Foto: Piechowski

Aktivisten gegen Bundeswehr-Gelöbnis wollten Gotteshaus bis Freitag besetzt halten.

Stuttgart - Eine Gruppe junger Menschen hat am Sonntag die Domkirche St. Eberhard an der Königstraße besetzt. Sie protestierte damit gegen den für Freitag im Rahmen des Bundeswehr-Gelöbnisses auf dem Schlossplatz geplanten Gottesdienst in der Kirche. Er wird um 13.15 Uhr von einem Militärbischof gehalten werden.

Ein Youtube-Video zur Aktion finden Sie hier.

Ein Teil der protestierenden Gruppe hatte nach Schilderung von Stadtdekan Michael Brock kurz vor seinem Gottesdienst um 10 Uhr die Sakristei betreten. "Sie baten darum, etwas verlesen zu dürfen. Als ich den Text sehen wollte, hieß es, es gebe kein Papier, daraufhin habe ich das abgelehnt", schildert Brock den Vorfall. Nach dem Gottesdienst hätten die Aktivisten in der Kirche einen Text verlesen und Zettel verteilt. Man lehne den Gottesdienst für die Rekruten ab, weil damit vorgespiegelt werden solle, dass die Bundeswehr für ihre Aktivitäten die Unterstützung der Kirche habe, so ein Sprecher der Aktivisten. Deshalb wolle man die Kirche bis Freitag besetzt halten. Die jungen Leute ließen sich mit Schlafsäcken nieder.

"Ich habe ihnen gesagt, dass ich den Raum nicht für eine politische Aktion zur Verfügung stelle", so Brock. Es sei zu einem "kleinen Tumult" gekommen. Der Stadtdekan rief um 14.15 Uhr die Polizei, die mit acht Einsatzwagen anrückte. Die Beamten trugen acht der 15 Besetzer aus St. Eberhard, der Rest verließ den Sakralbau freiwillig. Drei der weggetragenen Protestierer sind noch nicht volljährig. Die Polizei wollte die fünf Festgenommenen bis 22.30 Uhr, wenn die Kirche schließt, in Gewahrsam halten. "Ich habe Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt", sagt Brock, der sein Handeln so begründet: "Die Bundeswehr ist eine Organisation dieser Republik. In der Kirche kann nicht demonstriert werden." Der Sprecher der Aktivisten nannte die Räumung einen "Skandal". Es stelle sich die Frage, "welche Rolle die Kirche in der aktuellen militärischen Aufrüstung und bei der Frage von Kriegen spielt".