Daumen hoch! Eine ganze Gruppe von Aktiven hat Ideen der Bürgerbeteiligung vorgestellt (oben). Christine Keinath übergibt OB Fritz Kuhn und Baubürgermeister Peter Pätzold die Memo-Fahnen (unten). Foto: Georg Linsenmann

Am Schluss zeigten alle Daumen nach oben. Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Baubürgermeister Peter Pätzold sind beigeistert von den Ideen aus der Bürgerbeteiligung im Stadtbezirk. Aber die städtische Unterstützung macht auch eifersüchtig.

Stuttgart-Untertürkheim - Keine zwei Jahre ist es her, dass Oberbürgermeister Fritz Kuhn bei der Bürgerversammlung in der Sängerhalle Untertürkheim die Probleme des Stadtbezirkes nur so um die Ohren flogen. So wirkte es fast wie ein Befreiungsschlag des freilich vorher präparierten Stadtoberhauptes, als er die Idee eines „Masterplanes“ aus dem Hut zog. Mit einigen Bausteinen eines solchen Generalplanes gegen die Abwärtsspirale des Bezirkes ging es dann relativ zügig vor. Etwa mit dem „Landschaftspark Neckar“ am Lindenschulviertel oder dem städtischen Pilotprojekt „Gesund älter werden in Untertürkheim“. Was fehlte, war der große „städtebauliche Rahmenplan“ für alle Themen, die dem Bezirk unter den Nägeln brennen. Vom Wohnen über Verkehr bis zu Gewerbe, Kultur und Sport.

Doch auch dafür ist nun der Weg frei – und zwar mit der auf breiter Basis vollzogenen Bürgerbeteiligung, zu der es nun im vollen Saal des katholischen Gemeindezentrums St. Johannes eine Abschlussveranstaltung gab – mit Beteiligung von OB Kuhn. Ihm schrieb Yvonne Hummel, die stellvertretende Bezirksvorsteherin, gleich bei der Begrüßung ins Stammbuch: „Ich bin begeistert vom erneut starken Interesse. Bürgerbeteiligung ist aber nur dann erfolgreich, wenn das Engagement belohnt wird und wenn sich in der Stadt etwas bewegt.“

Ein Ball, den Kuhn aufnahm, indem er zunächst Problemlagen wie Verkehrliches, Geschäftsstruktur des Bezirks, Bahnhof oder Carl-Benz-Platz anriss, um sodann einzuräumen: „Das hohe Interesse bedeutet auch hohe Erwartungen, was die Stadt daraus macht, sodass Ihr Engagement nicht umsonst war. Es geht um mehr als Springbrünnele anzuschmeißen und Bänkle aufzubauen.“ Zugleich deutete er an, dass die in Untertürkheim entfachte Dynamik anderswo Begehren weckt: „Andere sind schon ein bisschen eifersüchtig.“

An eine Schnur gefädelt wurden die Fähnchen OB Kuhn übergeben

Dörte Meierling vom Büro Planbar, das bei der Bürgerbeteiligung federführend war, skizzierte zum einen den vielschichtigen Verlauf der Beteiligung und zum anderen zentrale Ergebnisse des artikulierten Änderungsbedarfes. Eine lange Liste, en gros und en détail, von der viele Hauptpunkte auch in dem auftauchten, was die 14 verschiedenen Arbeitsgruppen sich für die „Zukunft Untertürkheims auf die Fahnen geschrieben“ hatten: Mit neuralgischen Themen wie Carl-Benz-Platz, Bahnhof, Ortseingänge oder Zustand des Ortskerns als Dauerbrenner. Oder mit dem Wunsch, den Leonhard-Schmidt-Platz zu einem attraktiven, zentralen öffentlichen Aufenthaltsraum im Altstadtkern zu machen. Aber auch Themen wie Radwege, touristische Nutzung der Weinberge oder „Wohnen für alle Altersgruppen“ und „friedliches Zusammenleben aller Kulturen“, wofür es spontanen Beifall gab. Hübsch an eine Schnur gefädelt, worden die Fähnchen dann OB Kuhn übergeben, wobei Christine Keinath im Namen der Gruppen forderte: „Bringen Sie das Konzept zum Laufen!“

Die Synthese von Erhalt und Erneuerung des alten Stadtkerns ist schwierig

Tendenziell abendfüllend war, was Baubürgermeister Peter Pätzold nach gut zwei Stunden im finalen Gespräch mit Dörte Meierling zu den anstehenden Gestaltungsaufgaben auszuführen hatte. Er machte es dann knapp, zeigte sich etwa offen hinsichtlich Gestaltungswettbewerben für Carl-Benz- und Bahnhofsvorplatz. Die Synthese von Erhalt und Erneuerung des alten Stadtkerns bezeichnete Pätzold als „schwierige Aufgabe, die man nur in einer gemeinsamen Weiterentwicklung“ angehen könne. Auch unter Beteiligung der Eigentümer: „Wichtig ist, dass wir ein gemeinsames Bild entwickeln und ein gemeinsames Ziel.“ Nun gehe es darum, „wie man einzelne Projekte Stück für Stück in die Tat umsetzen kann“.

Abschließend sagte Peter Pätzold zu der Versammlung: „Es war toll. Bleiben Sie dabei! Ich freue mich darauf, an diesem Projekt zu arbeiten und mit Ihnen Umsetzungen zu sehen.“