Ivica Perkovic hat im Muse-O seinen ersten Roman vorgestellt. Foto: Christoph Kutzer

Ivica Perkovic ist Werbetexter, wohnt in Ostheim und hat jetzt in der Reihe „Text & Extra“ im Muse-O in Gablenberg seinen ersten Roman vorgestellt. Er hat den Titel „Nachtfahrt nach Livno“ und erzählt die Geschichte des Bosniers Niko, der in Stuttgart lebt, sich verliebt – und Probleme mit seiner Familie bekommt.

S-Ost -

Breitbeinig sitzt Ivica Perkovicć vor seinem Publikum im Museumsverein Stuttgart-Ost, seinen Debütroman „Nachtfahrt nach Livno“ in der einen Hand, simuliert er mit der anderen den Gebrauch eines Lenkrads. Nena und Saša Jerkovicć unterlegen das Szenario mit einer beschwingten Version von Irving Berlins Jazz-Klassiker „Cheek To Cheek“.

Niko setzt sich aus vielen Menschen zusammen

„Wenn Autoren nur dasitzen und aus ihrem Buch vortragen, finde ich das eher langweilig“, gesteht Perkovicć. Entsprechend anders gestaltet er seine eigene Lesung in der Reihe „Text & Extra“. Immer wieder ergänzt er die Kostproben aus seinem im März erschienenen Erstling, der die Geschichte des Bosniers Niko und seines Neustarts in Stuttgart erzählt, durch Erinnerungen aus seiner eigenen Zeit als Gastarbeiterkind in Deutschland. Dass sich Fakt und Fiktion im Kopf des Zuhörers vermischen, ist durchaus beabsichtigt. „Niko trägt auch biografische Züge“, verrät der in Ostheim ansässige Werbetexter. „Niko bedeutet auf Bosnisch ,Niemand‘. Ich habe diesen Namen gewählt, weil sich die Figur aus vielen verschiedenen Menschen zusammensetzt, die es wirklich gibt.“

Ivica Perkovicć ist ein unterhaltsamer Erzähler. Wenn er berichtet, wie groß der Kulturschock war, als er in Deutschland statt schwarz gekleideter Mütterchen Omas in bunten Blumenkleidern antraf, die Zigaretten rauchten, oder wenn er der Verwunderung darüber nachspürt, dass im reichen Schwabenland kein Straßenfeger die Kehrwoche erledigt, dann hat er die Lacher auf seiner Seite.

Sogar sein ehemaliger Deutschlehrer ist da

Auch Perkovics ehemaliger Deutschlehrer am Königin-Charlotte-Gymnasium in Möhringen, der die Lesung besucht, ist sichtlich angetan vom Auftritt seines einstigen Schützlings. So gut kann Integration funktionieren. Dass damit keineswegs alle Probleme ausgeräumt sein müssen, schildert „Nachtfahrt nach Livno“ neben amüsanten Episoden ebenfalls. Niko verliebt sich in Karin, eine Deutsche, und gerät in Konflikt mit ihrer, aber auch mit seiner eigenen Familie. Dabei hat der Protagonist sein bosnisches Erbe ja gar nicht abgelegt.

Perkovic schreibt auf Deutsch, sagt aber von sich, er fluche immer noch lieber auf Kroatisch. Er fühlt sich wohl hier, sein Herz schlägt aber auch immer noch für den Balkan. Lustvoll stürzt er sich auf die Eigenheiten der Bosnier, amüsiert sich über ihren Fimmel, Spitznamen zu verleihen oder verdeutlicht ihre Gabe, alles mit Humor zu nehmen, mit einer makabren Beerdigungsszene. Das ist ungeheuer kurzweilig. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Das Duo Jerković rundet den Abend stimmig ab. Besser hätte der Neustart der Lesungsreihe im Muse-O nicht gelingen können.