Wohin? Gestrandete Passagiere in London Heathrow Foto: Getty Images Europe

Auch am Sonntag hatte die britische Fluglinie ihre Computerprobleme noch nicht im Griff. Die Störungen werden wohl noch einige Tage zu merken sein.

London - Der Systemausfall bei British Airways hat am Wochenende in London Chaos ausgelöst. Über tausend Flüge waren betroffen, viele Passagiere konnten nicht in den Urlaub starten. Bereits am Samstag waren in den Großflughäfen Heathrow und Gatwick alle BA-Flüge lahmgelegt. Auch am Sonntag hielten die Probleme noch an, während IT-Experten das Buchungssystem verzweifelt wieder in Gang zu setzen suchten.

In Gatwick lief der Betrieb zwar langsam wieder an. Aber in Heathrow musste am Sonntagvormittag noch immer die Hälfte aller Flüge gestrichen werden. BA befürchtet, dass der Rückstau noch tagelange Konsequenzen haben wird.

Passagiere standen stundenlang Schlange, bevor sie von den Problemen überhaupt erfuhren. Bestürzte, frustrierte und zornentbrannte BA-Kunden klagten im Gedränge darüber, dass von der Fluggesellschaft lange Zeit über „gar nichts zu hören war“ und ihnen niemand Hilfe anbot.

Passagiere kommen nicht an ihr Gepäck

Tausende gestrandeter Reisender wurden nach endlosem Warten aus den Flughäfen verwiesen und mussten sich mühsam eine Unterkunft suchen, nachdem ihre Flüge gestrichen worden waren. An abgegebenes Gepäck kam niemand mehr heran. Man werde die Koffer ihren Besitzern per Kurier baldmöglichst zustellen, lautete der BA-Bescheid. Wer ahnungslos durch die Sicherheitschecks gegangen war und nach Streichung seines Flugs zurück in die Halle wollte, musste oft ebenfalls mehrere Stunden warten, um zurückzukönnen.

„Totales Chaos“ habe vor allem in Terminal 5 geherrscht, berichteten Passagiere. Die Flughafenverwaltung teilte Matratzen aus, aber es fehlte überall an Sitzplätzen. Einer der Lebensmittelläden in der Abflughalle war am Sonntagmittag ausverkauft.

Das Bodenpersonal selbst hatte offenbar keine Ahnung, was zu tun sei und wie es weitergehen würde. Mitteilungen wurden wegen der zeitweise ausgefallenen BA-Webseite und der lahmgelegten Callcenter notdürftig auf handgemalte Schilder gekritzelt.

BA-Chef entschuldigt sich

BA-Generaldirektor Alex Cruz erklärte, British Airways tue es „äußerst leid“, seinen Kunden „so enorme Unannehmlichkeiten“ bereitet zu haben. Man werde alle Betroffenen entschädigen.

Experten schätzen, dass die Panne BA eine dreistellige Millionensumme kostet. Von Anfang an erklärte Cruz, es gebe „keine Hinweise“ dafür, dass der Systemausfall durch eine Cyberattacke hervorgerufen wurde. Eher sei die Ursache „ein Problem mit der Stromversorgung“ gewesen, meinte der BA-Boss.

Julian Bray, ein prominenter Flugexperte, schüttelte den Kopf darüber, dass es zu einem „so ernsten Problem“ kommen konnte. Bray: „Die hätten in der Lage sein müssen, auf ein alternatives System überzugehen.“ Schon zweimal im letzten Jahr hatte BA Schwierigkeiten mit seinen Online-Check-in-Systemen.

Wie lange der Verkehr bei BA noch beeinträchtigt sein wird und wie schnell die gestrandeten Passagiere weiterbefördert werden können, mochte am Sonntag niemand sagen. Da an diesem Montag Feiertag ist in Großbritannien und an diesem Wochenende auch noch einwöchige Schulferien überall im Land beginnen, ist dies eine der geschäftigsten Reisezeiten des ganzen Jahres. Viele Flüge waren seit Langem ausgebucht.