Er war die Speerspitze der Landes-CDU in Berlin, künftig ist Georg

Er war die Speerspitze der Landes-CDU in Berlin, künftig ist Georg Brunnhuber das Scharnier zwischen Politik und Wirtschaft. Der bisherige Chef der CDU-Landesgruppe wird politischer Beauftragter von Bahn-Chef Rüdiger Grube.

Von Frank Krause

STUTTGART/BERLIN. Georg Brunnhuber ist weg und doch da. Egal, wo auf der politischen Bühne die Musik spielt, der frühere Chef der CDU-Landesgruppe im Bundestag ist noch immer präsent wie kaum ein anderer. Jüngstes Beispiel: Am vergangenen Sonntag, als der bisherige Ministerpräsident Günther Oettinger in Stuttgart offiziell nach Brüssel verabschiedet wurde, war der 62-jährige Brunnhuber unter den 1000 Gästen und traf auf alte Weggefährten wie den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Brunnhuber, das ist ein offenes Geheimnis, galt jahrzehntelang auf der Bonner und später auf der Berliner Bühne als perfekter Strippenzieher. Wenn auf höchster Unionsebene mit Bundeskanzlerin Merkel und Unionsfraktionschef Kauder um Entscheidungen gerungen wurde, war der Mann aus Oberkochen stets dabei oder zumindest bestens informiert.

Genau diese Eigenschaften sichert sich nun die Deutsche Bahn AG. Nach Informationen unserer Zeitung hat sich der neue Bahn-Chef Rüdiger Grube die Dienste des Ex-Politikers gesichert und wird ihn an diesem Mittwoch in Frankfurt, wenn der Aufsichtsrat der Bahn gewählt wird, als neuen politischen Beauftragten der Bahn vorstellen. "Einen Besseren hätte er für diese Stelle nicht finden können", hieß es am Montag aus Bahn-Kreisen lobend über Brunnhuber. Auch in der Südwest-CDU, wo er jahrelang dem engsten Führungszirkel der Partei angehörte, reagierte man erfreut auf die Personalie. "Georg Brunnhuber hat 40 Jahre Politik gemacht. Wenn er jetzt in die Wirtschaft geht, kann das beiden Seiten nur nutzen." Brunnhuber selbst mochte seine Aufgabe auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren: "Kein Kommentar."

In der CDU/FDP-Bundesregierung ist die Entscheidung hingegen das Gesprächsthema der neuen Woche. Immer wieder war in den vergangenen Monaten spekuliert worden, welche Aufgabe der bisherige Bundestagsabgeordnete aus dem Ostalbkreis wohl übernehme. Brunnhuber, der 2007 kurzfristig in die Negativschlagzeilen geriet, als er Oettinger gegen Kritik an der berüchtigten Filbinger-Trauerrede in Schutz nahm, hatte im Frühjahr 2008 überraschend mitgeteilt, zur Bundestagswahl 2009 nicht mehr anzutreten. "Man sollte dann gehen, wenn die Leute sagen: Schade, dass er geht", sagte er damals. Fortan hieß es, er wechsle in das Transport- und Logistikgewerbe oder werde Vorstandsmitglied der Bahn.

Nun wird Brunnhuber zwar nicht Vorstandsmitglied, aber erhält dennoch einen der einflussreichsten Posten in dem Konzern mit seinen 240 000 Mitarbeitern. Denn Brunnhuber, der bisher dem Aufsichtsrat der Bahn angehörte, soll ab 1. April für Grube die engen Drähte zur Politik nutzen und ausbauen - und wird dabei direkt dem Bahn-Chef zugeordnet. In der Vergangenheit hatte die Bahn bei diesem Thema auf Otto Wiesheu gesetzt. Doch als "Vorstand für Wirtschaft und Politik" konnte der CSU-Politiker unter dem damaligen Bahn-Chef Hartmut Mehdorn kaum Akzente setzen. Die aber erwartet Grube nun sehr wohl von Brunnhuber - vor allem, wenn es um die künftige Positionierung der Bahn AG geht.

Grube hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, der Investitionsschwerpunkt der Bahn bleibe Deutschland. Andererseits findet Bahnverkehr in Europa längst grenzüberschreitend statt. "Gerade im Güterverkehr", sagen Experten, "gibt es keine Grenzen mehr, da werden Geschäfte nur noch international gemacht." Aber auch im Personenverkehr sieht die Bahn ihre Zukunft nicht nur in Deutschland. Brunnhuber soll also nicht nur national den engen Kontakt zwischen Bahn und Bundesregierung halten, er soll auch international die Weichen für den Konzern stellen, der zu 100 Prozent dem deutschen Staat gehört.

Für Baden-Württemberg kommt der Aufstieg Brunnhubers wie gerufen. Der neue Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) hatte zuletzt mehrfach betont, Baden-Württemberg müsse in Sachen Verkehrsinfrastruktur bundesweit endlich besser bedient werden. Damit meinte Mappus vor allem das Thema Straßenbau, aber auch den Faktor Schiene. Mit Brunnhuber bekommt der Südwesten nun einen Fürsprecher an entscheidender Stelle, ob nun für das weitere Vorgehen beim Milliardenprojekt Stuttgart 21 oder beim Ausbau der Rheintalstrecke.