Das alte Rathaus in Kleinheppach soll einem neuen Dorfhaus weichen. Mit einem Bürgerbegehren will eine Initiative erreichen, dass die Fassade des Neubaus seinem Vorgänger ähnelt. Foto: Gottfried Stoppel

Eine Initiative hat in Korb ein Bürgerbegehren ins Laufen gebracht. Sie möchte erreichen, dass das geplante Dorfhaus Kleinheppach eine Fassade mit historischer Anmutung bekommt.

Korb - Es geht eigentlich nur um ein Detail. „Alle sind sich über das Nutzungskonzept einig, freuen sich über die neue Museumslandschaft, die Arztpraxis und die Tiefgaragenstellplätze. Ich denke, es gibt bei diesem Projekt zu 98 Prozent einen Konsens“, sagt der Korber Bürgermeister Jochen Müller. Nur darüber, wie das Äußere des neuen Dorfhauses im Ortsteil Kleinheppach aussehen soll, besteht keine Einigkeit.

Das markante Gebäude ziert Schokotäfelchen

„Da wurde am Bürger vorbei entschieden“, sagt Thilo Utz, Sprecher der Initiative, die sich dafür einsetzt, dass das Dorfhaus Kleinheppach eine Fassade erhält, die an das Aussehen des jetzigen Rathauses erinnert. Dieses sieht mit seinem Fachwerk, seinen Blumenkästen und dem Glockenturm schmuck aus. „Das Gebäude ist so markant, dass es sogar Schokoladentäfelchen ziert, die die Gemeinde verschenkt“, sagt Thilo Utz. „Es würde den Ortskern, den Markenkern von Kleinheppach sehr schwächen, wenn man dieses Gebäude durch einen beliebigen Neubau ersetzen würde“, sagt Mitstreiter Ronald Lindner.

Sanierung des Rathauses zu teuer

So schön das Rathaus von außen wirkt, das Innere ist jedoch völlig marode. Aufgrund der hohen Sanierungskosten hat sich die Gemeinde für einen Neubau entschieden. Zumal auch das Nachbarhaus erworben werden konnte und sich die Möglichkeit auftat, die Ortsmitte neu zu gestalten. In das Dorfhaus sollen neben dem Steinzeitmuseum und einer Arztpraxis auch die Bücherei, die Verwaltungsstelle sowie Wohnungen Platz finden. Bauherr des etwa fünf Millionen teuren Projektes ist die Kreisbau. Die öffentliche Nutzung sowie die Arztpraxis werden durch das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum mit etwa 500 000 Euro bezuschusst.

Der Ortschaftsrat hat sich für die moderne Variante ausgesprochen

Das Stuttgarter Architektenbüro ARP hat zwei Varianten ausgearbeitet: eine mit moderner Fassade, eine mit historischer Anmutung. Der Ortschaftsrat hat sich im Frühjahr mehrheitlich für die moderne Variante 1 entschieden, der Gemeinderat ist der Empfehlung gefolgt – mit Ausnahme der Fraktion der Freien Bürger. Dabei hatten sich bei einer Umfrage zu diesem Thema 544 Kleinheppacher – also gut ein Viertel des Ortes – für den Erhalt des alten Aussehens ausgesprochen.

Bis zum 10. August müssen 593 Unterschriften da sein

Seit gut einer Woche ist die Initiative nun wieder am Sammeln von Unterschriften. „Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sich etwa 85 Prozent derjenigen, die wir ansprechen, für die zweite Variante aussprechen“, sagt Ronald Lindner. Bis zum 10. August haben die Kleinheppacher Zeit, um die nötigen 593 Unterschriften zusammen zu bekommen. Bei einem Entscheid müssten sich dann 851 Bürger, also 20 Prozent der wahlberechtigten Korber, für die Fassade in historischer Anmutung aussprechen. Das Baugesuch muss jedoch schon bis 30. September eingereicht werden, damit die Fördergelder nicht verloren gehen. Allerdings könnte die Fassade nach einer entsprechenden Abstimmung auch nachträglich geändert werden – das haben Gemeinde und Initiative beim Land abgeklärt. „Und wenn sich nicht genügend Bürger dafür aussprechen, dann müssen wir es akzeptieren“, sagt Thilo Utz. Sein Herz hänge jedoch an dem Ortskern: „Ich komme viel in der Welt herum. Überall wird Altes erhalten. Das wünsche ich mir auch für daheim“, sagt der Unternehmer.

Die Initiative wird am Samstag von 9 bis 14 Uhr auf dem Seeplatz über das Projekt und das Bürgerbegehren informieren. Weitere Infos gibt es auch auf Facebook.

Bürgerbegehren im Rems-Murr-Kreis

Voraussetzungen
: Ein Bürgerbegehren muss mehrere Voraussetzungen erfüllen, damit daraus ein Bürgerentscheid entstehen kann. Die Unterschrift von sieben Prozent der Wahlberechtigen ist notwendig, zudem muss die Fragestellung rechtlich korrekt formuliert sein.

Winnenden
: Eine Initiative wollte Anfang des Jahres mit einem Bürgerbegehren erreichen, dass die Robert-Boehringer-Schule in Winnenden erhalten bleibt. Ein Gutachter stellte fest, dass die enthaltene Frage nicht richtig gestellt war. Zudem war nicht zulässig, dass sich das Bürgerbegehren gegen einen verabschiedeten Haushalt gerichtet hatte. Die Zahl der Unterschriften hätten indes für den Bürgerentscheid gereicht. Der Gemeinderat wies das Begehren als unzulässig zurück.

Kernen
: Im vergangenen Jahr hat ein Bürgerbegehren in Kernen erreicht, dass die Bürger im vergangenen November über den umstrittenen Aussichtssteg im Naturdenkmal Sieben Linden abgestimmen konnen. Das Projekt zur Remstalgartenschau 2019 war im Ort umstritten. Es beteiligten sich genügend Wähler an dem Bürgerentscheid, der Steg wurde mit großer Mehrheit abgelehnt.