Fundsachen wie Brillen, Mobiltelefone oder auch eine Astschere – vor allem aber Fahrräder – können ersteigert werden. Foto: factum/Granville

Fahrräder, Schirme, Mobiltelefone, Schmuck – alles, was im Böblinger Fundamt liegen bleibt, kann jetzt online ersteigert werden.

Böblingen - Die Zeiten, in denen mindestens einmal jährlich an einem Samstag im Böblinger Rathaus der Hammer geschwungen wurde, um Fundsachen zu versteigern, sind in Böblingen endgültig vorbei. Am Donnerstag um 19 Uhr ist die zweite Online-Fundsachenauktion der Stadt Böblingen gestartet worden – mit 148 Angeboten. Fahrräder, Regenschirme, Mobiltelefone, Sonnenbrillen, aber auch Gold- und Silberschmuck kommen hier unter den digitalen Hammer.

Mehr als 700 Einzelfundstücke können laut Evi Seitner-Schima, der Abteilungsleiterin des Bürger- und Ordnungsamtes, ersteigert werden. Einige davon werden paketweise angeboten. So gibt es beispielsweise 77, 64 und 63 Lesebrillen auf einen Schlag, ein Paket mit 381 Gramm Silberschmuck, in dem sich Ketten und Ringe finden, sowie acht Positionen mit jeweils mehr als zehn Armbanduhren. Aber auch ein Quad, „das auf einer Wiese gefunden wurde und schon längere Zeit bei uns steht“, kann laut Seitner-Schima ersteigert werden. Ob es noch funktioniert, kann die Leiterin des Bürger- und Ordnungsamtes zwar nicht sagen; nur, dass der Neubesitzer das Gefährt möglicherweise sehr günstig erhalten kann – mit sehr viel Glück sogar für nur einen Euro. Der Startpreis zu Auktionsbeginn lag bei 200 Euro.

Bei Schmuck wird der Rat eines Juweliers eingeholt

Die Online-Auktion läuft nämlich – anders als bei Ebay – nicht nach dem Prinzip, dass, wer bis zum Ende das höchste Gebot abgibt, das Wunschobjekt auch bekommt. Vielmehr wurden die Angebote mit den vom Betreiber der Auktionsplattform ermittelten Höchstpreisen freigeschaltet. Der Einstiegspreis wird dort festgelegt, „denn sie haben da die besseren Kenntnisse und Erfahrungen“, sagt Seitner-Schima. Bei Schmuck würde zudem bei Bedarf der Rat eines Juweliers eingeholt. Zehn Tage lang reduziert sich der Preis nun kontinuierlich bis zu dem in der Auktion genannten Mindestpreis. Je näher das Gebot am Höchstpreis liegt, desto größer ist die Chance, neuer Besitzer des Wunschobjekts zu werden. Zocker können aber auch abwarten, bis sich der Preis in niedrigere Regionen bewegt hat und dann zuschlagen. Sind das Gebot des Bieters und der sich reduzierende Preis nämlich gleich, ist die Auktion gewonnen.

„Beim ersten Testlauf ist das sehr gut gelaufen“, erinnert sich Wolfgang Pfeiffer, der Pressesprecher der Stadt Böblingen. Aus diesem Grund habe man sich auch dazu entschlossen, die Fundsachen weiterhin online zu veräußern, wenn deren Besitzer sie nicht innerhalb eines halben Jahres abgeholt haben. So lange würden die Fundsachen in jedem Fall im Bürgeramt aufbewahrt. „Wenn sich weder der Eigentümer noch der Finder in dieser Frist melden und das Fundstück beanspruchen, geht es in das Eigentum der Stadt über und wird dann über die Auktion verkauft“, erläutert Seitner-Schima. Die Stadt mache damit zwar nicht das große Geld, sie sei aber gesetzlich zu einer entsprechenden Verwertung der Fundstücke verpflichtet. Verwertet wurden im Frühjahr bereits mehr als 60 herrenlose Fahrräder: Die Stadt hat sie der Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt. Trotzdem ist das Fahrradangebot bei der Auktion enorm: Knapp 70 Drahtesel können ersteigert werden.

Das teuerste Stück hat einen Startpreis von 600 Euro

Fahrräder müssen die Neubesitzer bei der Stadt abholen. Kleinere Dinge wie Uhren oder Schmuck werden den Auktionsgewinnern von der Firma zugeschickt, die auch Auktionsplattform www.sonderauktionen.net betreibt. Das teuerste Stück, das Böblingen im Angebot hat, ist übrigens ein Goldring mit 17 Diamanten, der günstigstenfalls für 200 Euro den Besitzer wechselt. Der Startpreis lag bei 600 Euro.

Böblingen ist mit der Online-Versteigerung ein Pionier im Kreis. In Leonberg finden Fundsachenauktionen regelmäßig im Hof des Rathauses statt, in Herrenberg gibt es entsprechende Auktionen einmal jährlich im Frühjahr im Bauhof. Lediglich 2016 gab es eine solche Fundsachenversteigerung dort nicht, da viele der Gebrauchsgegenstände Flüchtlingen überlassen wurden. Die noch übrigen Fundsachen werden Anfang nächsten Jahres angeboten.

Hier geht es zur Online-Auktion.