Der Superstar von nebenan mit Lausbubencharme: Bryan Adams Foto: promo

Für immer „Summer Of `69“: Der kanadische Superstar Bryan Adams begeistert 8500 Besucher in der Schleyerhalle in Stuttgart

Stuttgart - Mit dem Ende der Samstagabend-Show „Wetten, dass . . ?“ geht auch eine andere Ära zu Ende: die der Pop/Rock-Superstars wie Phil Collins, Simply Red oder Joe Cocker. Sie verlieren ihre größte Werbe-Plattform zur besten Sendezeit. Der kanadische Rocksänger Bryan Adams gehört womöglich auch dazu.

Der 55-Jährige feiert trotzdem: 30 Jahre „Reckless“, die Platte, die ihn einst zum Star machte. Und 8500 Leute sind am Donnerstagabend in die Schleyerhalle gekommen, um diese ehrliche Freude mit Adams zu teilen. Ab 20.15 Uhr. Zwei Stunden lang.

„Reckless“, „One Night Love Affair“ oder „Run To You“ – allesamt erdige Rocklieder, denen gerne nachgesagt wird, sie seien „handgemacht“, als ob das prinzipiell als Prädikat zu verstehen wäre. Doch sicherlich weiß auch Adams, dass gerade menschliche Hände allerlei Unheil anrichten.

Bei ihm jedoch wird vom ersten Ton an mitgeklatscht. Auf der Leinwand hinter der Bühne flackern Schwarz-Weiß-Filmchen, Textzeilen, und ein paar Meter davor tüten Adams und seine vier Mitmusiker das ein, was man gemeinhin als Rockshow bezeichnet.

Da werden Gitarren in die Luft gereckt, Liedzeilen dem Publikum überlassen und ein bisschen Lausbuberei betrieben – Routine und etwas Einerlei in Spielfreude verpackt. Adams genießt seine Party, gibt den Superstar von nebenan, lässt sich selbst vom agilen Gitarristen Keith Scott nicht die Butter vom Brot nehmen.

Tina Turner bekommt freundliche Grußworte ausgehändigt, steht aber ebenso wenig als Duettpartnerin bei „It’s Only Love“ zur Verfügung wie Spice Girl Mel C. später bei „When You’re Gone“, als Adams den „Reckless“-Teil der Show für beendet erklärt und fast maßlos seine anderen Hits raushaut.

Zuvor gibt’s noch „Summer Of ’69“ – überall erheben sich Damen jeden Alters von ihren Plätzen, klatschen entzückt und fordern ihre Nebensitzer auf, es ihnen gleichzutun.

Adams erzählt nicht, wie die Welt ist, sondern wie sie sein sollte. Hier hupt niemand und schreit „Arschloch!“. Hier fährt man mit dem Wagen und der Auserwählten im Arm gen Sonnenuntergang. Es ist der Rock’n’Roll derer, die längst erwachsen sind: Im Raucherbereich ist nichts los und am Bierstand kommen Durstige innerhalb von zwei Minuten zum Zug.

Das alles könnte auch eine dieser Veranstaltungen sein, die vor zehn Jahren noch „Ü-30-Party“ hießen – mittlerweile steht eine „40“ nach dem Umlaut. Das Gute daran: nichts davon ist in der Zwischenzeit schlechter geworden – das ist zeitlos im besten Sinne. Die miese Nachricht: Es wird trotzdem nicht mehr besser werden.

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