Teilnehmer des Workshops diskutierten am Bismarckplatz mit Experten.Foto: Privat Foto:  

Die Bürgerbeteiligung zum Bismarckplatz geht in die heiße Phase. Nach der Art der Nutzung geht es nun um die Verkehrssituation. Die Bürger sind eingeladen, mitzuhirnen.

S-West - Gelegentlich vernimmt man inzwischen die Parole, „Der Süden ist der neue Westen“. Sie zielt auf den Marienplatz, der sich zum Quartierswohnzimmer und Szenetreff gemausert hat. Im Westen will man so etwas auch, und da kommt das Sanierungsprojekt Stuttgart 28 mit dem Bismarckplatz als einem seiner zentralen Bestandteile gerade richtig. So stießen die Stadtverwaltung, das Forum Lebendiger Westen und die Bürgerstiftung auf Resonanz, als sie zum öffentlichen Brainstorming über die künftige Nutzung des Platzes einluden. Bereits im Frühjahr hatte eine Bürgerbeteiligung stattgefunden. Zwei zentrale Themen wurden dabei herauskristallisiert: die Frage nach der verkehrlichen Ordnung des Platzes und die Frage seiner künftigen Nutzung. Zu letzterer wurde anschließend die Meinung von 172 Anwohnern und Nutzern eingeholt.

Die Leute wollen draußen verweilen

Gemäß dieser soll für mehr als die Hälfte der Befragten der Bismarckplatz eine Mischung aus Veranstaltungs- und Erholungsort werden. 74 Prozent wollen dort draußen verweilen, spazieren oder spielen. 67 Prozent wollen den Markt besuchen und 62 Prozent wünschen sich Cafés und Restaurants. Großen Wert legen die Befragten auch auf den Baumbestand sowie auf ein Wasserspiel oder einen Brunnen. Unklar war das Meinungsbild in Bezug auf Spielflächen: 27 Prozent der Befragten bevorzugten eine Spielfläche in der Elisabethenanlage, 23 Prozent wünschen sich Spielplätze sowohl auf dem Bismarckplatz als auch in der Elisabethenanlage.

Jüngst beim Workshop waren etwa 50 Teilnehmer auf den Bismarckplatz gekommen, um vor Ort mit Fachleuten aus dem Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung und dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt über diese Bürgerwünsche zu diskutieren. Die Ergebnisse der Beteiligungsveranstaltung werden voraussichtlich am Montag, 26. Oktober, ins Internet eingestellt.

So unterschiedlich die Partikularinteressen etwa von Radfahrern, Fußgängern, Familien mit Kleinkindern oder Senioren auch sein mögen, in einem Punkt herrschte Einigkeit: Der Bismarckplatz soll eins werden. Er soll gewissermaßen am Stück erlebbar sein, zum Flanieren, Sitzen und Spielen einladen. Flächenmäßig sind Marien- und Bismarckplatz im Grunde gar nicht so unterschiedlich. Doch wirkt der Platz mit der Elisabeth-Kirche ungleich kleiner, hauptsächlich deshalb, weil er recht zergliedert ist und vor allem, weil die stark befahrenen Schwabstraße ihn in zwei Teile zerlegt. Darin sehen sowohl die Bürger, die ihre Ideen einspeisten, als auch die Fachleute das Hauptproblem.

Ein Bauzaun als Litfaßsäule

Dieses und andere Verkehrsprobleme am Bismarckplatz sind Thema beim Workshop am 13. November. Jeder, dem der Bismarckplatz am Herzen liegt, ist eingeladen, sich zu beteiligen. Bereits am 29. Oktober beginnt die Online-Beteiligung. Bis 10. November können sich alle Stuttgarter einbringen. Am Ende sollen alle Ergebnisse aus der Beteiligung als Grundlage dienen für den Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des Bismarckplatzes. Am 29. Oktober beginnt die Online-Beteiligung mit einer Umfrage und einem offenen Diskussionsforum. Bis 10. November können sich alle Stuttgarter einbringen. (siehe Kasten)

Beim Forum Lebender Westen, wo die Fäden für die Bürgerbeteiligung zusammenlaufen, wünscht man sich noch mehr Bürger, die sich einbringen. „Kaum jemand weiß von der Bürgerbeteiligung am Bismarckplatz“, sagt Rainer Benz vom Forum. Auch findet er die Resonanz bei den bisherigen Veranstaltungen gemessen an der Relevanz des Themas zu dünn. Gemeinsam mit dem Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung hat er eine Idee entwickelt, die das Thema Bürgerbeteiligung bei der Neugestaltung des Bismarckplatzes in die Köpfe trägt: den sprechenden Bauzaun. In Anlehnung an den inzwischen museal konservierten S-21-Bauzaun, soll das Stahlgestell einerseits Informationen transportieren, andererseits Raum für Ideen und Meinungsäußerungen lassen. Hier können Passanten Zettel anheften und das Forum kann seine nächsten Termine ankündigen, den Fortgang des Projekts und Zwischenergebnisse bekannt gegeben, sagte Benz in der Sitzung des Bezirksbeirats. „Die Kommunikation geh in beide Richtungen.“

Viele Bezirksbeiräte monierten, dass der Zaun nicht gut aussähe, zu prominent platziert und zu wuchtig sei. Doch der Wunsch der engagierten Bürger nach einer gut sichtbaren Info-Plattform wog bei der Abstimmung letztlich schwerer als die ästhetischen Einwände: Der Bezirksbeirat bewilligte einen Zuschuss in Höhe von 444 Euro für den Bauzaun, dessen Kosten sich insgesamt auf 2500 Euro belaufen.

Termine

Die Ergebnisse der Beteiligungsveranstaltung zur Art der Nutzung des Platzes sind von kommenden Montag an, 26. Oktober, auf der Internetplattform www.stuttgart-meine-stadt.de/bismarckplatz/ nachzulesen sein.

Am 29. Oktober beginnt die Online-Beteiligung auf dem Portal www.stuttgart-meine-stadt.de mit einer Umfrage und einem offenen Diskussionsforum. Bis zum 10. November können sich alle Stuttgarter einbringen. Voraussetzung ist eine einmalige, kostenfreie Registrierung auf dem Portal. Unter www.lebendiger-westen.de finden Interessierte Infos über den Stand der Planungen und zu den nächsten Veranstaltungen.

Verkehrs-Workshop
Die Verkehrsproblematik am Bismarckplatz sind Thema beim nächsten öffentlichen Workshop am 13. November, um 18 Uhr in der Paulusgemeinde in der Paulusstraße 1.