Ein Modell des neuen Bahnhofs aus der Vogelperspektive. Foto: dpa

Die Bahn hat ihre neuen Pläne zur Reisenden-Rettung im Tiefbahnhof und für den Brandschutz präsentiert. Stuttgarts Feuerwehrchef Frank Knödler gab eine bemerkenswerte Einschätzung zu den bisherigen Planungen ab.

Stuttgart - Die Bahn hat ihre bisherigen, schon genehmigten Planungen für die Fluchtmöglichkeiten im Tiefbahnhof grundlegend geändert. Statt zwei Treppentürmen auf jedem der vier Bahnsteige gibt es Fluchttreppenhäuser an den Enden der Station. Auch bei der Rauchbekämpfung denkt die Bahn völlig neu. Um im Brandfall eine möglichst geringe Rauchausbreitung zu haben, wird nun aus einer oder beiden Seiten Luft eingeblasen, der Rauch entweicht ausschließlich über die aufklappbaren Lichtöffnungen in der Bahnhofsdecke.

Die Bahn spricht offiziell von einer Optimierung, der Brandschutzbeauftragte des Konzerns, Klaus-Jürgen Bieger, sieht die Neuerung sehr positiv: „Eine Seite des Bahnhofs bleibt jetzt im Brandfall dauerhaft rauchfrei.“ Das bisherige Konzept hätte dazu geführt, dass der gesamte Tiefbahnhof nach einer gewissen Zeit durch die künstliche Luftbewegung verraucht worden wäre.

Von den Behindertenverbänden habe es wegen des geplanten Einbaus der Fluchttreppen auf den Bahnsteigen „massive Kritik“ gegeben, weil zwischen Treppenhäusern und Bahnsteigkante nur wenig Platz blieb. Nun fallen die Engstellen weg. Mit 16 000 zu rettenden Reisenden habe man in der Simulation erhebliche Reserven eingerechnet, nach den absehbaren Fahrplänen würden in der Spitzenstunde nicht mehr als 7500 Menschen im Bahnhof sein, so Bieger.

Die Änderungen wurden von CDU, SPD und Freien Wählern begrüßt. FDP-Stadtrat Michael Conz nannte sie „eine Spitzenlösung von Top-Spezialisten“.

Frank Knödler, Branddirektor der Landeshauptstadt, zeigte sich ebenfalls zufrieden. „Wir sind jetzt im grünen Bereich“, so Knödler. Die 16 000 Menschen „und die Zeit, in der wir die Leute draußen haben wollen, haben der Bahn viel Kopfzerbrechen bereitet“, so Knödler weiter. 15 Minuten gelten als machbar. Die zusätzlichen Treppenhäuser hätten Gefahrenquellen geschaffen. „Wir sind sehr hart geblieben, es war erst Ingenieurquatsch, jetzt ist die Bahn unserem Konzept gefolgt, es ist ein ganz einfaches Konzept“, so der Branddirektor zu den Stuttgart-21-Plänen. Auf die wassergefüllte Löschleitung in den Tunneln habe man 20 Jahre lang gedrängt, „jetzt haben wir sie“, so Knödler zufrieden.

Die Experten kennen sich seit 30 Jahren

Der „Ingenieurquatsch“, der vom Eisenbahn-Bundesamt (Eba) genehmigt und von der Bahn bisher als beste Lösung dargestellt worden war, wurde von Bieger nicht kommentiert. Die beiden Experten Knödler und Bieger kennen sich seit 30 Jahren. Der Bahn-Anwalt Peter Schütz sagte: „Es ist doch schön, dass wir die Optimierung noch rechtzeitig vornehmen. In Berlin hat man den Flughafen ja zuerst gebaut.“ Der 15. Änderungsantrag für den Tiefbahnhof, der sich um die Entfluchtung drehe, liege dem Eba inzwischen zur Genehmigung vor, so Schütz.

Zur Optimierung hätten SÖS/Linke-plus gern mehr als die von Bieger gezeigten Folien gesehen. Fraktionssprecher Hannes Rockenbauch forderte auch erneut „Augenhöhe“ ein und wollte „eigene Experten“ sprechen lassen. Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) lehnte das genauso ab wie die Übertragung des Bieger-Vortrags ins Internet. Das müsse zunächst im Ältestenrat debattiert werden, so Schairer, der damit ganz auf der Linie von CDU-Fraktionschef Alexander Kotz lag.

Der „Ingenieurquatsch“ sei schon „recht bemerkenswert“, sagte Gabriele Munk für die Grünen, immerhin baue die Bahn längst. Sie will die Simulation für die Entfluchtung sehen. „Das Bohren der Gegner hat dazu beigetragen, dass das Projekt jetzt sicherer wird“, bilanzierte Munk. SPD-Fraktionschef Martin Körner interessiert, wie der Rauch sich auf dem Straßburger Platz, also auf der Decke des Tiefbahnhofs, verteilt.

Angesichts der Menge an Fragen könne es sich nur um einen Zwischenbericht handeln, den die Vertreter des Projekts Stuttgart 21 nun gegeben hätten. „Die Herren kommen noch mal“, sprach Schairer eine verbindliche Einladung an die Bahn-Vertreter aus.