Noch zwölf Tage, dann macht der Bonus-Markt auf dem Sonnenberg endgültig dicht. Foto: Waltraud Daniela Engel

Ende September schließt der Bonus-Markt. Die Bewohner befürchten eine Versorgungslücke. Besonders für die älteren Menschen stellt der Wegfall des Bonus-Markts ein großes Problem dar.

Sonnenberg - Für ein paar Eier und eine Tafel Schokolade müssen die Sonnenberger künftig weitere Strecken in Kauf nehmen: Der einzige Lebensmittelladen im Stadtteil schließt endgültig am 27. September. Punkt 13 Uhr ist Schluss.

„Die Kraft lässt langsam nach“

Schon länger kränkelt der Bonus-Markt an der Laustraße. Zu wenig Umsatz, defekte Kühltruhen und der Streit zwischen den Betreibern und der Hausverwaltung sind unter anderem die Gründe für die Schließung (unsere Zeitung berichtete). Vielen Sonnenbergern missfällt dies allerdings. „Wo sollen die älteren Leute einkaufen?“, fragt Helmut Fauth. Er arbeitet seit zwei Jahren in dem Lebensmittelgeschäft. Gerade für die Bewohner des gegenüberliegenden Generationenzentrums sei es traurig, dass Bonus schließt.

Hildegard Weshauser ist 94 Jahre alt und erledigt kleinere Wege noch mit ihrem Rollator. „Die Kraft lässt langsam nach“, sagt sie. Zwar brauche sie nicht mehr viel, da das Altenheim sie mit dem Wichtigsten versorgt. Trotzdem habe sie regelmäßig ein „Schoklädle“ beim Bonus gekauft. Dass sie dafür künftig bis Möhringen muss, ängstigt die alte Dame. „Es ist einfach gefährlicher. Man stürzt in meinem Alter leicht.“

Eine Rentnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, geht sogar noch weiter: „Ich glaube, der Laden ist mit Absicht heruntergewirtschaftet worden.“ Noch bevor der Sonnenberg-Verein mit Hilfe einer Spendenaktion versucht hatte, den Bonus zu retten, wären dort Probleme mit dem teilweise unfreundlichen Personal bekannt gewesen. Dass die Kühltruhen nicht ersetzt worden seien, habe das Fass zum Überlaufen gebracht. Jetzt könnten Ältere oder Gehbehinderte nichts mehr einkaufen, sagt die Frau. Entgegen dem Versprechen der Stadtverwaltung wäre die Nahversorgung auf dem Sonnenberg nicht mehr gesichert. Gern eingekauft habe sie dort trotzdem: „Das Gemüse war immer frisch.“

Eine Versorgungslücke droht

Zwar bot Bonus immer das Nötigste. Aber den wöchentlichen Großeinkauf habe man dort kaum erledigt, bestätigt eine weitere Passantin. „Dafür fehlen dort die Parkplätze“, sagt Rita Lackner. Sie erinnert sich gut an die Zeit, als regelmäßig der Milchwagen im Sonnenberg hielt. „Warum gibt es so was nicht mehr?“ Der Lauf der Dinge sei nach den Worten von Rita Lackner wohl, dass sich heute alles lohnen müsse. Zwar könne sie noch zum Einkaufen mit dem Auto nach Möhringen fahren, wie das aber in fünf Jahren sei, wisse sie nicht.

Dass eine Versorgungslücke droht, haben auch die anderen Einzelhändler im Stadtteil erkannt. Thomas Stäbler von der Papeterie am Sonnenberg hört häufig Klagen, dass der Bonus Markt schließt. So gerne er sein Sortiment um Lebensmittel erweitern würde, ihm fehlt der Platz. „Ein paar Getränke und ein wenig Süßes gibt es schon länger bei uns“, sagt Stäbler. Mehr gehe nicht. Seine Kunden hätten ihm schon vorgeschlagen, die Räume des Bonus-Marktes zu übernehmen und selbst dort ein Lebensmittelgeschäft zu eröffnen. Das kommt für Stäbler aber nicht in Frage. „Man müsste dort erst mal investieren.“

Teresija Cucko verkauft bislang nur Brezeln, Brot und Brötchen in der Filiale der Bäckerei Schrade, die sich in direkter Nachbarschaft zum Bonus-Markt befindet. Auch sie ist angesprochen worden, ob sie nicht Butter und Milchprodukte ins Sortiment aufnehmen könnte. „Ich werde es unserem Chef vorschlagen.“