Ein Anwohner hatte eine Sitzbank an der Haltestelle Kühwasen aufgestellt. Weil er diese auf Betreiben eines Anwohners wieder entfernen musste, hat er an den Pfosten der Haltestelle aus Protest ein Gedicht angeheftet. Foto: Liviana Jansen

Ein Anwohner hat an der Haltestelle Kühwasen eine Sitzbank aufgestellt, um es älteren Menschen bequemer zu machen. Doch ein Anwohner bemerkte, dass diese auf seinem Privatgelände stand. Er verlangte von dem Anwohner, die Bank wieder zu entfernen. Der leistete Folge, erinnert nun aber mit einem an den Pfosten der Haltestelle gehefteten Gedicht an seine Aktion.

Sillenbuch - Bernd Wiedmann hat es gut gemeint. Der Sillenbucher wohnt laut eigener Schätzung 100 Meter weit entfernt von der Haltestelle Kühwasen an der Fridinger Straße. Er ist pensioniert und hatte vor einiger Zeit ein Problem am Knie. „Ich sehe immer viele Ältere an der Bushaltestelle. Da gibt es sicher auch einige, die Probleme haben, wenn sie lange stehen müssen“, sagt der Sillenbucher.

Wiedmann ist handwerklich begabt. Deshalb hat er vor einigen Wochen eine Holzbank gezimmert und sie an die Haltestelle gestellt. „Ich dachte, das wäre eine gute Tat, über sie sich alle freuen“, sagt er. Doch einer freute sich darüber gar nicht. Ein Anwohner meldete sich bei Wiedmann und wies ihn darauf hin, dass die Bank auf seinem Privatgrundstück stehe. Tatsächlich gibt es hinter der Haltestelle Garagen.

Anwohner fürchtet Haftung

Vielleicht fürchtete der Anwohner, dass er sein Auto nicht mehr ein- und ausparken könnte. Bernd Wiedmann sagte er etwas anderes: „Er meinte, er wolle nicht für den Schaden aufkommen, wenn jemand von einer Bank fällt, die auf seinem Grundstück steht“, sagt Wiedemann.

Bernd Wiedmann hält diesen Verweis auf versicherungstechnische Fragen für kleinlich. Er hat an der Haltestelle einen Zettel aufgehängt, auf dem er erklärt, dass die Bank „deutscher Gründlichkeit“ zum Opfer gefallen sei. Was immer Wiedmann damit gemeint hat, jemandem hat es nicht gefallen. Der Zettel verschwand kurz darauf. Wiedmann will aber immer noch auf seine Bank hinweisen. Er hat nun einen neuen Zettel an der Bushaltestelle angebracht. Dieses Mal hat er sich besondere Mühe gegeben und seine Kritik als schwäbisches Gedicht verpackt. „Mal sehen, wie lange das nun hängen bleibt“, sagt er.

Bank auf Privatgelände nicht möglich

Bernd Wiedmann hat sich mit seinem Anliegen, eine Sitzgelegenheit an der Haltestelle Kühwasen zu schaffen, nicht an die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) gewendet. Die SSB wäre eigentlich dafür zuständig, eine Bank an einer Haltestelle aufzustellen. Allerdings habe die Verkehrsgesellschaft keine Möglichkeit, etwas auf Privatgelände aufzustellen, sagt eine Sprecherin der SSB. „An dieser Stelle halten wir es für nicht möglich“, sagt sie.

Der Respekt vor fremdem Eigentum gilt natürlich auch für Privatpersonen wie Bernd Wiedmann. Er sieht das auch ein, hätte sich aber eine Erlaubnis des Privatbesitzers gewünscht. Eine Anwohnerin findet es schade, dass die Bank wieder weg ist. „Wenn Leute etwas für das Gemeinwohl tun, stellt man ihnen Hindernisse in den Weg“, sagt sie.