Eingerahmt von Hutträgern: Aufsichtsratsvorsitzender Franz Fehrenbach, Winfried Kretschmann, Volkmar Denner und Klaus Dieterich (von links) beim Festklopfen des Grundsteins. Foto: Leif Piechowski

Der Grundstein für das Bosch-Forschungszentrum ist gelegt. Unternehmenschef Denner sieht eine „neue industrielle Revolution“.

Renningen - Der weltweit größte Autozulieferer Bosch hat den Grundstein für sein neues Forschungszentrum in Renningen-Malmsheim (Kreis Böblingen) gelegt. „Ein Anlass mit großer Tragweite“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) auf der Baustelle. Bosch-Chef Volkmar Denner betonte: „Von Renningen aus werden Impulse für Innovationen kommen, die die Zukunft unseres Unternehmens auch weiterhin prägen.“

Auf dem Flugplatz in Malmsheim steht ein Dutzend Kräne. Große Baugruben sind zu sehen. Die Arbeiten am Zentrum für Forschung und Vorausentwicklung haben schon Monate vor dem Fest zur Grundsteinlegung, am 11. Juni, begonnen. Die 14 Gebäude, darunter die 60 Meter hohe Zentrale mit zwölf Stockwerken, sollen im Jahr 2015 fertig sein. Bisher hatte Bosch die Baukosten mit rund 160 Millionen Euro angegeben. Am Donnerstag nannte das Technologieunternehmen mit 217 Millionen Euro eine deutlich höhere Zahl. Dazu kommen noch 93 Millionen Euro für Maschinen und technische Einrichtungen. Insgesamt investiert die Bosch-Gruppe in den neuen Standort vor den Toren Stuttgarts also 310 Millionen Euro.

„Die Standortentscheidung ist wichtig und bedeutsam für die Zukunft unseres Landes“, sagte Kretschmann. Baden-Württemberg könne sich als Hochtechnologieland nur dann behaupten, wenn es der Konkurrenz „immer mindestens eine Nasenspitze voraus ist“. Dass Bosch sein neues Zentrum in Renningen baue, sei ein „klares Bekenntnis“ zum Land. „Darüber freue ich mich sehr“, so der Ministerpräsident.

Denner: Bis zum Jahr 2025 werden über 50 Milliarden Geräte und Systeme Daten untereinander austauschen

Zu den Schwerpunkten bei der Bosch-Forschung gehört mittlerweile auch die Softwareentwicklung für die Vernetzung von Geräten und Systemen. „Im sogenannten Internet der Dinge und Dienste werden in den kommenden Jahren immer mehr Geräte und Systeme ohne menschliches Zutun in Kontakt sein“, ist Bosch-Chef Denner überzeugt. Bis zum Jahr 2025 würden über 50 Milliarden Geräte und Systeme Daten untereinander austauschen. So könne beispielsweise der Mieter eines Elektromobils bei der Eingabe seines Fahrziels automatisch eine Ladesäule reservieren lassen. Und er könne sich unterwegs Einkaufsangebote aufs Navigationsgerät spielen lassen.

Autovermietung, Stromanbieter, Einzelhandel – drei Geschäftsbereiche treffen aufeinander, die heute kaum Berührungspunkte haben. „Wir stehen an der Schwelle einer Zeitenwende, möglicherweise sogar einer neuen industriellen Revolution“, meint Denner. Die Bosch-Gruppe mit ihren weltweit 41.000 Mitarbeitern will die Zeitenwende mitgestalten und die „großen Wachstumschancen nutzen“ (Denner). Das Zentrum in Renningen spielt dabei eine wichtige Rolle. Hier werden 1200 Forscher, die heute auf Gerlingen, Schwieberdingen und Waiblingen verteilt sind, zusammengezogen.

Grundstein besteht aus Muschelkalk und wird später im Foyer des Hochhauses verankert

„Der persönliche Austausch der Mitarbeiter und die Möglichkeit, zwischen den einzelnen technischen Disziplinen enger zusammenzuarbeiten, wird die Innovationskraft unseres Unternehmens stärken“, sagt Forschungschef Klaus Dieterich. In dem an einen Universitätscampus erinnernden Gebäudekomplex mit einer Nutzfläche von 110.000 Quadratmetern ist auch Platz für 500 Praktikanten, Diplomanden und Doktoranden.

Der am Donnerstag gelegte Grundstein besteht aus Muschelkalk und wird später im Foyer des Hochhauses verankert. Er bedeckt einen Sockel, der eine kupferne Zeitkapsel enthält. Da hinein legte Bosch unter anderem eine aktuelle Ausgabe der Stuttgarter Nachrichten. Kretschmann steuerte eine Medaillenserie mit Erfindern und Tüftlern aus dem Land bei. Firmengründer Robert Bosch ist allerdings nicht dabei. Diese Münze gibt es noch nicht. Spätere Finder würden dies wohl als Bescheidenheit des Unternehmens werten, scherzte Kretschmann.