Gerhard Wäschle verträgt das Blutspenden inzwischen problemlos. Foto: Leonie Schüler

Gerhard Wäschle ist für 125-mal Blutspenden mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet worden.

Weilimdorf - Rund 63 Liter Blut hat Gerhard Wäschle in den vergangenen 32 Jahren gespendet. 126-mal ist der Weilimdorfer dafür zur Ader gelassen worden. Nach der 125. Spende wurde er kürzlich zusammen mit 148 anderen Stuttgartern von Bürgermeister Martin Schairer mit einer Urkunde ausgezeichnet. Die stattliche Zahl von 125 Spenden erreichte neben Gerhard Wäschle allerdings mit Richard Schweizer nur eine weitere Person.

An sein allerstes Mal Blutspenden kann sich der 62-Jährige noch gut erinnern. Von Kollegen wurde er anno 1982 animiert, „da bin ich einfach mitgegangen. Allerdings bin ich dann gleich umgekippt“, erzählt er und lacht. Trotzdem ging er nach einer Weile wieder spenden – und blieb diesmal aufrecht. „Beim darauffolgenden Mal bin ich aber wieder umgekippt. Da habe ich mir gesagt, wenn ich ein drittes Mal umkippe, dann mache ich’s nicht mehr. Aber seither hatte ich keine Probleme mehr.“ Sein Tipp, um Kreislaufprobleme zu vermeiden, lautet: Vorab viel trinken. Hinterher, erzählt Wäschle, fühle er sich weder besser noch schlechter, „ich merke überhaupt nichts“. Trotzdem beherzigt er den Rat des Deutschen Roten Kreuzes, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, statt sich selbst hinters Steuer zu setzen.

Das Blut wird jedes Mal kontrolliert

Während der 32 Jahre, die Wäschle immer wieder zum Spenden gegangen ist, musste er vier Jahre lang pausieren. Der Grund waren gesundheitliche Probleme, unter anderem eine Leberinfektion. „Da habe ich nach dem Blutspenden einen Anruf bekommen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ich selber wusste gar nichts von der Infektion“, sagt Wäschle. „Das ist der Vorteil für mich: Mein Blut wird ständig kontrolliert.“

Selbst hat Gerhard Wäschle noch nie eine Blutkonserve in Anspruch nehmen müssen. Seinen Antrieb, immer wieder aufs Neue zum Spenden zu gehen, schmälert das aber nicht. „Blutkonserven werden ständig gebraucht. Und man weiß nie, ob man nicht doch selber mal in die Lage kommt. Dann nimmt man’s ja auch gerne an.“ Für ihn steht daher fest, dass er so lange weiter spenden möchte, wie möglich. Erlaubt ist bis maximal 71 Jahre, ab 65 muss allerdings der Hausarzt sein Okay geben. „Die 150 Spenden würde ich schon gerne noch erreichen“, nennt er sein klares Ziel.

Bei schlechtem Wetter wird mehr Blut gespendet

Eberhard Weck vom Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes ist zufrieden mit der derzeitigen Spenderbereitschaft der Bevölkerung. „Normalerweise haben wir im Sommer das Problem, dass viele Spender lieber Grillen, ins Schwimmbad oder in den Biergarten gehen – aber dieses Jahr haben wir keinen Sommer“, sagt er. Tatsächlich sei es so, dass Temperatur und Sonnenschein sich direkt darauf auswirkten, wie viele Leute zum Blutspenden gehen würden. „Momentan sind wir wirklich gut ausgestattet, der Bedarf ist gedeckt“, sagt Weck. Problematischer sei hingegen die Zeit während der Fußballweltmeisterschaft gewesen.

Grundsätzlich ist der Blutspendedienst darauf angewiesen, dass möglichst kontinuierlich Blut abgegeben wird, da der Lebenssaft nicht lange aufbewahrt werden kann. Thrombozyten, die zum Beispiel für Krebspatienten lebenswichtig sind, sind nur fünf Tage haltbar, rote Blutkörperchen immerhin 35 Tage und Plasma bis zu zwei Jahre. Künstlich kann Blut bis heute nicht hergestellt werden. „Das ist nicht in Sicht, obwohl seit Jahrzehnten geforscht wird“, sagt Eberhard Weck. Eingesetzt werde das Blut in der Regel in jener Region, in der es gespendet werde, „aber bei Engpässen tauschen wir uns aus“. In Baden-Württemberg würden etwa 2000 Blutspenden am Tag gebraucht. Geld zahlt das Rote Kreuz ganz bewusst nicht an seine Spender. Zum einen, da die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorschreibt, dass Blutspenden unentgeltlich und freiwillig geschehen müssen. „Außerdem wollen wir keine Risikogruppen anlocken“, erklärt Weck.