Die alten Dieselwagen sollen im Dezmember 2020 allesamt ersetzt werden. Zwischen Böblingen und Holzgerlingen ist ein zweites Gleis geplant. Foto: factum/Archiv

Der Kreis Böblingen muss für den Ausbau tiefer in die Tasche greifen als der Kreis Tübingen. Insgesamt steigt der Kostenbeitrag im nächsten Jahr auf 5,7 Millionen Euro, zudem werden 46 Millionen Euro an Krediten aufgenommen.

Böblingen - Die Elektrifizierung und der Ausbau der Schönbuchbahn gehen nun in die heiße Phase. Die Rodungsarbeiten entlang der Ausbaustrecke sind vorerst beendet, der Bau des neuen Betriebshofes in Böblingen hat begonnen. Im kommenden Sommer soll es mit den Gleisbauarbeiten losgehen – all das muss

aber auch finanziert werden. „Auf den Zweckverband wartet eine echte Kraftanstrengung“, sagt der Landrat Roland Bernhard. Bisher wird für die neun neuen Elektrowagen und die Ertüchtigung der Strecke mit Kosten von insgesamt 145,3 Millionen Euro gerechnet. In den kommenden Jahren wird der Kreis Böblingen deutlich mehr bezahlen müssen als der Kreis Tübingen, die als Partner dem Zweckverband angehören.

Wenn die Strecke zwischen Dettenhausen (Kreis Tübingen) und Böblingen elektrifiziert ist, wird der Kreis Tübingen nur noch 15 Prozent an der Kostenumlage beteiligt, die der Zweckverband erhebt. Der Kreis Böblingen bestreitet dann 85 Prozent. Diese Vereinbarung wurde getroffen, weil die Zweckverbandsversammlung der Argumentation des Kreises Tübingen folgte, der anführte, dass vom zweigleisigen Ausbau zwischen Holzgerlingen und Böblingen sowie dem dort geplanten 15-Minuten-Takt ausschließlich der Kreis Böblingen profitiere. Damit wird der Kreis Tübingen mit dem Beginn des elektrischen Fahrbetriebs – geplant ist dieser von Dezember 2018 an – in den Folgejahren mit einem etwa gleich bleibenden Obolus belastet.

Kostenschlüssel ändert sich

Im Jahr 2018 muss der Kreis Böblingen an der geplanten Umlage von bis zu sieben Millionen Euro rund 5,5 Millionen Euro entrichten, die Tübinger sind mit 1,5 Millionen Euro dabei. Laut dem nun vorgelegten und vom Böblinger Kreistag bewilligten Wirtschaftplan 2017 bleibt der Tübinger Beitrag in den Jahren 2019/2020 etwa gleich, während der Kreis Böblingen bis zu 8,5 Millionen Euro einkalkulieren muss.

Bereits in den vergangenen Jahren hat der Zweckverband eine immer höhere Umlage verlangt. Nun klettert sie um voraussichtlich zwei Millionen Euro auf 5,7 Millionen Euro im nächsten Jahr. Weil die Kreise dabei noch nach dem alten Finanzierungsschlüssel verfahren, der zurzeit noch bei 80 Prozent (Kreis Böblingen) und 20 Prozent (Kreis Tübingen) liegt, erhöht sich auch der Tübinger Anteil beträchtlich. Offenbar haben das die Kreisräte letztlich hingenommen, denn die Landräte betonten immer wieder, dass kein Weg am Ausbau mehr vorbeiführe angesichts der steigenden Fahrgastzahlen mit oft mehr als 9000 Nutzern täglich und der überfüllten Züge bei der Schülerbeförderung.

Gemeinsame Finanzierung

„Das ist bereits ein fahrender Zug“, erklärt sinnbildlich Peter Pfitzenmaier, der SPD-Fraktionschef im Böblinger Kreistag, das Vorhaben könne und wolle nun niemand mehr stoppen. Obwohl er und auch andere Kreisräte zuvor angemahnt hatten, erst die Förderzusage des Landes abzuwarten, die bisher den Kauf der Elektrofahrzeuge ablehnte. Eine Unterstützung gibt es bisher lediglich für den Ausbau und die Elektrifizierung, der mit insgesamt 94 Millionen Euro kalkuliert wird.

„Für den Kreis Böblingen wird das richtig heftig“, sagt Pfitzenmaier. Aber man trage das Projekt mit, auch wenn es ein anderes Modell zur Finanzierung gebe, das anderorts angewandt werde, wo sich die Anliegergemeinden an den Kosten beteiligten wie etwa bei der Strohgäubahn im Kreis Ludwigsburg. „Es gab eine Solidarität beim S-Bahn-Bau. Nun finanzieren wir den Ausbau der Schönbuchbahn ebenfalls gemeinsam“, sagt Pfitzenmaier. Denn schließlich ist klar, dass sämtliche Städte und Gemeinden die Schönbuchbahn mitfinanzieren. Über die Kreisumlage, die in den nächsten Jahren wohl steigen werde, wie der Landrat Bernhard ankündigte.

Mehr Geld aus dem Topf des Verkehrs- und Tarifverbunds ?

Auch für den CDU-Fraktionschef im Böblinger Kreistag, Helmut Noë, hat der Ausbau der Schönbuchbahn eine hohe Priorität. Dass die Tübinger weniger zur Kasse gebeten werden, findet er okay. Noë erwartet allerdings, dass sich das Land am Kauf der neuen Elektrofahrzeuge beteiligt. Und er hofft in einigen Jahren auf mehr Zuschüsse aus dem Topf des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart. Um den Kraftakt zu bewältigen, muss der Zweckverband zunächst Kredite aufnehmen. Im Jahr 2017 sind 46 Millionen Euro geplant.