Wolfgang Schäuble (links) zog auch Marc Biadacz in seinen Bann. Foto: factum/Granville

Bei seinem Besuch in der Legendenhalle auf dem Flugfeld sprach Wolfgang Schäuble Klartext: Wenn die CDU die Wahl gewinne, sei er für Erleichterungen von kleinen und mittleren Einkommen.

Böblingen - Überaus munter ging es beim Wahlkampfbesuch von Wolfgang Schäuble in der Böblinger Legendenhalle auf dem Flugfeld zu. Der CDU-Spitzenkandidat des Landes und Bundesfinanzminister musste aber auch sämtliche Register seiner 45 Jahre langen Erfahrung als Mitglied des Deutschen Bundestags ziehen, um die Fragen aus dem Publikum zufriedenstellend zu beantworten. Auf die Kritik, dass die Kapitalertragssteuer derzeit fast nur halb so hoch sei wie der Spitzeneinkommenssteuersatz, konterte er, dass er vorgeschlagen habe, die mittleren und kleineren Einkommensempfänger zu entlasten. Schäuble nannte eine Steuererleichterung von 15 Milliarden Euro, „wenn die CDU die Wahl gewinnt“.

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Schäuble: „Die Briten begreifen, dass sie Mist gebaut haben“

Was denn die Bundesregierung unternehmen wolle, nachdem zwei weitere Deutsche in der Türkei verhaftet worden seien, wollte ein anderer Gast bei der Wahlkampfveranstaltung des CDU-Bundestagskandidaten Marc Biadacz wissen. Der Zuhörer konnte die Kanzlerin Angela Merkel nicht persönlich fragen, die ihren geplanten Besuch in Böblingen absagte, weil sie bereits einige Wahlkampfauftritte im Südwesten hatte und sie auch in anderen Bundesländern angefragt worden war. Es gebe keine weiteren Gespräche mit der Türkei über eine Zollunion, sagte Schäuble. Die Zusammenarbeit sei künftig „begrenzt“ und „wir sagen auch, dass sich jeder überlegen soll, ob er in die Türkei fährt“, erklärte er. Allerdings sei das Abkommen mit der Türkei über einen verstärkten Grenzschutz wichtig, damit keine Flüchtlinge mithilfe von Schleppern auf die griechischen Inseln fahren und nach Europa gelangen könnten. Zum Thema Abschiebung sagte Schäuble, dass man die Menschen, die nicht politisch verfolgt werden, unterstützen müsse, „damit sie in ihrer Heimat zurechtkommen“. Und er plädierte dafür, Afrika bei der Stabilisierung seiner politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse zu helfen.

Auch der Brexit war ein Thema. „Die Briten begreifen allmählich, dass sie Mist gebaut haben“, erläuterte der Minister. Doch müssten sie selbst entscheiden, sagte er vor rund 300 Zuhörern, „wie sie künftig mit uns zusammenarbeiten wollen“.