Fernwärme-Kunden der Stadtwerke Böblingen klagen über deutliche Preiserhöhung Foto: factum/Weise

Den Stadtwerken Böblingen flattern immer mehr Beschwerdebriefe ins Haus. Kunden klagen über die Anhebung der Grundgebühr bei der Fernwärme um durchschnittlich 21,1 Prozent – das sind 173 Euro im Jahr .

Böblingen - Den Stadtwerken Böblingen flattern immer mehr Beschwerdebriefe ins Haus. In der vergangenen Woche war noch etwa von einem Dutzend die Rede, die sich gegen die Anhebung der Grundgebühr bei der Fernwärme um durchschnittlich 21,1 Prozent – das sind 173 Euro im Jahr – wehrten. Nun liegen rund 70 Schreiben vor. „Das sind nicht viel“, meint der SPD-Stadtrat Reisch, „das liegt auch an der Urlaubszeit.“ Außerdem sei die Erhöhung ein Schnellschuss. Wie viele andere wünscht sich auch er – selbst Bezieher von Fernwärme – mehr Informationen von den Stadtwerken, weshalb die Gebührenerhöhung für nötig erachtet wird. Dort ist zu erfahren, dass nicht genügend Geld für die nötige Sanierung der alten Leitungen vorhanden sei. „Wir haben keine Rücklagen“, sagt Jan Kohlmeyer, der Leiter Unternehmensentwicklung. Deshalb sei man auf höhere Einnahmen angewiesen.

Reisch war nach eigenem Bekunden „geplättet“, als er jüngst über die Anhebung der Grundgebühr von 9,90 Euro auf 28,82 Euro pro Kilowatt informiert wurde. Für ihn bedeute das bei seiner Abrechnung inklusive der Verbrauchskosten eine Erhöhung von 55 Prozent. „Die Kunden können sich kaum dagegen wehren, weil sie auf die Wärmelieferung angewiesen sind. Zumal der Herbst und der Winter vor der Tür stehen“, sagt Eckhard Benner von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Viele könnten gar nicht auf eine andere Energiequelle umsteigen, auch wenn sie selbst viel Geld in eine neue Heizung investieren würden. So ist es etwa auch bei der Familie Reisch. Eine Gasleitung in ihrer Straße gibt es nicht, an die man sich anschließen lassen könnte. „Ich habe mir überlegt, mit Pellets zu heizen“, sagt Reisch, „doch kommt das wegen der Anschaffungskosten viel zu teuer.“

Kartellbehörde hat nichts auszusetzen

Die Verbraucherzentrale empfiehlt deshalb, sich an die Landeskartellbehörde zu wenden. „Das haben wir schon getan“, sagt Peter Aue von der Interessengemeinschaft Fernwärme Böblingen (IGFW-BB). „Wir haben die Auskunft erhalten, dass an der Preisanhebung nichts auszusetzen sei“, berichtet Aue. Eine Begründung dafür war von der Behörde auf Anfrage nicht zu erhalten.

Die IGFW-BB pocht darauf, mehr über den Investitionsstau bei der Sanierung der Leitungen und die finanzielle Situation der Stadtwerke zu erfahren. Der erste Wirtschaftsplan seit der Neugründung soll im Herbst für das Jahr 2013 dem Gemeinderat vorgelegt werden, der Plan für 2014 erst im kommenden Jahr. „Wir haben erst eine Bestandsaufnahme machen und die Zahlen erheben müssen. Das war schwierig und zeitaufwendig“, sagt Kohlmeyer. Für 2013 schlägt ein Verlust von einer Million Euro zu Buche.