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Ermittlungen ergeben, dass Brand gelegt wurde - Unbekannte ritzen "K 21" in den Lack.

Stuttgart - Der Brand eines Lastwagens wird zum Politikum: Das Fahrzeug war beim Aufbau der Absperrgitter für das Bahnprojekt Stuttgart21 eingesetzt - und später von Unbekannten angezündet worden.

Ursprünglich glaubte man an einen technischen Defekt, als vor einer Woche ein über Nacht am Marienplatz geparkter Lastwagen in Flammen aufging. Am Freitag aber erklärte die Polizei, das Feuer sei "vermutlich auf Brandlegung zurückzuführen". Dies hätten ein Gutachten der Versicherung sowie Ermittlungen der Kriminalpolizei ergeben. "Ein Zusammenhang gegen das Projekt Stuttgart 21 kann nicht ausgeschlossen werden", sagt Polizeisprecher Stefan Keilbach über den Fall, bei dem 10000 Euro Schaden entstand.

Der betroffene Lastwagen gehört einer Firma in Neuhausen auf den Fildern, die auf die Errichtung von mobilen und stationären Zaunanlagen spezialisiert ist. Am 30. Juli, einem Freitag, war das Fahrzeug in der Stuttgarter Innenstadt eingesetzt, hatte am Abend Absperrzäune geladen, die nach dem öffentlichen Gelöbnis der Bundeswehr am Neuen Schloss abgebaut worden waren. Kurzfristig, so Keilbach, sei der Lkw auch beim nächtlichen Aufbau der Absperrgitter am Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs eingesetzt gewesen.

Der Mitarbeiter fuhr danach nicht zum Firmengelände auf den Fildern zurück. Vielmehr stellte er den Lkw - "ausnahmsweise", so Keilbach - in der Nähe seiner Wohnung in einer Parkbucht am Marienplatz im Stuttgarter Süden ab. Am nächsten Morgen, am 31. Juli um 5.15 Uhr, entdeckte ein Zeuge Feuer im Motorraum. Die Feuerwehr löschte den Brand. Ein Sachverständiger suchte nach der Ursache.

Eine technische Ursache wurde nicht gefunden. Deshalb ermittelt nun die Kriminalpolizei wegen Brandstiftung. Der einzige Hinweis auf die möglichen Urheber findet sich auf der Beifahrertür: Dort ist das Kürzel "K21" in den Lack geritzt - Kennzeichen der Stuttgart-21-Gegner und Befürworter für den Erhalt des Kopfbahnhofs.

Lkw brennen auch ohne Bahnhof-Streit

Wann die Tür auf diese Weise graviert wurde, ob dies mit dem Brandanschlag zusammenhängt und wirklich Bahngegner dahinterstecken, ist indes unklar. Dass die Kratzer während der Bauzaun-Aktion am Nordflügel angebracht wurden, hält die Polizei für unwahrscheinlich, da die Arbeiter und ihre Fahrzeuge von einem massiven Polizeiaufgebot abgeriegelt waren.

Bei der Polizei gilt es als wahrscheinlich, dass die Täter in jenen Kreisen zu suchen sind, die bereits Ende 2009 in Esslingen und im Frühjahr 2010 entlang der Linie S6 zwischen Stuttgart und Renningen, Kreis Böblingen, Fahrkartenautomaten massiv beschädigt hatten - alles im Namen gegen Stuttgart21. Verantwortliche der Stuttgart-21-Protestbewegung hatten solche Zerstörungen und Straftaten verurteilt und sich von solchen Aktionen distanziert.

Freilich brennen Lkw auch ohne Bahnhofstreit. Im Februar geriet ein geparkter Lastwagen in Flammen, ebenso im April in Degerloch. Im letzteren Fall war versucht worden, den Tank mit Stofffetzen und Papier in Brand zu setzen. Wenige Tage später nahm die Polizei einen 23-Jährigen fest, der für eine Serie von zwölf Brandstiftungen im Bereich Degerloch verantwortlich gemacht wurde. Das Motiv blieb unklar.

Die letzte Brandstiftungen im Stuttgarter Süden liegen Monate zurück. Am 2. April wurde in einem Hinterhof an der Böblinger Straße eine Altpapiertonne anzündet. In derselben Nacht wurde noch ein Container im Treppenhaus eines vierstöckigen Gebäudes an der Tübinger Straße in Brand gesteckt. Die Feuerwehr musste vier Bewohner mit der Drehleiter retten. Der oder die Täter wurden nie gefasst.