Das Müllheizkraftwerk und die erhöhten Dioxinwerte im Boden an einigen Stellen in der näheren Umgebung dürften nichts miteinander zu tun haben. Foto: Horst Rudel

Das Bodengutachten des Tüv liegt vor. Es schließt einen Zusammenhang zwischen den aktuellen Emissionen des Göppinger Müllofens und den an einigen Stellen erhöhten Dioxinwerten im Boden der Umgebung aus.

Göppingen - Ein ganz wesentlicher Satz im Bodengutachten, das der Tüv Süd zur Ermittlung von Schadstoff-Belastungen im Umfeld des Göppinger Müllheizkraftwerks (MHKW) durchgeführt hat, steht ganz am Schluss der Expertise: „Aus den heutigen Emissionen des MHKW resultieren gemäß überschlägiger Berechnung keine relevanten Dixon/Furan-Anreicherungen im Boden.“ Mit diesen Worten schloss denn auch die Tüv-Sachverständige Katharina Winterholler ihren Vortrag, als sie am Dienstagnachmittag im Göppinger Landratsamt die Ergebnisse der Untersuchung dem Kreisausschuss für Umwelt und Verkehr sowie gerade mal einem Dutzend Besuchern vorstellte.

Dass bei den Messungen an einigen Stellen dennoch erhöhte Dioxinwerte festgestellt worden waren, müsse demnach andere Gründe haben, ergänzte Winterholler und lieferte die Begründung gleich mit: „Zumindest auf einer der beiden belasteten Ackerflächen, darauf deutet die Zusammensetzung des Dioxins hin, könnte Klärschlamm aufgebracht worden sein.“ Und was die erhöhten Werte im Waldboden angehe, spreche die Belastungsverteilung dafür, dass die Schadstoffe dort schon seit längerer Zeit schlummerten, fügte sie hinzu.

Verdichtete Messungen an den belasteten Stellen

Ein Grund, sich nunmehr entspannt zurückzulehnen, ist diese Erkenntnis für die Verantwortlichen im Landratsamt indes nicht. Landrat Edgar Wolff versicherte erneut, „den Ursachen auf den Grund gehen zu wollen“. Zudem machte er deutlich, dass der Prozess, die Verbrennungskapazität im MHKW zu erhöhen, bis dahin auf alle Fälle ausgesetzt bleibe. Jochen Weinbrecht, der Leiter des Kreis-Umweltschutzamts, zeigte auf, „was wir in dieser Angelegenheit zu tun gedenken“. So sollen jetzt an den punktuell höher belasteten Stellen verdichtete Messungen anlaufen. „Wir müssen schließlich eingrenzen, wie groß die Flächen sind“, sagte er. Zudem werde eine Auswahl an potenziell unbelasteten Referenzpunkten untersucht.

Parallel dazu beginnt die Recherche zu den alten Werten, die aus den 90er Jahren stammen, und die Suche nach Experten, die über die Zusammensetzung des Dioxins Auskunft geben können, so dass dessen Herkunft eingegrenzt werden kann. „Der Untersuchungsumfang wird nach Abstimmung mit diesen Fachleuten und den Landesbehörden festgelegt“, versicherte Weinbrecht. Schließlich müsse es das oberste Ziel sein, eine Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung auszuschließen.

Landrat Wolff: Sorgfalt vor Geschwindigkeit

Dies sei nach dem jetzigen Erkenntnisstand gewährleistet, betonte Edgar Wolff, der zugleich darauf hofft, dass „wir im ersten Halbjahr 2018 mehr wissen“. „Eine belastbare Aussage zum Müllheizkraftwerk könnte es allerdings schon früher und nicht erst im Juni nächsten Jahres geben“, erklärte der Landrat, stellte aber klar, dass Sorgfalt vor Geschwindigkeit gehe. In jedem Fall werde in nächster Zeit auch noch das ebenfalls vom Tüv gefertigte Feinstaubgutachten vorgestellt.

Wolffs Zusage, die Bürgerschaft zu informieren, sobald die Ergebnisse da seien, begrüßten die Ausschussmitglieder ausdrücklich. Zugleich äußerten sie ihr Unverständnis darüber, dass in der Bundes- Bodenschutz- und Altlastenverordnung die Dioxingrenzwerte von fünf auf 15 Nanogramm pro Kilogramm Boden angehoben werden sollen. Weinbrechts Ansage, „dass wir uns an den alten Werten orientieren“, stieß deshalb auf Wohlgefallen.