Beim Urbacher Bonus-Markt geht die Tür bald für immer zu. Foto: Gottfried Stoppel

Gekürzte Zuschüsse, zu wenige Kunden: Der Bonus-Markt kann nicht wirtschaftlich arbeiten und muss schließen. Die Gemeinde hofft, dass ein Nachfolger für den Laden in der Ortsmitte gefunden werden kann.

Urbach - Es sind vor allem die Raucher, die den Bonus-Markt in der Ortsmitte von Urbach frequentieren. „Der Tabakwarenanteil liegt bei 20 Prozent“, berichtet Hans-Jürgen Beier, Vertriebsleiter der Bonus-Märkte. Der Durchschnittsbetrag pro Kassenzettel liege bei fünf Euro – was in etwa einer Schachtel Zigarette und vielleicht noch einem Kaugummi entspreche.

Zwar gebe es auch einige ältere Kunden, denen die Nahversorgung in der Ortsmitte wichtig sei, und die in dem Bonus-Markt ihren kompletten Einkauf erledigen würden. „Aber es sind einfach zu wenige“, sagt Beier. Zwar müssten die Bonus-Märkte als gemeinnützige GmbH keinen Gewinn abwerfen, „aber die schwarze Null muss stehen“. Weil das, trotz Zuschüsse der Gemeinde, nicht erreicht wird, zieht das Unternehmen die Reißleine: Im März ist der Mietvertrag gekündigt worden.

Die Postagentur wird sehr gut angenommen

Seit seiner Eröffnung vor etwa sieben Jahren war der Markt immer wieder in die Schieflage geraten. Dabei sind die Voraussetzungen für ein Gelingen eigentlich gegeben. Zwar ist die Filiale mit 180 Quadratmeer Verkaufsfläche aktuell der kleinste Bonus-Markt und große Lebensmittelmärkte sind in der Urbacher Mitte nur wenige Autominuten entfernt. Aber dafür ist die Postagentur in der Filiale beheimatet, „und die wird sehr gut angenommen“, sagt Beier. Zudem befinden sich direkt daneben ein Metzger, ein Bäcker und die Bank. „Da würde es sich eigentlich anbieten, sein Obst und Gemüse oder andere Waren noch bei uns zu holen“, sagte Beier.

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Aber weder die Postkunden noch die Kunden der umliegenden Geschäfte nutzen das Warenangebot des Bonus-Marktes. Dabei habe sich die Filiale angestrengt, ihr Sortiment immer wieder an die Kundenwünsche anzupassen. Trotzdem musste die Gemeinde bereits seit fünf Jahren immer wieder Zuschüsse gewähren, um die Defizite auszugleichen. Zuletzt waren es 700 Euro pro Monat für die Miete. Verschärft hatte sich die Lage in den vergangenen Monaten dadurch, dass es vom Jobcenter weniger Fördermittel für Langzeitarbeitslose gab, die in den Bonusmärkten Beschäftigung finden.

Ein Nachfolger wird bereits gesucht

Die wenige Nachfrage hatte der Filiale auch das Kalkulieren nicht einfach gemacht. Zum einen wolle man keine leeren Regale, „aber wenn wir von einer Kiste Salat nur vier Köpfe verkaufen und der Rest verdirbt, ist das auch schwierig“, sagt Beier, der für den Standort hofft, dass sich ein Nachfolger findet. Das ist auch Wunsch der Gemeinde: „Ideal wäre es, wenn sich ein Betreiber finden würde, der zusätzlich zum Lebensmittelangebot auch die Postfiliale betreiben könnte. Letztere wirft eine Rendite ab“, sagt der Bürgermeister Jörg Hetzinger.

Auch der Gewerbeverein wurde bei der Suche nach einer Lösung einbezogen. Hans-Jürgen Beier denkt, dass gerade die Weiterführung der Postagentur gut möglich ist. Sollte kein Nachfolger gefunden werden, so Hetzinger, soll über Alternativen wie die Einführung eines Bürgerbusses nachgedacht werden.

Wenn der Bonus-Markt in Urbach schließt, gibt es im Rems-Murr-Kreis nur noch eine Filiale im Winnender Wohngebiet Schelmenholz. Mit 500 Quadratmeter sei dieser Markt aber auch einiges größer und müsse den Vergleich mit einem Vollsortimenter nicht scheuen. „Diese Filiale läuft super.“