Steffi Kiemle (l.) und Lorena Ritrovato bohren wie am Fließband: Fast 180.000 Kürbisse brauchen ein kleines Loch im Stiel . Foto: Peter Petsch

Im Spätsommer schlägt die große Zeit von Hokkaido, Butternut und Co.: Die Kürbisausstellung ist aus dem Jahres- programm der Ludwigsburger Garten- schau nicht mehr wegzudenken – und lockt allein fast 200.000 Besucher an.

Ludwigsburg - An Ruhe ist am Rande des Märchengartens derzeit nicht zu denken. Beim Froschkönig-Teich wird gehämmert, geklopft und gebohrt, am steilen Hang zum Residenzschloss zimmern Handwerker mit der Motorsäge eine Skisprung-Schanze im Miniaturformat. Fast zwei Dutzend Helfer sind im Südgarten des Blühenden Barocks bei den Aufbauarbeiten zur großen Kürbisausstellung im Einsatz.

„Wir werden auch dieses Jahr rechtzeitig fertig werden“, sagt Aufbauleiterin Kerstin Krauter, bevor sie wieder in ihren Radlader klettert. Auf der großen Wiese basteln die Zimmerleute an Holzwegen und der Kinder-Hüpfburg, im Gastronomie-Pavillon richten sich Küchenchefin Sarah Hallmann und ihre Mitarbeiterinnen mit Edelstahlblechen und Schauvitrinen den Arbeitsplatz für die nächsten Monate ein. „3000 Portionen Essen geben wir am Tag im Durchschnitt raus – und am Wochenende deutlich mehr“, sagt die normalerweise in Berlin lebende Köchin.

Von den Kürbissen ist rund ums Ludwigsburger Residenzschloss noch kaum etwas zu sehen: „Im Normalfall würden wir schon an der Dekoration der Figuren arbeiten. Aber durch den kalten Frühling lässt uns die Natur da etwas im Stich“, erklärt Kerstin Krauter. Die aus Ingersheim stammende 33-Jährige ist seit fünf Jahren im Aufbauteam der Kürbisschau – und lässt sich dank ihrer Erfahrung nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Hektik kommt kurz vor der Eröffnung ohnehin auf. Projektchef Stefan Hinner ist schließlich momentan noch im Unterland unterwegs, um bei den Gemüsebauern nach bereits reifen Kürbissen zu fahnden. „Durch die Hitzewelle im Sommer ist der Vegetationsrückstand inzwischen fast aufgeholt. Aber bei unserem Stammlieferanten gibt es momentan nicht genug reife Früchte für die Dekoration“, sagt er.

Allein für Deko im Südgarten knapp 180.000 Kürbisse eingeplant

Thema der diesjährigen Kürbisschau ist nach Dinosauriern und der Schweiz samt Matterhorn nun die Welt des Sports. Bis in zwei Wochen werden Gewichtheber, Basketballer und eine Dressurreiterin den Südgarten des Blühenden Barocks bevölkern, ein förmlich aus dem Gras kraulender Schwimmer ist schon zu erkennen. Bisher allerdings stehen die von dem Künstler Pit Ruge gestalteten Holzkonstruktionen noch nackt auf der Wiese – die Kürbisse fehlen.

Im Schatten eines Baums sitzen deshalb Lorena (18) und Steffi (19) und bohren mit einem Akkuschrauber kleine Löcher in den Stiel Tausender Kürbisse. Durch die Öffnung wird ein Kabelbinder gezogen, um das Riesengemüse am Drahtgeflecht der Kürbis-Skulpturen zu befestigen. Mit dem Werkzeug dürften die beiden jungen Frauen nach dem Ferienjob reichlich Übung haben – allein für die Deko im Südgarten sind knapp 180.000 Kürbisse eingeplant – vom orangeroten Hokkaido über honiggelbe Butternuts bis zum weißlich schimmernden Patisson.

Für das Blühende Barock ist der Erfolg der Kürbisschau ein Segen. Gartenschau-Direktor Volker Kugel könnte sich noch heute auf die Schulter klopfen, vor 14 Jahren mit dem Trendgemüse den richtigen Riecher gehabt zu haben. Statt im blumenlosen Herbst langsam auszutröpfeln, dauert die Saison mittlerweile bis in den November, mit 175.000 Tagesgästen ist die Kürbisschau für ein sattes Drittel der verkauften Eintrittskarten verantwortlich. „Ohne Kürbis würde uns wirklich was fehlen“, lacht Kugel.

Die Kürbisschau geht vom 30. August bis 7. November. Am 13. Oktober gibt es eine Live-Sendung im SWR vom Kürbiswiegen, auch ein bekannter Kürbisschnitzer hat sich erneut angesagt.