Rudolf Buchbinder Foto: Borggreve

Begeisterung in der Liederhalle Stuttgart: Mit fünf Beethovensonaten beschloss der Wiener Pianist Rudolf Buchbinder die Abonnementreihe der SKS-Russ-Meisterpianisten im Beethovensaal.

Stuttgart - Mit fünf Beethovensonaten beschloss der Wiener Rudolf Buchbinder die Abonnementreihe der SKS-Russ-Meisterpianisten im Beethovensaal der Liederhalle Stuttgart und nahm nach Beethovens Appassionata etliche „Bravi“ entgegen. Der über die Maßen fleißige Musiker hat für die Verdienste um sein Heimatland nicht weniger als neun Orden – meist goldene – bekommen. Würde er sie alle tragen, wäre die dekorative Nähe zu einem kriegerischen General vorhanden.

Als Musiker liegt ihm kämpferisches Auftreten allerdings fern, er tritt eher als höflicher Kommunikator auf. In nahezu chronologischer Reihenfolge spielte er die Sonaten A-Dur op.2/2, E-Dur op. 14/1, D-Dur op. 28, e-Moll op. 90 und eben f-Moll op. 57. Sein Beethovenbildnis ist geprägt von klassischem Ebenmaß und einer fast lyrischen Grundhaltung.

Immer wieder rückt er den revolutionären Feuerkopf in die stilistische Nähe von Schubert. Seine musikantisch gestalteten Architekturen sind eher von subtilem Elfenbein als aus massivem Marmor. Die musikalischen Charaktere und ihre inneren Dialoge gleichen feinsinnigen Konversationen, sie durchleben keine Shakespeare‘schen Dramen mit tiefen Seelenabgründen.

Buchbinders Beethoven ist in sich konsequent und von bewundernswerter technischer Souveränität. Man genießt Beethoven mehr, als dass man ihn bewundert – oder gar von seinen kecken Launen überrascht und brüsken Attacken berührt wird. „Mozarts Geist aus Haydns Händen“ dominiert. Hätte Beethoven seine eigenen Werke so klangschön vorgetragen wie Buchbinder, hätte er wahrscheinlich für weit weniger Furore gesorgt. Das Wort vom Satan, der in dem jungen Menschen steckt, wäre wohl nie gefallen.