Brände durch vergessene Kerzen häufen sich – jüngster Alarmfall in Zuffenhausen Foto: StN

Advent, Advent – die Feuerwehr rennt. Vergessene Kerzen und trockene Adventskränze erhöhen in diesen Tagen die Brandgefahr in den Wohnzimmern. Doch auch in weihnachtlich dekorierten Geschäften gibt es Feueralarm.

Stuttgart - Zum Glück liegt das Ärztehaus Zuffenhausen an einer viel befahrenen Kreuzung mit einer Stadtbahn-Haltestelle davor. So haben einige Fahrgäste am Mittwoch die Flammen und den Rauch gesehen, der morgens kurz vor sechs aus einer Apotheke drang. Von der Bahn aus gingen per Handy zahlreiche Notrufe bei der Rettungsleitstelle ein. Die Feuerwehr rückte mit einem Löschzug aus – und verhinderte Schlimmeres. „Die Flammen im Verkaufsraum waren noch nicht so groß, sie konnten letztlich mit einer Kübelspritze gelöscht werden“, sagt ein Feuerwehrsprecher.

Für eine 49-jährige Apotheken-Mitarbeiterin hätte der Brand aber böse enden können. Die hatte Notdienst und befand sich während des Brandes im hinteren Bereich der Geschäftsräume. Sie hatte von dem Feuer nichts mitbekommen. „Ein Passant hat die Rettungskräfte darauf aufmerksam gemacht, dass noch jemand im Büro sein muss“, sagt Polizeisprecher Thomas Geiger. Die 49-Jährige wurde nach draußen gebracht und mit Verdacht einer Rauchvergiftung in ein Krankenhaus transportiert.

Die Ursache des Feuers war auf der Theke zu besichtigen. Vielmehr die Reste davon: Eine Adventskerze, eigentlich für eine weihnachtliche Atmosphäre beim Einkauf bestimmt, war abgebrannt und mitsamt der Dekoration abgefackelt.

Brandursache Adventskranz: Die Fälle häufen sich. Erst am Sonntag ging in Oberstenfeld, Kreis Ludwigsburg, in einem Zweifamilienhaus ein Adventskranz in Flammen auf. Eine 77-jährige Bewohnerin hatte eine Kerze vergessen, als sie das Haus verließ. Glücklicherweise wurde der Brand von Nachbarn entdeckt, die das Feuer mit einem Eimer Wasser und einem Feuerlöscher eindämmten. Allerdings erlitten vier Personen im Alter von 30,39, 46 und 53 Jahren eine Rauchvergiftung und mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Ein Teelicht im Glas wurde am vergangenen Mittwoch einer 74-Jährigen in Göppingen zum Verhängnis, als sie dem Feuer zu nahe kam – und ihr Nachthemd in Flammen aufging. Die Frau wurde mit schweren Verbrennungen in eine Klinik eingeliefert. Am Sonntag vor einer Woche gab es im siebten Stockwerk einer Wohnung in Sindelfingen-Maichingen große Aufregung, als ein Adventskranz in Brand geriet. Mitbewohner konnten den Wohnungsinhaber rechtzeitig nach draußen bringen und das Feuer löschen. Es blieb bei einem Schaden von mehreren Hundert Euro.

Insgesamt acht Brände hat es in der Region Stuttgart in diesem Jahr gegeben. Sieben Fälle waren es jeweils in den Jahren davor. Das klingt nach relativ wenig. „Die Leute sind offenbar etwas vorsichtiger geworden“, heißt es beim Lagedienst der Stuttgarter Feuerwehr, „aber doch kommt es pro Saison einige Male vor.“ Allerdings gibt es immer wieder schwere Verletzungen. Das letzte Todesopfer durch eine vergessene Adventskerze war im Dezember 2012 eine 96-Jährige in Wangen im Kreis Göppingen.

Der jüngste Adventskranz-Brand in Zuffenhausen dürfte nach Ansicht der Feuerwehr auch für Apotheken Konsequenzen haben. „Wenn es sich so verhält, dass es wegen des nächtlichen Notdienstes einen Ruheraum gibt, dann gilt dort auch die Rauchmelderpflicht“, sagt Stefan Eppinger, Leiter der Abteilung Vorbeugender Brandschutz. Denn die Pflicht gilt vom 1. Januar 2015 an in Baden-Württemberg nicht nur für Wohnungen, wie man gemeinhin glaubt: „Betroffen sind laut Gesetzestext ausdrücklich alle Aufenthaltsräume, in denen bestimmungsgemäß Personen schlafen, sowie für den Fluchtweg davor“, sagt Eppinger. Also müssten dort zwei Rauchmelder installiert werden. Ob Pflicht oder nicht: Empfehlenswert sei dieser Schutz allemal.

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