Boris Johnson hält die Warnungen vor negativen Folgen des Brexit für sein Land für überzogen. Foto: AFP

Der ehemalige Londoner Bürgermeister und Wortführer beim Brexit, Boris Johnson, sieht keine Eile für Großbritannien zum Austritt aus der EU. Zudem werde sich für die Briten kaum etwas verändern.

London - Der Brexit-Wortführer Boris Johnson sieht nach dem Votum der Briten keine Eile für einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Zugleich wies er in seiner Kolumne für den „Daily Telegraph“ am Montag die Warnungen vor negativen Folgen eines Austritts als überzogen zurück und betonte, dass die Veränderungen geringer seien würden, als von den Gegnern behauptet.

Die Gefahr einer Abspaltung Schottlands sieht Johnson demnach nicht. „Die einzige Veränderung - und die wird nicht mit großer Eile kommen - ist, dass das Vereinigte Königreich sich aus dem außergewöhnlichen und undurchschaubaren System der Gesetzgebung der EU herauszieht“, schrieb Johnson. Für die Briten in Europa und die Europäer in Großbritannien werde sich kaum etwas ändern.

Kaum Auswirkungen auf die Briten

„Die Briten werden weiter in die EU zum Arbeiten gehen können; zum Leben, zum Reisen, zum Studieren, um Häuser zu kaufen und sich niederzulassen.“ Es werde weiter eine intensive Zusammenarbeit mit Europa in den Künsten, den Wissenschaften und beim Umweltschutz geben, versicherte Johnson. Auch der freie Zugang zum europäischen Binnenmarkt für Waren und Dienstleistungen werde nicht eingeschränkt, prophezeite Johnson, der als Nachfolger des scheidenden Premierministers David Cameron gehandelt wird.

Gleichzeitig werde Großbritannien aber wieder „demokratische Kontrolle über die Einwanderungspolitik übernehmen“. Demnach soll ein „humanes Punktesystem, das an den Interessen von Handel und Industrie ausgerichtet ist“, die Zuwanderung zum Vereinigten Königreich beschränken.

Geld kann in Gesundheitssystem fließen

Zudem werde eine substanzielle Geldsumme nicht mehr an Brüssel überwiesen, sondern komme etwa dem britischen Gesundheitssystem zu Gute. Großbritannien werde sich, wenn auch nur langsam, von der „unmäßigen und undurchsichtigen“ Gesetzgebung der EU befreien, schrieb Johnson.

Es sei klar, dass einige Brexit-Gegner „Bestürzung, Verlust und Verwirrung“ empfänden. Das „Klima der Sorge“ sei aber auf „völlig übertriebene“ Warnungen vor negativen Konsequenzen des Brexit zurückzuführen. Obwohl die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon angekündigt hat, ein erneutes Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands anzustreben, sieht Johnson keine Gefahr. „Wir hatten ein Schottland-Referendum 2014 und ich erkenne keine echte Lust auf ein weiteres in Kürze“, schrieb Johnson.

Während 52 Prozent der Briten für den EU-Austritt gestimmt hatten, votierten 62 Prozent der Schotten für den Verbleib und sehen sich nun gegen ihren Willen aus der EU getrieben. http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.volkswirte-brexit-trifft-auch-deutschen-arbeitsmarkt.6ba3f574-bb1d-4216-9640-b3b927551f88.html