Moritz strahlt in leuchtendem Gelb und zieht d ie Blicke der Messebesucher auf sich. Bei einem Gewinnspiel werden Eintrittskarten verlost. Foto: Rebecca Stahlberg

Der alte Bücherbus Moritz – der auch in Plieningen, Birkach und Sillenbuch unterwegs war – hat eine neue Aufgabe. Er wirbt für die Messe Stuttgart. Nach 26 Jahren als fahrende Bücherei ist er seit 2013 im Ruhestand, nun hat er wieder etwas zu tun.

Filder - Noch gehört er nicht zum alten Eisen: Der ehemalige Bücherbus Moritz steht nach dem Ende seiner Laufbahn nicht im Museum und verstaubt. Er hat einen neuen Job gefunden und ist seit Kurzem für die Messe Stuttgart im Einsatz. Sein früherer Eigentümer Konrad Auwärter ist froh: „Er ist jetzt als Außenminister für die Messe tätig“, sagt er. Auwärter war Geschäftsführer der Firma Neoplan, die früher in Möhringen ihr Stammwerk hatte; dort ist Moritz gebaut worden. Die Firma Retro Promotion, die die Oldtimer-Ausstellung Retro Classics veranstaltet, hat den Bus gekauft und vermietet ihn an die Messe Stuttgart. Die feiert dieses Jahr ihr 75-jähriges Bestehen und nutzt Moritz als Werbeträger und Infomobil. Der gelbe Bus steht bei Veranstaltungen in den Hallen der Messe und ist außerdem bei rund 30 Veranstaltungen in der Region zu sehen.

Für seinen neuen Einsatz ist Moritz aufwendig umgebaut und beklebt worden. Das hat rund 100 000 Euro gekostet. Die Bücherregale sind weg, dafür dient die eine Seite als Projektionsfläche für eine Multi-Media-Show. Drei Beamer hängen an der Decke und projizieren Aufnahmen an die Wand. Zudem sind dort neun kleinere Bildschirme eingelassen, die alte Fotos und Werbeplakate von Messen der vergangenen 75 Jahre zeigen.

Eine Reise in die Vergangenheit der Messe

„Wir haben die Chronik der Messe in Dekaden eingeteilt und zeigen in dem Film, welche Veranstaltung wir in welchem Jahrzehnt auf den Weg gebracht haben“, erklärt Martin Walter, der die Marketing-Kommunikation der Messe Stuttgart leitet. Beim Umzug der Messe vom Killesberg auf die Filder seien zwar „leider viele historische Aufnahmen verschütt gegangen“, erzählt er. Man habe jedoch eng mit dem SWR zusammengearbeitet und Aufnahmen aus dessen Archiv bekommen. „Der Film spiegelt wider, was in Baden-Württemberg zur jeweiligen Zeit interessant war“, beschreibt er. Außergewöhnlich waren zum Beispiel die Funkausstellung 1965 oder das Konzert der Rolling Stones im Jahr 1970.

Wo er auch ist, der Bus zieht Blicke auf sich und wird von vielen wiedererkannt. „Die Stuttgarter kennen den Moritz“, sagt Markus Vogt, der Pressesprecher der Messe Stuttgart. „Er hat mehr Charme als es irgendein Fahrzeug gehabt hätte. Und uns war der Gedanke sympathisch, dass er vorher Bücher zu den Menschen gebracht hat. Jetzt bringt er ihnen die Messe nahe, macht sie sichtbar und erlebbar“, beschreibt er.

Nach 26 Jahren wurde Moritz in den Ruhestand geschickt

Im Ländle unterwegs sein kann Moritz deswegen, weil er als Ausstellungsfahrzeug eine Sondergenehmigung erhalten hat und mit dieser offiziell wieder auf den Straßen unterwegs sein darf, auch in Umweltzonen. Moritz hat mehr als 26 Jahre lang gemeinsam mit seinem Bruder Max Bücher in die Stadtteile Stuttgarts transportiert, die keine Stadtteilbücherei haben. Im Herbst 2013 wurde er in den Ruhestand geschickt, weil er keine Feinstaubplakette bekam – und eben nicht mehr auf Stuttgarter Stadtgebiet fahren durfte. Die Stadt gab Auwärter den Bus zurück. Der hatte schon damals erklärt, ihn nicht nur im Museum stehen lassen zu wollen. Die Möhringer waren dazu aufgerufen, Ideen für die Nutzung einzubringen. Nach einigen Einsätzen – etwa bei Möhringen mobil oder für das Evangelische Jugendwerk Württemberg – wurde das Projekt vergangenen Herbst jedoch eingestellt. „Leider haben sich für die eingereichten vielen guten Ideen keine Idealisten gefunden, die die Projekte umsetzen wollten“, sagt Manfred Breuning von der Initiative Lebensraum Möhringen, Sonnenberg, Fasanenhof (Ilm), unter deren Dach das Projekt angesiedelt war.

Was wird aus Moritz, wenn das Jubiläumsjahr der Messe vorüber ist? „Im Sommer überlegen wir, wie es weitergeht“, sagt Walter. Man habe den Umbau so gestaltet, dass der Bus individuell auch für andere Zwecke genutzt und beispielsweise andere Filme eingespielt werden können, erklärt er. Zudem seien alle Veränderungen rückgängig zu machen. Konrad Auwärter jedenfalls ist „überzeugt, dass diese Situation für den Moritz gut ist“. Und Sorgen um die Zukunft macht er sich auch nicht: „Der Vertrag läuft in fünf Jahren aus. Aus Erfahrung weiß ich, dass mir der Moritz dann wieder angeboten wird und ich werde ihn dann wieder in meinen Pool aufnehmen“, sagt er.

Weitere Informationen zum Bus:

Umbau:
Der Umbau war eine technische Herausforderung. Verantwortlich war derselbe Innenausbauer, der Moritz damals zum Bücherbus ausgebaut hatte. Besonders schwierig war es, mit den drei Beamern ein überschneidungsfreies Bild auf die Seitenwand zu projizieren, denn die Geräte sind lediglich 1,50 Meter von der Fläche entfernt. Was noch fehlt, ist der Schriftzug „Moritz“ an der Stirnseite, das soll nachgeholt werden.

Einsatz:
Nach seinem Umbau ist Moritz für die Messe Stuttgart unterwegs. Wenn er nicht in den Hallen auf dem Messegelände steht, fährt er zu Veranstaltungen in der Region. Beispielsweise ist er am 28. März auf der Königstraße in Stuttgart anzutreffen oder am 3. Mai beim verkaufsoffenen Sonntag in Metzingen.

Gewinnspiel:
Wer Moritz besucht, kann an einem Gewinnspiel teilnehmen. Verlost werden unter anderem Eintrittskarten für die Messe.