt solle die Dinger begrünen. Sträucher an der Oberen Weinsteige wünscht sich „grobegni“. Gegen Feinstaub wohlgemerkt. Wobei Sträucher nicht der letzte Schrei sein dürften. Wer weiß, wenn die neue Mooswand im Kessel Früchte trägt, vielleicht wird dann auch eine in luftiger Höhe aufgestellt.

Gassigeher brauchen Grenzen, findet „Frühbeet“. Deshalb der Vorschlag für einen versetzten Zaun an der Deutsch-Französischen Grundschule Sillenbuch – um die Schule vor der Hundenotdurft zu schützen. Kurios klingt die Idee von „Hirte“. Ihm/ihr schwebt vor, einen Tunnel für die Filderauffahrt mit einem Villen-Baugebiet zu finanzieren. Und in Sillenbuch darf der Dauerbrenner Buowaldstraße nicht fehlen. Sie soll wieder geöffnet werden, findet „gerhard müller“. Die Chancen stehen schlecht, wurde sie doch per Gerichtsentscheid geschlossen.