„Ich wollte die Steine reden lassen“, sagt Joachim Arendt über sein Werk. Foto: Friedel

Der Heimathistoriker Joachim Arendt beschreibt in einer aktuellen Broschüre über 200 Häuser und andere Objekte im Stadtbezirk. Gleichzeitig werden in dem Buch mehrere Spaziergänge durch den Ort vorgeschlagen.

Feuerbach - Drei Jahre aufwendiger historischer Recherchen liegen hinter Joachim Arendt. Er betrieb viele Quellenstudien. Das Schreiben der Texte gehörte ohnehin dazu, in seltenen Fällen übernahmen auch Gastautoren wie Rolf Albrecht, der ehemalige Schulleiter des Leibniz-Gymnasiums, Einzelbeiträge. Und es galt Sponsoren aufzutreiben. Kurzum: Es war ein echtes Mammutvorhaben. Entstanden ist das Projekt „Begehbares Feuerbacher Gedächtnis“ unter dem Dach des Feuerbacher Zukunftsforums und in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft „Erlebbare Stadtgeschichte“. Arendt bekam von vielen Seiten Unterstützung für sein außergewöhnliches Engagement. „Und das Beste daran ist“, sagt Bezirksvorsteherin Andrea Klöber, „es ist alles ehrenamtlich.“

Mehr als 200 Objekte werden beschrieben

Arendt hat in der Broschüre insgesamt mehr als 200 historisch, kulturell und auch aktuell wichtige Objekte des Stadtbezirks beschrieben. Darunter befinden sich auch 80 Kulturdenkmale. Oftmals handelt es sich um Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. In der handlichen Sammlung sind die Objekte bebildert und mit detailliert recherchierten Texten versehen. „Ich will mit dem Projekt das Geschichtsbewusstsein der Bevölkerung wecken“, sagt Arendt. „Und ich wollte die Steine reden lassen.“ Mit der Erarbeitung dieser Broschüre hat der studierte Historiker aber auch eine Lücke geschlossen: „Bisher gibt es in Feuerbach ein solches Werk über die Objektgeschichte nicht.“ Von A wie Alamannisches Gräberfeld oder Alte Apotheke bis Z wie Zehntscheuer reicht die Palette der beschrieben Sehenswürdigkeiten.

Eine Art virtuelles Freilichtmuseum

Benutzbar ist die Broschüre wie ein Stadtführer: „Wer sich früher für die Feuerbacher Geschichte interessierte, der konnte noch bis in das Jahr 1970 das Heimatmuseum in der Wiener Straße 157 besuchen“, sagt der Heimathistoriker. Inzwischen seien die dortigen Exponate alle im Besitz und in der Obhut Stuttgarter Museen. Mit dieser Broschüre habe er eine Art virtuelles Freilichtmuseum geschaffen, sagt der in Stettin geborene Ingenieur, der mehr als 30 Jahre bei der Firma Standard Elektrik Lorenz (heute Alcatel) in Zuffenhausen beschäftigt war. „Es ist erfreulich, zu wissen, dass diese Objekte, also die ‚Freilichtexponate’, nicht in ein anderes Museum transferiert werden können.“ Über die vorgeschlagenen Spaziergänge finde der Leser einen guten Einstieg, der mit Vor-Ort-Besuchen verknüpft werden könne, so Arendt. Zu diesem Zweck seien die Objekte in dieser Broschüre auch nach Straßen geordnet worden.

Einst war in Feuerbach Deutschlands Chinin-Produktion

Wem die Beschreibungen im Buch nicht ausreichen, dem bietet das Internet-Portal www.feuerbach.de weitere Infos. Arendt zeigt auch Objekte, die heute nicht mehr existieren, aber dennoch für die Geschichte des Stadtbezirks bedeutsam sind: Zum Beispiel die Jobstsche Chinin-Fabrik an der Ecke Tunnelstraße/Stuttgarter Straße. „Jobst war praktisch die erste Fabrik in dieser Gemeinde“, sagt er. Der chemisch-pharmazeutische Betrieb produzierte Chinin, das im 19. Jahrhundert als Medikament gegen Fieberkrankheiten eingesetzt wurde: „Am 15. April 1864 wurde die Fabrik unter der Leitung des noch nicht 30-jährigen Dr. Oswald Hesse in Feuerbach eröffnet. Sie entwickelte sich zur modernsten Chininfabrik in Deutschland“, ist in dem Feuerbach-Führer zu lesen. Die „Feuerbacher Objektgeschichte“ ist in der Buchhandlung Schairer und bei Papierwaren Hübsch für 5 Euro erhältlich.