Nicht nur diese Scheune soll von einem 36-jährigen ehemaligen Feuerwehrmann in Rutesheim angezündet worden sein. Jetzt steht er vor Gericht. Foto: SDMG

Ein 36-Jähriger soll hinter einer Brandserie stecken, die Rutesheim im vergangenen Jahr in Atem gehalten hat. Zum Auftakt des Prozesses sagt der Beschuldigte, dass er unter Drogen und aus Eifersucht gehandelt habe.

Böblingen - Vor dem Stuttgarter Landgericht muss sich ein 36 Jahre alter Mann aus Rutesheim (Kreis Böblingen) wegen versuchten Mordes, Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Feuerwehrmann vor, für eine Brandserie verantwortlich zu sein, welche die Stadt im vergangenen Jahr in Atem gehalten hatte. Der Mann soll zwischen Januar und November ein Wohnhaus sowie mehrere Gebäude in Brand gesetzt haben, um dadurch zu Feuerwehreinsätzen und an die damit verbundenen Aufwandsentschädigungen zu gelangen.

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Bei der Verlesung der Anklage durch die Staatsanwältin starrt der Beschuldigte nur auf den Boden, wiegen doch die gegen ihn erhobenen Vorwürfe schwer. Das ehemalige Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr soll zunächst im Januar 2016 im Lagerraum eines Wohnhauses in der Pforzheimer Straße Feuer gelegt haben. Dabei kam es zu einem Vollbrand des dreistöckigen Hauses, in dem sich zur Tatzeit vier der zehn Bewohner aufhielten.

Schaden in Höhe von 30.000 Euro

Zwei von ihnen konnten sich nicht mehr eigenständig helfen und mussten über eine Drehleiter gerettet werden. Sie erlitten Rauchgasvergiftungen und mussten ärztlich behandelt werden. Außerdem entstand ein Sachschaden von 7000 Euro.

Wenige Tage später soll der Angeklagte in einem Abstellraum des inzwischen leer stehenden Hauses nochmals Feuer gelegt haben und einen Schaden in Höhe von 30.000 Euro verursacht haben. Im Mai darauf hat er laut Anklage ein Müllhäuschen in der Blumenstraße in Brand gesetzt. Durch die starke Hitze entstand an einem angrenzenden Wohnhaus sowie an einem abgestellten Fahrzeug ein Schaden von 50.000 Euro.

Ein weiterer Vorwurf: Im September darauf habe der Angeklagte einen Geräteschuppen in der Pforzheimer Straße angezündet, im November dann eine Scheune. Diese brannte komplett aus. Die Nachbargebäude mussten evakuiert werden. Durch die enorme Hitze wurden das Nachbarhaus und ein Auto schwer beschädigt. Der Schaden betrug rund 100.000 Euro.

Streit mit der Ehefrau

Beim Verhandlungsauftakt legte der 36-Jährige ein Teilgeständnis ab. Der Angeklagte räumte ein, das Müllhäuschen und den Geräteschuppen in Brand gesetzt zu haben. Der Mann erklärte, dass er sich jeweils nach einem Streit mit seiner Ehefrau dazu habe hinreißen lassen. Außerdem seien Alkohol und Heroin im Spiel gewesen: „Ich habe aus Wut ein Bild meiner Frau angezündet und in das Müllhäuschen geworfen“, sagte er.

Auch im September habe er nach einem Ehestreit eine „Line durchgezogen“, dann habe er in dem Geräteschuppen, ohne nachzudenken, einen herumliegenden Lappen angezündet und sei in Panik weggelaufen. „Erst, als ich dann mit meinen Feuerwehr-Kameraden zum Einsatz unterwegs war, wurde mir klar, dass es wohl meine Schuld war“, sagt er. Die restlichen Taten streitet er aber ab. „Ich bringe doch keine Menschen in Gefahr, das ist doch Schwachsinn.“

Das Landgericht hat sieben Verhandlungstage angesetzt

Der 36-Jährige war insgesamt neun Jahre in der Freiwilligen Feuerwehr. Er machte dort eine Ausbildung zum Funker. Seinen „Traum“ vom Atemschutzgeräteträger konnte er aufgrund seiner „fehlenden Ausdauer“ aber nicht verwirklichen. „Ich habe bei der Feuerwehr Kameradschaft gesucht“, sagt der bei Berlin aufgewachsene Mann. Er spricht in der Verhandlung von einer schweren Kindheit und einer problematischen Jugend, die geprägt war von Alkohol und Drogen. Damals sei er in die rechte Szene abgerutscht und habe als Hooligan an Schlägereien teilgenommen.

Mit 26 Jahren zog er nach Rutesheim um. Zuletzt war er auf zwei Wertstoffhöfen im Kreis tätig. Trotz der Festanstellung ließ er aber von Drogen nicht ab. „Ich hatte schon morgens eine Wodkaflasche getrunken“, berichtet der Mann, der sich nichts anmerken ließ. Mit Trinkgeld habe er das Heroin und Marihuana finanziert.

Eheprobleme hätten dann alles noch verschlimmert. Der Vater zweier Kinder erzählt, dass er mehrfach betrogen worden sei. Der Richter hält ihm hingegen vor, dass er von seiner Frau angezeigt wurde, weil er sie vergewaltigt haben soll. Im Rahmen der Ermittlungen hatte diese der Polizei auch erzählt, dass ihr Ehemann hinter der Brandserie stecke. Die Verhandlung vor der 9. Schwurgerichtskammer wird am Donnerstag fortgesetzt. Das Landgericht hat sieben Verhandlungstage bis zum 14. Dezember angesetzt.