Der Weg von der Märchensiedlung zum Einkaufen in den Ortskern ist ein mühsamer, wenn man kein Auto hat. Foto: Ute Grabowsky

Das ambitionierte Projekt, für Bürger einen Pendelservice einzurichten, ist am geringen Interesse gescheitert. Von den 10 000 Fragebögen kamen nur enttäuschende 101 Stück zurück.

Möhringen - Damit hat Klaus Eberle nun wirklich nicht gerechnet. Als eine der treibenden Kräfte hinter dem Projekt Bürgerbus, hatte er Fragebögen in Möhringen verteilt, um herauszufinden, wie groß das Interesse der Bevölkerung an einem ehrenamtlich organisierten Pendelbus im Flecken sei. Und dann antwortete fast niemand. Von den 10 000 Fragebögen zählte er nur 101 Rückläufer. „Ich hatte erwartet, dass wir so um die 1000 Antworten bekommen“, sagt Eberle. „Aber davon sind wir weit weg.“ Und somit auch von der Gewissheit, dass die Möhringer einen Bürgerbus überhaupt wollen. Im Gegenteil, sie haben wohl kein Interesse daran. Deshalb liegt das Projekt ab sofort auf Eis.

Im Frühjahr hatte sich das noch optimistischer angehört. Eberle, der Mitglied des Möhringer Bürgervereins ist, hatte sich mit Vertretern des örtlichen Gewerbe- und Handelsvereins (GHV) und der Initiative Lebensraum Möhringen (Ilm) zusammengetan, um einen Bürgerbus ins Leben zu rufen. Das ist ein Kleinbus, mit vielleicht acht Sitzplätzen, der als Ergänzung zu den Bussen der SSB durch den Ort rollen sollte. Er sollte zwischen ausgewählten Wohngebieten und dem Ortskern pendeln. Vor allem die Märchensiedlung, das Gebiet Salzäcker sowie die Gegend an der Balinger Straße sollten bedient werden. Die Zielgruppe: Senioren, die kein eigenes Auto haben und zum Einkaufen notgedrungen weite Strecken zu Fuß zurücklegen müssen. Auch Behördengänge oder Arztbesuche würden durch ein solches Angebot erleichtert.

Das Vorbild rollt durch Botnang

„Voraussetzung für uns war aber, dass so etwas überhaupt gewünscht wird“, sagt Eberle. „Und das findet man nur über eine Befragung heraus.“ Die Zettel lagen in mehreren Geschäften in Möhringen aus, sie wurden über ein lokales Anzeigenblatt verteilt. „Wir mussten aber feststellen, dass die Resonanz äußerst gering war und daraus schließen wir, dass auch das Interesse gering ist.“ Einfach mal machen und schauen, ob der Bürgerbus angenommen wird, kam für ihn jedenfalls nicht in Frage. Schließlich wäre der Aufwand groß.

„Der Finanzbedarf würde zwischen 50 000 und 100 000 Euro betragen“, sagt er. Gedeckt würde das durch Einnahmen, pro Fahrt wären vielleicht ein bis zwei Euro fällig. Hinzu kämen Sponsoren, die die Anschaffung des Fahrzeugs unterstützen würden. Und zuletzt ließe sich der Kleinbus ja auch noch als rollende Werbetafel vermarkten, die Flächen könnten an Firmen vermietet werden. So jedenfalls machen das die Botnanger. Dort rollt seit 2010 ein sogenannter Ortsbus durch die Straßen, der den Möhringern als Vorbild diente. „Man müsste auch einen Verein gründen und ehrenamtliche Fahrer finden“, sagt Eberle. Alles Dinge, die viel Engagement kosten würde.

Das Projekt ist nicht gestorben, nur auf Eis gelegt

Das einstweilige Aus „ist natürlich eine Enttäuschung für alle, die sich bislang dafür eingesetzt haben“, sagt Eberle. Über mehrere Monate hinweg hat eine Projektgruppe mit sechs Mitgliedern an dem Konzept gearbeitet und zuletzt die Antworten ausgewertet. Immerhin: die wenigen Fragebögen, die zurückkamen, bestätigen sie zumindest in ihrer Grundannahme.

So meinten etwa Zweidrittel, sie würden den Bürgerbus auf jeden Fall benutzen, falls es dieses Angebot jemals geben sollte. Viele davon wohnen in den Gebieten, die als verkehrstechnisch unterversorgt ausgemacht wurden, und die meisten davon sind auch älter als 60 Jahre. Doch reichen die wenigen Interessierten eben nicht aus, um einen solchen Service aufzubauen.

„Es ist aber nicht gestorben“, sagt Eberle. Das Projekt würde vorerst nur auf Eis gelegt, wie er es nennt. Der demografische Wandel wird weiter dafür sorgen, dass der Anteil der älteren Menschen zunimmt. Und somit könnte das Angebot in einigen Jahren ja durchaus auf mehr Anklang stoßen. „Später kann man die Idee ja wieder aus der Schubladen holen“, sagt er. Nur im Moment eben „scheint die Zeit noch nicht reif zu sein“.