Zur Bekämpfung des Feuers mussten die Feuerwehrleute am Waiblinger Bürgerzentrum zunächst gezielt das Kupferdach öffnen. Foto: Gottfried Stoppel

Der Großbrand, der im Waiblinger Bürgerzentrum gewütet hat, ist laut der Polizei vermutlich absichtlich gelegt worden. Eine Öffentlichkeitsfahndung wird vorbereitet.

Waiblingen - Das genaue Ausmaß des Schadens kann noch nicht beziffert werden, aber es ist nach Polizeiangaben „immens“ und bewegt sich in Millionenhöhe: In der Nacht auf Dienstag ist im Waiblinger Bürgerzentrum ein Feuer offenbar vorsätzlich gelegt worden, das die Feuerwehr noch den ganzen Tag über in Atem hielt. Erst gegen 15 Uhr, pünktlich zur Pressekonferenz in der Waiblinger Feuerwehrzentrale, verkündet der Kommandant Jochen Wolf dem vom Unglück sichtlich betroffenen Oberbürgermeister Andreas Hesky: „Feuer aus“.

Bei der Konferenz hat auch der Chef der Waiblinger Kriminalpolizei, Reiner Möller, die ersten Hinweise zur Brandursache zu bieten: „Wir haben Erkenntnisse, die darauf hindeuten, dass es sich um eine vorsätzliche Brandstiftung gehandelt hat.“ Näheres – auch zum verdächtigen Personenkreis – könne aus ermittlungstaktischen Gründe nicht gesagt werden, so Möller zu weiteren Nachfragen. Eine spezielle Person gebe es als Verdächtigen bisher nicht. Allerdings werde eine Öffentlichkeitsfahndung vorbereitet.

Flammen greifen von Abfallcontainern auf das Dach über

Den ersten Erkenntnissen zufolge ist das Feuer im Bereich der Abfallcontainer am Lieferanteneingang in der Nähe der Hausmeisterwohnung gelegt worden. Danach griffen die Flammen auf das Dach über, wo sie sich innen, unterhalb des Kupferdachs, ausbreiteten und von der Dämmung genährt wurden. Die Löscharbeiten gestalteten sich wegen der Kupfereindeckung und der enormen Hitzeentwicklung darunter besonders schwierig, berichtete der Waiblinger Feuerwehrkommandant.

Verletzt wurde in der Nacht niemand. Der Hausmeister und seine Ehefrau konnten ihre Wohnung rechtzeitig und verlassen. Gemeldet wurde der Brand am Bürgerzentrum in der Leitstelle um 1.29 Uhr zunächst als brennende Container. Als die Feuerwehr wenige Minuten später am Brandort eintraf habe der Brand aber schon auf die Dachkonstruktion übergriffen gehabt, so Wolf und sich dort schnell großflächig ausgebreitet.

Der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky wurde noch in der Nacht von der Feuerwehr informiert und machte sich gegen drei Uhr selbst ein erstes Bild von der Katastrophe. „Herzzerreißend“ sei es gewesen, das Veranstaltungsgebäude der Stadt in Flammen zu sehen. Inzwischen seien die nächsten Veranstaltungen im Bürgerzentrum abgesagt worden, so Hesky. „Das macht schon sehr betroffen.“

Ghibellinensaal noch intakt?

Nach ersten Einschätzungen sind der Aufgang zum Bühnenhaus, die Lastwagenzufahrt und der Technikbereich am stärksten betroffen. Glück im Unglück sei, so Hesky, dass der große Ghibellinensaal von direkten Brandschäden verschont geblieben sei. Dasselbe gelte für den Welfensaal, das Foyer und das Restaurant Remsstuben. Inwiefern der durch das ganze Haus dringende Rauch Schaden angerichtet hat, muss sich noch zeigen. Angesichts der Menge an zerschmolzenen Kabeln ist die Elektrik im ganzen Haus abgeschaltet worden. Man werde in den kommenden vier Wochen damit beschäftigt sein, das Ausmaß der Schäden zu erfassen, sagte die Baubürgermeisterin Birgit Priebe. Sie und OB Hesky rechnen damit, das das Bürgerzentrum erst zum Jahresende wieder im „neuen alten Zustand sein wird“.

Die Feuerwehren löschen bis in den Nachmittag hinein

Noch bis in in den Nachmittag bekämpften die Feuerwehren aus Waiblingen, Weinstadt und Fellbach den Brand im Dach. „Das Feuer frisst sich durch die Dämmstoffschichten in den Decken“, berichte am Brandort der Polizeisprecher Ronald Krötz, der seinen mobilen Arbeitsplatz in einem der Einsatzfahrzeuge bezogen hatte. Von einer Drehleiter am Bühneneingang aus wurde Löschwasser auf den Teil des Daches gespritzt, in dem der Brand noch aktiv war. Deutlich sind nun die Spuren der Flammen an der Betonwand zu sehen, wo die Müllcontainer standen.

Bis zu 114 Feuerwehrleute gleichzeitig im Einsatz

Zu dem Zeitpunkt hatten die Feuerwehren die erste Schicht gewechselt. Die Fellbacher Brandbekämpfer, die in der Nacht im Einsatz waren, waren abgerückt. Den Feuerwehrleuten, die vom Einsatz auf dem Dach herabstiegen, stand die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben.

Seit Ausbruch des Brandes gegen 1.30 Uhr waren in Spitzenzeiten bis zu 114 Feuerwehrleute im Einsatz gewesen, berichtete Kommandant Wolf vom Einsatz. Dank umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen und sei auch von den Brandbekämpfern niemand zu Schaden gekommen. Genau dies sieht letztlich auch der Waiblinger Oberbürgermeister in der Einordnung der Brandkatastrophe als zentralen Punkt. Hesky: „Es sind hier keine Menschen zu Schaden gekommen – ein Gebäude kann man wieder aufbauen.“