Drei Stunden täglich, so steht es auf dem Schild am Eingang, darf auf dem Bolzplatz gekickt werden. Viele Hobbyfussballer halten sich allerdings nicht an die Regel. Foto: Bernd Zeyer

Offiziell darf an Wochentagen drei Stunden täglich auf dem Bolzplatz Raiser gekickt werden. Allerdings hält sich kaum jemand an diese Regel. Das ruft Anwohner auf den Plan, sie fordern einen Schließdienst..

Rot - Seit Anfang der 1980er Jahre, also noch vor der Aufsiedlung des Neubaugebiets, gibt es den Bolzplatz Raiser. Mit seinem Betonbelag und den Toren und Ballfangzäunen aus Metall wirkt er auf den Betrachter nicht gerade einladend. Bei Jugendlichen hingegen kommt er gut an. So gut, dass Anwohner der Lärm stört und sie einen Brief an die Stadt geschrieben haben. Sie fordern vor allem, dass die Öffnungszeiten eingehalten werden: Im Sommer, so steht auf dem Schild am Eingang, darf täglich von 15 bis 18 Uhr, im Winter von 14 bis 17 Uhr gekickt werden. An Sonn- und Feiertagen ist der Platz geschlossen.

„Die Öffnungszeiten werden nicht eingehalten“, sagt ein Anwohner aus der Hohenloher Straße, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Zwar habe er dreifach verglaste Fenster und schließe bei Lärm zusätzlich die Jalousien, dennoch sei es beispielsweise abends so laut, dass seine beiden kleinen Kinder nicht schlafen könnten – vor allem wegen des Geschreis der Jugendlichen und des Aufprallens des Balls auf Boden und Fangnetz. Der Mann betont, dass er früher selbst Fußball gespielt habe und auch sein kleiner Sohn gern kicke, deshalb habe er grundsätzlich Verständnis für die Nutzer. Aber: „Ich werde als böser Anwohner hingestellt, dabei sind die Jugendlichen im Unrecht“. Immer wieder gehe er zum Bolzplatz und weise auf die Öffnungszeiten hin. Mal bringe das etwas, mal nicht. Seit einiger Zeit dokumentiert er, wann es Störungen gibt und die Spielzeiten nicht eingehalten werden. Zusammen mit zwei anderen Anwohner-Parteien hat er einen Brief an die Stadt geschrieben. Grundsätzlich wäre ihm ein Schließdienst am liebsten, so könnten die Nutzungszeiten korrekt eingehalten werden. Zudem gebe es ganz in der Nähe einen Bolzplatz des TV Cannstatt, auf den die Jugendlichen ausweichen könnten. Um seine Interessen durchzusetzen, überlegt sich der geplagte Anwohner, eventuell einen Anwalt einzuschalten und zu klagen. Er betont aber: „Ich möchte eine gütliche Einigung.“

Die Mobile Jugendarbeit versucht, zu vermitteln

Seit gut einem Jahr kümmert sich die Mobile Jugendarbeit Rot um das Thema. Laut Teamleiterin Anne Kunz ist mindestens ein Mal pro Woche ein Mitarbeiter vor Ort und informiert über die Nutzungszeiten. „Die Jugendlichen verstehen nicht, dass man auf einem Bolzplatz nicht bolzen darf“, sagt Kunz. Zu Kicken sei auf jeden Fall sinnvoller als herumzuhängen, Alkohol zu konsumieren und Dummheiten zu machen. Der Platz sei ein wichtiger Treffpunkt für Heranwachsende und deren Familien. Gemeinsames Spielen fördere die soziale Kompetenz, die Kommunikation sowie das Gemeinschaftsgefühl. Es gebe ohnehin immer weniger öffentliche Plätze für junge Leute. Viele der Bewohner seien extra wegen der guten Spielgelegenheiten hergezogen.

Vor Kurzem hatte die Mobile Jugendarbeit zu einem Treffen vor Ort eingeladen, zu dem gut 50 Anwohner, Heranwachsende und Jugendräte kamen. Die große Mehrheit der Anwesenden, das betont Kunz, habe sich für den Platz ausgesprochen. Zusammen mit der Mobilen Jugendarbeit würden die Befürworter eine Erweiterung der Öffnungszeiten fordern. Um den Lärmschutz zu verbessern, so die Ergebnisse einer Ideenwerkstatt, könnte ein anderer Boden, beispielsweise Kunstrasen, verlegt werden. Besserung könnten auch Netze für Tore und Zäune bringen. Eine weitere Möglichkeit wäre der Bau einer Schallschutzwand zur Hohenloher Straße hin.

„Wir warten auf den Fahrplan der Stadt“, sagt Kunz. Auf Rückfrage unserer Zeitung hieß es seitens des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes, man sei noch dabei, eine Entscheidung zu finden. Vor allem müsste geklärt werden, wie hoch die Kosten der verschiedenen Lösungsmöglichkeiten seien.