Macht das Hobby zum Beruf: Der Sportökonom Georg Humburg investiert in Böblingen in ein neues Kletterzentrum Foto: GH

Vermutlich werden die Investoren selbst ihre besten Kunden: „Wir lieben und leben diesen Sport“, sagt Georg Humburg. Der Sport-Ökonom und sein Kompagnon Florian Schüle stecken vier Millionen Euro in den Neubau eines Kletterzentrums in Böblingen.

Böblingen - Das Projekt entsteht am Böblinger Silberweg, wo der Sportverein SVB seine Sportstätten hat. Am selben Ort hatte schon vor sechs Jahren die lokale Sektion des Deutschen Alpenvereins eine Kletterhalle bauen wollen. Der Verein scheiterte aber an der Finanzierung. „Wir sind von der Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage überzeugt“, betont nun Georg Humburg. Seinen Angaben zufolge wird es die modernste der Region Stuttgart.

Weil Georg Humburg und Florian Schüle nach dem neuesten Stand der Technik bauen wollen, musste extra der Bebauungsplan für das Gebiet geändert werden. Mit ihrem Kletterzentrum wollen sie schließlich hoch hinaus – auf eine Höhe von 17 Metern kommt ihre Trainingswand. Damit übertreffen sie die beiden großen Stuttgarter Kletterhallen, das Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins und Climbmax. Auf rund 2500 Quadratmeter sollen die Sportler künftig in Böblingen klettern können. Die Anlage umfasst eine Kletter- und eine Boulderhalle. Der Unterschied der beiden Sportarten liegt in der Höhe: Bouldern, das vom englischen Wort Boulder für Felsbrocken stammt, bezeichnet das Klettern in Absprunghöhe. Beim Klettern geht es dagegen in Richtung Gipfel. Auch ein 16 Meter hoher Außenkletterbereich ist geplant sowie ein Bistro namens Terraza del Sol. „Unsere Anlage wird die schönste“, schwärmt Georg Humburg.

Sehr gelungen findet der Sportökonom auch die mit dem Sportverein vereinbarte Kooperation. Das sichtbarste Zeichen dafür ist der Name des neuen Kletterzentrums: Mit Rocadion lehnt es sich an das benachbarte Paladion, dem „Sport- und Fitnesspalast“ des SVB, an. Dort gibt es bereits eine Kletterwand und auch eine Jugendgruppe. Um die Halle zu beseelen, seien Vereinsstrukturen notwendig, erklärt Georg Humburg. Außerdem will der Sportverein am Silberweg einen alten Tennisplatz in Beachvolleyball-Felder verwandeln. „Eingebettet zu sein in eine Sportlandschaft ist natürlich wunderschön“, sagt der 39-Jährige Hobbykletterer. Den Süden von Stuttgart sowie den Raum Böblingen und Sindelfingen sieht er als das Einzugsgebiet für sein Unternehmen.

Lange Suche nach Standort

Fünf Jahre lang haben Georg Humburg und der Maschinenbauingenieur Florian Schüle nach einem Standort für ihr Projekt gesucht. In Stuttgart-Zuffenhausen war die Konkurrenz von Climbmax schneller, in Kirchheim/Teck wurden am Ende Wohnungen gebaut. Der Stadt Böblingen kamen die Pläne der Kletterer gerade recht: „Der Wunsch nach einer Kletterhalle besteht schon seit mehreren Jahren“, freute sich die Verwaltung, der Gemeinderat stimmte einstimmig dafür. Im Jahr 2009 hatte die Böblinger Sektion des Alpenvereins verkündet, für rund zwei Millionen Euro eine solche Anlage bauen zu wollen. Sie wäre auch nur halb so groß gewesen wie das aktuelle Projekt. Die Nachfrage war schon damals da, nur das Geld nicht.

Der Deutsche Alpenverein schätzt, dass ein Drittel seiner Mitglieder entweder klettern oder bouldern oder beides tun. Das entspricht etwa 350 000 Menschen. Weil nicht alle Sportler in dem Verein sind, gibt es vermutlich rund eine halbe Million Kletterer in Deutschland. Als das DAV-Zentrum in Stuttgart im vergangenen Januar seine neue Boulderhalle einweihte, wurden als Begründung auch Zahlen geliefert: Im Jahr 2005 waren 60 000 Kletterer dort die Wände hochgegangen, 2012 waren es dann 130 000 gewesen.