Ein Mann geht am Omnibusbahnhof in Zuffenhausen zu einem Reisebus vom Unternehmen „Meinfernbus.de“ – Fernbusreisen sind vor allem bei jungen Leuten beliebt Foto: dpa

Vor allem junge Menschen schätzen die billigere Alternative: Fernbusse liegen aufgrund ihrer günstigen Preise derzeit voll im Trend. Die meisten Fahrgäste sind Studenten, jede fünfte Fahrt wird von einem Berufspendler gemacht.

Stuttgart - Der Verband Region Stuttgart rechnet mit einem weiter wachsenden Fernbus-Markt im Ballungsraum. Die Regional-CDU wünscht sich von den Unternehmen die Anbindung mittelgroßer Städte wie Göppingen an den Flughafen.

Der Verband Region Stuttgart hat die Situation auf dem Markt der Fernbusse gut ein Jahr nachdem der öffentliche Fernverkehr zum 1. Januar 2013 liberalisiert wurde, auf Antrag der Christdemokraten analysiert. Der Verband zählt je fünf Linien von MeinFernbus und Flixbus, die Stuttgart beinhalten, sowie vier von Eurolines, je drei von DeinBus und ADAC Postbus und je eine von City2City und Onebus. Dazu kommt der Flughafenexpress Karlsruhe–Pforzheim–Stuttgart, den die Veolia-Tochter Wayo achtmal täglich an den Landesflughafen bringt. Abgesehen von der Bahntochter BerlinLinienBus halten alle größeren Fernbusunternehmen in Stuttgart.

Nach der Erhebung öffnen täglich durchschnittlich 96 Fernbusse ihre Türen an den Interims-Omnibusbahnhöfen in Obertürkheim und Zuffenhausen sowie auch am S-Bahnhof Vaihingen. Freitags fahren mehr als 100 Fernbusse ab, der Mittwoch ist mit rund 80 Abfahrten der am schwächsten frequentierte Wochentag. Die Zahlen nennt der Verband eine Momentaufnahme, da die Unternehmen bei der Anzahl der Abfahrten sehr flexibel agierten. DeinBus etwa reagiere ähnlich wie eine Mitfahrzentrale auch kurzfristig auf Nachfrage.

Die meisten Verbindungen gibt es mit zwölf zwischen Stuttgart und Karlsruhe, gefolgt von Stuttgart–München mit zehn sowie Heilbronn–Stuttgart und Tübingen–Stuttgart mit jeweils sieben. MeinFernbus listet seine Verbindung Berlin–Stuttgart als die am viertstärksten gebuchte in ganz Deutschland auf. Davor liegen die Verbindungen von Berlin nach München, Hamburg und Frankfurt. Stuttgart ist Start- oder Endpunkt für Verbindungen nach Freiburg, Konstanz, Erlangen, Frankfurt und Berlin. Die Durchfahrtslinien haben ihre Start- oder Endpunkte in München, Tübingen, Lörrach, Saarbrücken, Dortmund und Hamburg.

Wirtschaftsdirektor Jürgen Wurmthaler sagte jüngst vor dem Verkehrsausschuss der Regionalversammlung, dass nach Angaben der Unternehmen nur gut zehn Prozent der Fahrten für Kurz- oder Städtereisen unternommen würden. Die meisten Fahrgäste seien Studenten, die zwischen Wohn- und Studienort pendeln. Jeder fünfte an Bord sei ein Berufspendler. „Das touristische Potenzial der Fernbusse ist also erst noch zu entwickeln“, so Wurmthaler. Trotzdem wolle die Regio Stuttgart Marketing GmbH ihre Bemühungen verstärken, um auch diese Fahrgäste nach Stuttgart zu locken.

Die Entwicklung des Marktes wird vom neuen Fernbus-Bahnhof beeinflusst, der als Stuttgart Airport Busterminal für 4,6 Millionen Euro bis 2015 am Flughafen entsteht. Hier sind 17 Halteplätze für bis zu 62 Busse pro Stunde geplant. Zu Stoßzeiten könnte zudem ein Messeparkplatz als Puffer dienen.

Die CDU-Fraktion fordert von den Fernbus-Unternehmen, weitere Städte wie Böblingen, Ludwigsburg oder Göppingen in ihr Angebot aufzunehmen. „Die Entwicklung des Marktes bietet große Chancen für die Mittelstädte in der Region Stuttgart“, sagte Regionalrat Jan Tielesch. Er kann sich vorstellen, dass auch Linien an Stuttgart vorbeiführen, aber auf dem Weg etwa von Freiburg nach Würzburg in Böblingen oder Ludwigsburg halten. Auf dem Weg von Nürnberg über Aalen zum Flughafen und weiter nach Süden könnten Städte wie Göppingen oder Tübingen eine Anbindung an den Flughafen bekommen. Diese verkehrten zwar nicht besonders häufig, seien aber immer noch besser als keine Direktverbindung.

Mehr als bitten kann Tielesch nicht, der Verband Region Stuttgart hat keine Möglichkeit, das Angebot zu steuern. Die Stadt Stuttgart dagegen arbeitet zurzeit an einem Konzept, wie sie die Fernbus-Stopps im Stadtgebiet regeln kann.