Eiszeit an der Schwarzwaldhochstraße: Die Bühlerhöhe gehörte viele Jahre zu den besten Hotels in Europa, nun ist die Zukunft ungewiss Foto: fk

Einst war die Bühlerhöhe ein weltweit renommiertes Hotel, nun aber steht die Nobelherberge auf dem Abstellgleis. Rettung ist nach StN-Informationen nicht in Sicht, im Schwarzwald schrillen die Alarmglocken.

Stuttgart/bühl - Wer hat hier nicht schon alles geschlafen und die klare Schwarzwaldluft genossen: Konrad Adenauer, Bill Clinton, Kofi Annan, Boris Becker und, und, und. Die Liste der Kanzler, Könige, Stars und Sternchen, die im Nobelhotel Bühlerhöhe hoch über Baden-Baden waren, ist lang und prominent. Doch alles deutet darauf hin, dass die glorreichen Zeiten (endgültig) vorbei sind. Denn die Zukunft der Bühlerhöhe, einst eines der weltweit renommiertesten Fünf-Sterne-Hotels, ist ungewisser denn je. Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten bleibt das Haus entgegen den Plänen bis auf weiteres geschlossen. „Die für Frühjahr 2015 geplante Wiedereröffnung ist nicht machbar“, sagte der noch amtierende Hotelmanager Reto Schumacher am Mittwoch unserer Zeitung. Ob und wann es eine Wiedereröffnung gibt, ist unklar. „Frühestens im Jahr 2016“, so Schumacher.

Die Bühlerhöhe war im Zug eines Insolvenzverfahrens Ende 2013 quasi über Nacht für rund 30 Millionen Euro an eine Investorengruppe aus Kasachstan verkauft worden. Für diesen Betrag war das Hotel bereits 2010 an den ukrainischen Geschäftsmann Igor Bakai veräußert worden, der aber nur 18 Millionen Euro bezahlt hatte. Als der Restbetrag nicht überwiesen wurde, war das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Mit dem Kaufpreis waren zahlreiche Forderungen der Gläubiger erfüllt worden, darunter auch gegenüber dem ehemaligen Hotelbesitzer, dem SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp.

Nach Recherchen unserer Zeitung haben seit dem Verkauf des Hotels mit seinen 77 Zimmern und 13 Suiten an die Investorengruppe aus Kasachstan im Dezember 2013 aber keinerlei Sanierungsarbeiten auf der Bühlerhöhe stattgefunden. „Der Russe kauft so etwas und sammelt Hotels wie andere Leute Briefmarken, ohne dass es ihn wirklich interessiert“, sagt ein Insider der Immobilienszene. Unmittelbar nach dem Verkauf hatte es noch geheißen, die Kasachen wollten das Nobelhotel für 40 bis 50 Millionen Euro umbauen und im Frühjahr 2015 als weltweites Vorzeigeprojekt für ein hochmodernes Wellness-Hotel wieder eröffnen. Experten halten die Investitionssumme aber für deutlich zu gering und beziffern die Sanierungskosten wegen der langen Schließung inzwischen auf bis zu 80 Millionen Euro. „Das holt man mit dem Hotelbetrieb nicht so schnell wieder rein“, sagen Branchenexperten. Wie es heißt, entstehen derzeit monatlich bis zu 100 000 Euro sogenannte Leerstandskosten, davon über die Hälfte für Heizöl, um das Anwesen auf 770 Meter Höhe nicht ganz verwahrlosen zu lassen. Aus Sicht des Bühler Oberbürgermeisters Hubert Schnurr ist die Entwicklung „ein Trauerspiel“. Das einst „so renommierte Image der Bühlerhöhe schwindet von Tag zu Tag, je länger sie geschlossen ist“.

Die ungewisse Zukunft der Bühlerhöhe passt in die Entwicklung der Nobelhotel-Szene. In Baden-Baden soll seit Jahrzehnten im Neuen Schloss eine Luxusherberge entstehen, mehrfach scheiterte das aber. Nun wollen die Hyatt-Gruppe und kuwaitische Investoren die Idee verwirklichen, aber die Finanzierung sei noch nicht geklärt, sagt ein Sprecher der Stadt. Als ungewiss gilt auch die Zukunft des Europäischen Hofs, der zur Steigenberger-Gruppe gehört. Andere schreckt die Entwicklung aber nicht ab. Die Libeskind-Gruppe plant ein Sieben-Sterne-Haus in Baden-Baden, und Mode-Unternehmer Bernhard Wagener lässt bereits die Bagger buddeln, um unweit des Festspielhauses ein Fünf-Sterne-Hotel zu bauen.