Ist vor dem Duell gegen Bryant Jennings guter Dinge: Schwergewichts-Weltmeister Wladimir Klitschko Foto: dpa

Schwergewichts-Weltmeister Wladimir Klitschko trifft in New York auf den unbekannten Herausforderer Bryant Jennings – doch alle sprechen nur über den Jahrhundert-Kampf eine Woche später in Las Vegas.

New York - Im US-Sport laufen derzeit die Play-offs in den Megasportarten Baseball und Eishockey – und trotzdem ist auch Boxen ein großes Thema. Der „Kampf des Jahrhunderts“ steht an. Am 2. Mai treffen sich Floyd Mayweather und Manny Pacquiao, um in Las Vegas das große Geld zu machen. Der Kampf soll einen Umsatz von 370 Millionen Euro bringen. Jeder Kunde des Pay-TV-Sender HBO, der die Weltergewichtler sehen will, muss 90 Euro extra berappen.

„Ich freue mich, dass es so ein Ereignis mit so viel Aufmerksamkeit und so viel Geld im Boxsport gibt“, sagt Wladimir Klitschko. Doch seine Freude ist alles andere als ungetrübt – weil er selbst im Schatten boxt.

Der Schwergewichts-Weltmeister der Verbände WBA, WBO, IBF und IBO kämpft in der Nacht zum Sonntag (4.20 Uhr/RTL) in New York gegen Bryant Jennings. Der legendäre Madison Square Garden wird wohl mit 18 500 Zuschauern ausverkauft sein, und trotzdem ist der Klitschko-Auftritt aus Sicht der sportbegeisterten US-Amerikaner nur eine kleine Nummer.

Als PR-Gag kämpfte Klitschko mit einem Alligator

Daran änderten auch die zahlreichen PR-Gags des Ukrainers nichts, der mit einem Alligator kämpfte und auf der Besucherplattform des Empire State Buildings posierte.

Dass der Name Klitschko in den USA weit weniger Strahlkraft besitzt als in Europa, hat verschiedene Gründe. Amerikaner lieben erfolgreiche Athleten, aber sie mögen es nicht, wenn deren Dominanz die Spannung nimmt. Und auch mit dem Kampfstil von Klitschko, der vor allem darauf bedacht ist, selbst keine Schläge zu kassieren, können sie wenig anfangen.

2008, nach seinem letzten Sieg in New York gegen Sultan Ibragimov, wurde Klitschko wegen seines unspektakulären Auftritts von den Medien zerrissen. Das tat weh, doch er steckt solche Kritik lieber ein als Aufwärtshaken des Gegners. „Ich muss mir nichts mehr beweisen“, sagt er, „es gibt unterschiedliche Boxstile. In Amerika ist es populär, wenn ein Boxer nach vorne marschiert und nicht wirklich auf die Schläge achtet, die er verpasst kriegt. Das ist nicht mein Interesse.“

Jennings fehlt die Erfahrung - bis August arbeitete er as Hausmeister

Dazu passt, dass Jennings (30) nicht der Kontrahent sein dürfte, von dem Klitschko (39) viel zu befürchten hat. Der Herausforderer ist zwar voll austrainiert und hat sogar eine größere Reichweite, dafür fehlt ihm die Erfahrung. Er boxt erst seit fünf Jahren, bis August arbeitete er als Hausmeister einer Bank in Philadelphia. Zwar hat er alle seine 19 Kämpfe gewonnen, stand aber noch keinem namhaften Konkurrenten gegenüber.

Trotzdem ist Jennings voller Hoffnung: „Es wird ein harter Kampf, bei dem einer von uns zu Boden gehen wird“, sagt er, „und ich werde das ganz sicher nicht sein.“

Unwahrscheinlich, dass es so kommt. Und wenn doch? Wäre dem Boxkampf in New York plötzlich alle Aufmerksamkeit gewiss.