Bridget Breiner Foto: die arge lola

Die Stuttgarter Solistin Bridget Breiner übernimmt 2012 die Ballettkompanie in Gelsenkirchen.

Stuttgart - Die Zahl der Direktoren, die das Stuttgarter Ballett hervorbringt, wächst weiter. Bridget Breiner, die mit kurzer Unterbrechung seit 1996 in Stuttgart tanzt, übernimmt mit Beginn der Spielzeit 2012/13 die Kompanie am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen.

Frau Breiner, Sie werden eine Kompanie leiten, deren scheidender Direktor Bernd Schindowski seit 1978 im Amt ist. Worauf setzen Sie: harte Zäsur oder sanften Übergang?

Nach 33 Jahren ist es Zeit für etwas Neues, aber natürlich muss man auch die Arbeit würdigen, die hier geleistet wurde. Ich werde mir deshalb das Repertoire der Kompanie und speziell die Ballette von Bernd Schindowski, von denen ich bislang nur eines kenne, anschauen, um zu sehen, was ich übernehmen kann.

Sie beginnen 2012, Ihr Vorgänger verlässt die Kompanie bereits zum Ende dieser Spielzeit. Was passiert in diesem Jahr?

Die nächste Saison ist eine Übergangsspielzeit ohne Direktor und mit Gastchoreografen, das war vom Theater so geplant, um sich Zeit zum Kennenlernen zu geben. Zwei Monate davon werde ich sowieso in Gelsenkirchen arbeiten, um eine Aufführung mit der Oper zu leiten. "Großstadt-Triptychon" wird eine echte Koproduktion, das heißt die Tänzer haben den gleichen Status wie Sänger und Musiker. Das gibt mir auch Zeit, um die Kompanie kennenzulernen und zu sehen, wie wir zusammenarbeiten können.

Müssen Sie mit Einsparungen rechnen?

Nein, überhaupt nicht. Die Kompanie soll die Stärke von 14 Tänzerpositionen behalten. Wie sie sich zusammensetzen wird, ist noch offen. Ich weiß aber, dass ich auf alle Fälle weiter tanzen werde.

Wie ist die Ausrichtung der Kompanie?

Es ist schwierig, die Arbeit von Bernd Schindowski hier in einem Begriff zusammenzufassen. Die Ausrichtung der Kompanie ist zeitgenössisch und bewegt sich in Richtung Tanztheater, hat aber eine klassische Basis.

Wie schwer wird sich das Publikum nach dieser Ära mit einem Wechsel tun?

In den Vorstellungen, die ich gesehen habe, war ein sehr neugieriges Publikum. Düsseldorf, Essen, Dortmund sind nicht weit - da gibt es ein großes Tanzpublikum, das auf alle Fälle kommen wird, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Es ist eine spannende Region mit einer interessanten Geschichte, diesem Arbeiterhintergrund und was davon übrigblieb. In Stuttgart, habe ich den Eindruck, hat man alles schon erreicht, was hier noch vor den Menschen liegt. Ihre Offenheit ist entsprechend größer.

Wie wird Ihr erster Spielplan aussehen?

Es ist noch zu früh, um Konkretes zu sagen. Aber ich weiß, dass viele Künstler, die ich kenne, mich unterstützen werden. Das Tolle an meiner Karriere ist, dass ich ein Netzwerk aufbauen konnte. Der Spielplan sieht fünf Produktionen vor, darunter ein Jugendprojekt und eine Familienvorstellung. Ich will ihn so gestalten, dass ich neben zwei eigenen Produktionen andere Visionen, Richtungen zeigen kann, dafür setze ich auch auf ehemalige Kollegen. Die Choreografen, mit denen ich in Stuttgart zusammengearbeitet habe, sind hier nicht so bekannt.

Werden Sie Stuttgart verlassen? Wie lange läuft Ihr Vertrag?

Drei Jahre, mit der Möglichkeit zur Verlängerung. Ich werde nach Gelsenkirchen ziehen, das muss sein. Mein Mann hat in nächster Zeit viel in München zu tun; im Lauf des Jahres 2012 werden wir dann umziehen.