Tatort Stuttgart-Riedenberg: Ein 53-Jähriger hat vor Gericht gestanden, seine Frau und seinen Sohn getötet zu haben. Foto: SDMG

Bisher hatte der Mann, der in Stuttgart-Riedenberg seine Frau und seinen Sohn erstochen haben soll, vor Gericht zu seinem Motiv geschwiegen. Am dritten Prozesstag sagte er doch noch aus.

Stuttgart - Der 53 Jahre alte Techniker, der wegen Doppelmordes an seiner zehn Jahre jüngeren Frau und an seinem 16-jährigen Sohn vor dem Landgericht steht, hat sich am dritten Prozesstag doch noch dazu entschieden, zur Tat auszusagen. Mit seiner Einlassung hat der Angeklagte die Ratlosigkeit und die Verwirrung allerdings nur noch gesteigert. Seine beruflichen Probleme seien der Grund für die schreckliche Bluttat gewesen, so der Techniker.

„Warum müssen ihre Frau, ihr Sohn und ihr Hund, die Sie alle geliebt haben, wegen Ihren beruflichen Problemen sterben? Das passt nicht zusammen“, sagt Wolfgang Hahn, Vorsitzender Richter der 9. Schwurgerichtskammer. Er habe seinen Zustand beenden wollen, antwortet der 53-Jährige. Er sei mit seinem Arbeitgeber nicht mehr klargekommen, es sei um die Arbeit und die Auswirkungen auf seine Familie gegangen. „An diesem Morgen war kein Gefühl mehr bei mir da“, sagt der Angeklagte.

Davon geträumt, die Familie auszulöschen

Mit „diesem Morgen“ meint der Mann den 18. Oktober 2015. An jenem Sonntag hat er, wie er bereits bei der Polizei und beim Haftrichter gestanden hatte, sein Familie in der Wohnung in Stuttgart-Riedenberg ausgelöscht. Schon Tage zuvor habe er an den Tod gedacht, sagt der Mann, der als Baustellenkoordinator bei einem Energieunternehmen in Stuttgart gearbeitet hat. Er habe an „Tod, Erlösung“ und an die Möglichkeit gedacht, es einfach zu beenden. Schon nach dem Sommerurlaub habe er nachts ab und zu davon geträumt, sich und seine Familie auszulöschen. Das hatte er schon dem Haftrichter gestanden.

An jenem Sonntagmorgen sei es ihm nicht gut gegangen. Er habe versucht, den Familienhund mit Klebeband zu ersticken. „Damit ich mit dem Tier nicht mehr jeden Tag raus muss und so mehr Zeit für die Familie habe“, sagt der 53-Jährige vor Gericht. Das mit dem Ersticken habe nicht geklappt. Also sei er in den Keller gegangen. „Ich brauchte ein großes Messer.“ Mit einer Axt, einem Beil und einem Bajonettmesser kam er zurück in die Wohnung. Dort sei seine Frau im Gang gestanden. Was er mit den Werkzeugen wolle, habe sie gefragt. „Den Hund umbringen.“ Dann habe er Axt und Beil abgelegt, sei auf seine Frau zugegangen und habe mit dem Messer zugestoßen.

Dann sei er ins Kinderzimmer gegangen und habe seinen Sohn erstochen. „Er hat um Hilfe geschrien. Ich wusste, das Schreien muss aufhören“, so der 53-Jährige. Seine Frau habe noch gestöhnt. „Ich wollte nicht, dass sie leidet.“ Also habe er ihr noch zweimal ins Herz gestochen. Schließlich habe er auch den Hund mit Stichen getötet.

Angeklagter sagt, er könne kein Blut sehen

„Ich bereue diese Tat. Ich kann mir nicht erklären, warum ich diese beiden Menschen umgebracht habe“, so der Mann. Danach habe er viel Alkohol getrunken, weil er die Situation nicht habe aushalten können. Erst unter Alkohol habe er sich die Pulsadern aufschneiden können, denn: „Ich kann eigentlich kein Blut sehen.“

Tatsächlich hat der Angeklagte seine Frau und seinen Sohn regelrecht abgeschlachtet. Allein die 43-Jährige wies 42 Stiche, zehn Abwehrverletzungen und mehrere Schnitte auf – im Gesicht, am Hals, im Oberkörper, im Rücken, wie der Rechtsmediziner berichtete. Das Knie sei ebenso durchstochen gewesen wie mehrere Rippen. Am Körper des 16-jährigen Sohnes zählte der Rechtsmediziner knapp 30 Stiche. Nach der Bluttat hatte der Mann einen Notruf abgesetzt. „Ich habe meine Familie umgebracht, meine Frau getötet, meinen Sohn getötet. Auch der Hund ist tot. Ich kann nicht mehr.“ Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.