Wo früher Quellwasser im Brunnen stand, wachsen heute nur noch Algen. Foto: Leonie Thum

Wo man früher die Füße im kühlen Wasser baden konnte, wachsen heute nur noch Algen – der Steinbrunnen in Möhringen steht leer. Das Tiefbauamt erklärt, was hier passiert ist.

Möhringen - Östlich von Möhringen – am sogenannten Märzenbaum – ist der reichhaltige, nie versiegende Steinbrunnen, dessen Wasser einen willkommenen Zufluss für die Obere Körschmühle liefert.“ So wurde der Steinbrunnen in einer Oberamtsbeschreibung aus dem Jahr 1851 erwähnt.

Das „nie versiegend“ relativiert sich in diesem und im vergangenen Sommern allerdings, denn der Brunnen steht schon seit geraumer Zeit fast leer. Traurige Gewissheit darüber gibt Bernd Sauer von der Filderabteilung des Tiefbauamts. „Der Brunnen ist versiegt“, sagt er. Sauer erklärt, was sich unter der Erdoberfläche abspielt: Der Steinbrunnen ist ein Quellbrunnen, der aus sogenanntem Schichtwasser gespeist wird. Schichtwasser besteht aus im Boden versickertem Wasser, das sich über wasserundurchlässigen Schichten wie zum Beispiel Lehmboden aufstaut. Es kommt also nicht aus der Tiefe wie Grundwasser. Das Sickerwasser sammelte sich bisher in der steinernen, quadratischen Einhausung des Steinbrunnens und lief von dort in das Brunnenbecken. Doch das Schichtwasser bleibt aus.

Das Wasser fließt in tieferen Schichten

In der Gegend um den Steinbrunnen waren früher Streuobstwiesen; in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wurde die Gegend allerdings dicht bebaut. „Dort kann das Wasser nur noch schlecht versickern, da es eine sogenannte geschlossene Fläche ist“, sagt Sauer. Häuser, Straßen und Keller versperren dem Sickerwasser den Weg. Die Folge davon ist, dass die Quelle des Brunnens nicht mehr genügend gespeist wird und das Wasser versiegt. Aufgetreten sei dies beim Steinbrunnen seit dem heißen Sommer im Jahr 2003 immer wieder. „Als das Tiefbauamt Anfang des Jahres einen kaputten Baum neben dem Brunnen entfernen musste, hat sich allerdings das Wasser in der Baugrube gesammelt. Es ist also da – nur eben in tieferen Schichten“, sagt Sauer. Und da Wasser nun mal abwärts fließe, könne auch das Tiefbauamt nichts an dem leeren Brunnen ändern. Die Hoffnung solle man trotzdem nicht aufgeben: Ein anderer Flurbrunnen in Stuttgart-Zazenhausen habe sich nach längeren Regenfällen wieder gefüllt.

Der Steinbrunnen ist einer der ältesten Brunnen auf den Fildern, zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde er bereits 1303. Wo es frisches Wasser gab, zog es auch die Menschen hin. So entstand der Ort Möhringen um die Quelle des Brunnen. Er war das frühe Zentrum der Stadt. Aus dem sogenannten Schöpfbrunnen mit einem großen, offenen Brunnenbecken konnte schnell Wasser für die Haushalte geschöpft werden. Im Volksmund hieß es, dass der Storch hier die Kinder geholt habe. Dadurch bekam der Brunnen den Spitznamen „Kindsbrünnele“. Wenn nach dem Krieg oftmals das Wasser abgestellt wurde, gingen die Möhringer mit Kannen zum Wasserholen an den Brunnen.

In dieser Serie sind bisher erschienen:

Der Tierschutzbrunnen in Vaihingen

Der Rathausbrunnen in Vaihingen

Der Mutter-Kind-Brunnen in Kaltental