Herbert Weichel kümmert sich seit vier Jahren um den Wegstreifen. Foto: Maike Woydt

Herbert Weichel konnte die wuchernde Hecke nicht mehr sehen und griff selbst zur Schere. Einen Entschluss, sowie einen Anruf später wurde er zum Paten der Hecke.

Möhringen - Die Cotoneasterhecke war ihm einfach ein Dorn im Auge. Hübsch gerichtet macht sie ja durchaus etwas her und wird von Landschaftsgärtner gar zur Verschönerung benutzt. Aber „seit 30 Jahren ist die Hecke nicht mehr geschnitten worden, der Untergrund war ganz ausgetrocknet“, sagt Herbert Weichel. Die Hecke überwucherte alles, was sonst so auf dem Streifen neben dem Weg wuchs. Inzwischen lugen dort aber Primeln, ein Gingko-Bäumchen, Liguster und verschiedene Sträucher aus der Erde. Und zwar auf Betreiben von Weichel. Das Besondere daran ist, dass es sich bei dem Fleckchen Erde um städtischen Grund handelt.

Ein Herz für den Streifen Hecke

Der einstmals zugewachsene Streifen grenzt an Weichels Grundstück. Er wohnt in einem Haus im Salzäcker, gleich oberhalb des Spitalrains. 2010 fasste er den Entschluss, dass der wuchernden Pflanze Einhalt geboten werden muss. Anfangs hatte er ohne Wissen des Gartenamtes die Hecke geschnitten. Doch dann entschied er sich, für den Wegstreifen offiziell die Patenschaft zu übernehmen. Am 27. März 2014 bekam er Post von der Stadt Stuttgart. Darin wurde er als Pate bestätigt und bekam für sein bürgerschaftliches Engagement sogar schriftlich den Dank von Oberbürgermeister Fritz Kuhn ausgesprochen.

Pate werden kann jeder, ein Anruf genügt

Walter Wagner kennt viele der stadtweit rund 200 ehrenamtliche Paten, immerhin arbeitet er beim Gartenamt. Es gibt Baumpaten, Grünflächenpaten, Spielplatzpaten und Paten, die sich um die Hundesets kümmern und die Tütenspender auffüllen, damit Hundebesitzer die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner aufsammeln können. Melden kann sich dafür jeder, der es in seiner Nachbarschaft schöner haben will. „Das geht formlos, ein Anruf genügt“, sagt Wagner. Zu ihren Aufgaben gehört, nach dem Rechten zu schauen und vielleicht auch mal zu gießen oder sauber zu machen.

„Und dann gibt es da noch die Paten, die ein Beet gestalten“, sagt Wagner. Davon gibt es nur wenige, denn das setzt gärtnerisches Geschick voraus. „Und sie müssen sich mit uns abstimmen“, sagt der Mann vom Gartenamt.

Genau so einer ist Herbert Weichel. Nachdem er mit Thomas Monetha, dem Leiter der Stadtgärtnerei auf dem Fasanenhof, gesprochen hatte, waren die weitergehenden Maßnahmen geplant: Das Gartenamt hatte Humusboden und Befestigungssteine geliefert, und Weichel kümmerte sich um den Rest. „Viele Gartennachbarn oder Rentner aus dem Altenheim kommen mit Sträuchern, Stauden oder Blumenzwiebeln vorbei, die ich dann einpflanzen kann“, sagt Weichel.

Weichel ist stolz auf seine Arbeit. Vor allem, wenn Spaziergängern seine Mühen auffällt. „Klar ist es viel Arbeit, aber es macht mir ja auch Spaß“, sagt der Rentner aus Möhringen.