Die Landkreise um Stuttgart halten es für möglich, dass bei einer Taktverdichtung das Problem der Unpünktlichkeit der S-Bahnen in der Region noch größer wird. Foto: dpa

Der Verband Region Stuttgart hat bereits beschlossen, im Kreis den 15-Minuten-Takt bei den S-Bahnen einzuführen. Dem Landrat Roland Bernhard geht das zu schnell: er fordert eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Strecken. An diesem Dienstag wird das Thema im Verkehrsausschuss des Kreistags diskutiert.

Böblingen - Im Verkehrsausschuss des Kreistags haben die Fraktionen am Dienstag kritisiert, dass die Regionalversammlung den Beschluss zur Ausweitung des 15-Minuten-Takts gefasst hat, ohne eine Stellungnahme der betroffenen Landkreise einzuholen. Schließlich habe die Asuweitung Auswirkungen auf den weiteren Zug- und Bahnverkehr. „Es ist noch nicht klar, welche Folgekosten auf uns zukommen“, monierte der Kreisrat der Freien Wähler, Johannes Buchter. Schließlich müsse die Ammertal- wie auch die Schönbuchbahn und der gesamte Busverkehr an den neuen Takt angepasst werden, erklärte der Landrat Roland Bernhard. Eine Untersuchung ist beim Verkehr- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) in Auftrag gegeben worden.

Thomas Knöller (VVS) sagte in der Sitzung des Verkehrsausschusses, dass es keinen Automatismus gebe. Sämtliche Anschlüsse kämen unter die Lupe. Ob Veränderungen des weiteren Linienverkehr nötig würden, sei zunächst dahingestellt.

Grundsätzlich jedoch befürworteten die Kreisräte die Verdichtung im S-Bahn-Verkehr. Die meisten stellten jedoch in Frage, ob der 15-Minuten-Takt – wie von der Regionalversammlung beschlossen – in allen Verästelungen des S-Bahn-Netzes erforderlich sei. Roland Mundle (Grüne) hielt die Entscheidung allerdings für richtig und wichtig: „Wir müssen erst das Angebot schaffen, wenn wir mehr Nachfrage haben wollen.“ Prognosen über Fahrgastzahlen alleine würden auch nicht weiter helfen.

Wenn die Förderung kommt, sind die Kosten fast gedeckt

Bei den Kosten, die bei der Einführung des 15-Minuten-Takts entstehen, gab Helmut Noë Entwarnung. Der CDU-Kreisrat, der für die Christdemokraten auch in der Regionalversammlung sitzt, gab zu bedenken, dass das Land eine Aufstockung der sogenannten Regionalisierungsmittel für die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrverkehr ins Kalkül ziehe. Noë erklärte, dass das Land im Zuge dessen bereits in diesem Jahr mehr Geld vom Bund erhalte. Eine Steigerung der Zuweisungen sei auch in den nächsten Jahren zu erwarten. 17 Millionen Euro des 21 Millionen Euro teuren Pakets für den 15-Minuten-Takt seien mit der erwarteten Förderung bereits abgedeckt, erklärte Noë. Der Landkreis Böblingen muss daher keine 3,3 Millionen Euro an dem Projekt bezahlen. Von dieser Summe war die Kreisverwaltung zunächst ausgegangen. Nach den Worten Noës kämen auf die Verbundpartner des S-Bahn-Verkehrs – dabei handelt es sich neben dem Kreis Böblingen um die Kreise Esslingen, Ludwigsburg und den Rems-Murr-Kreis sowie die Stadt Stuttgart – weitaus niedrigere Kosten zu. Der CDU-Kreis- und Regionalrat mahnte aber auch an: „Ohne die Förderung ist der dichtere Takt nicht zu finanzieren.“

Wenn das Geld nicht komme, werde die Regionalversammlung noch einmal grundsätzlich in die Diskussion einsteigen müssen, betonte Noë. Zudem werde nun zunächst von der Bahn geprüft, ob und wie der 15-Minuten-Takt überhaupt eingeführt werden könne. Der Kreisrat Buchter gab nämlich zu bedenken, das es jetzt schon auf den Schienen vor allem zwischen Stuttgart-Vaihingen und Böblingen einen regen Zugverkehr gebe. Deshalb sei völlig zurecht ein drittes Gleis in der Diskussion. Außerdem hielten es neben dem Landrat auch einige Kreisräte in den Fraktionen für möglich, dass es bei einer Taktverdichtung noch mehr Probleme mit der Pünktlichkeit der S-Bahnen geben könnte.

Böblingen -

Die Regionalversammlung hatte Ende September ein vierstufiges Konzept beschlossen, um eine Verbesserung im S-Bahn-Verkehr zu erreichen. Zunächst soll von Dezember nächsten Jahres an der Viertelstundentakt in der Zeit von 15 Uhr bis 20.30 Uhr eingeführt werden. Hierfür wurden Kosten von 3,5 Millionen Euro ermittelt. Die zweite Stufe von Dezember 2018 an betrifft die Zeit von morgens früh bis gegen 10 Uhr. Kostenpunkt: rund fünf Millionen Euro. Die dritte Stufe ist für Dezember 2019 geplant und beinhaltet die Zeit von 12 Uhr bis 15 Uhr (rund sieben Millionen Euro). Ein Jahr später wäre mit Beginn des Dezember-Fahrplans die letzte Stufe an der Reihe. Dann soll die Lücke im 15-Minuten-Takt von 10 Uhr bis 12 Uhr geschlossen werden.