Cranberry in Form von Saft, Tabletten oder Kapseln hilft als Vorbeugung gegen Blasenentzündung Foto: Marek Gottschalk/Fotolia

Brennende Schmerzen und ab zur Toilette: Eine Blasenentzündung ist unangenehm. Mit Cranberrysaft lässt sich der lästigen Entzündung vorbeugen.

Stuttgart - Eine Blasenentzündung kann quälend sein. Ständig hat man das Gefühl, auf die Toilette zu müssen. Aber das Wasserlassen bringt keine Erleichterung, im Gegenteil: Unter brennenden Schmerzen kommen nur ein paar Tropfen. Vor allem Frauen leiden häufig an einer sogenannten Zystitis: "Jede zweite Frau hat mindestens einmal in ihrem Leben eine Blasenentzündung", sagt Prof. Daniela Schultz-Lampel, Direktorin des Kontinenzzentrums Südwest in Villingen-Schwenningen. "Das liegt an der weiblichen Anatomie." Die Harnröhre der Frau ist mit knapp vier Zentimetern nur etwa ein Drittel so lang wie die des Mannes. Außerdem liegen bei Frauen Anal- und Genitalbereich sowie Harnröhre eng beisammen. All das führt dazu, dass Erreger leichter in den Harntrakt eindringen können.

Fast immer rufen Bakterien die Entzündung hervor. Die meisten davon stammen aus dem Darm und werden durch Schmierinfektion auf die Harnwege übertragen: "Etwa zwei Dutzend der circa tausend Bakterienarten im Darm des Menschen können eine Harnwegsentzündung auslösen", sagt der Urologe Winfried Vahlensieck, Ärztlicher Direktor der Klinik Wildetal in Bad Wildungen. Vor allem bei Mädchen kann eine falsche Wischtechnik schuld daran sein, dass Darmbakterien in die Harnröhre geraten. Bei Frauen spielt daneben der Geschlechtsverkehr oft eine Rolle. "Mit steigender Koitusfrequenz steigt das Risiko einer Zystitis bis auf das 60-Fache an", erklärt Vahlensieck. Durch die Bewegungen beim Sex kann es leicht passieren, dass Bakterien aus der Scheide in die Harnwege gelangen. Daher raten viele Ärzte dazu, nach dem Geschlechtsverkehr auf die Toilette zu gehen. So sagt Wolfgang Bühmann vom Berufsverband Deutscher Urologen: "Romantisch ist das nicht, aber es bringt eine Menge."

Bei gesunden Frauen sind Blasenentzündungen meist harmlos

Auch hormonelle Veränderungen können dazu führen, dass Frauen eine Zystitis bekommen. "Wenn in den Wechseljahren der Östrogen-Spiegel sinkt, kann das Aufbaustörungen in der Blasenschleimhaut nach sich ziehen", so Schultz-Lampel. Dadurch können sich Bakterien leichter festsetzen und ausbreiten.

Bei gesunden Frauen sind Blasenentzündungen meistens harmlos. "In vier von fünf Fällen heilt so ein Infekt von selbst aus, also ohne Antibiotika und Arzt", sagt Bühmann. "Die Frage ist nur, ob man die Schmerzen aushält." Als Therapie für daheim empfiehlt es sich, viel zu trinken, vor allem Blasentees, die zum Beispiel Bärentraubenblätter und Schachtelhalm enthalten. Sie haben eine leicht harntreibende und desinfizierende Wirkung. Gut tun meist auch Ruhe und Wärme. "Wenn die Entzündung aber nach drei bis vier Tagen nicht abgeklungen ist oder andere Beschwerden wie Fieber hinzukommen, sollte man unbedingt zum Arzt gehen", betont Bühmann. Schwangere sollten sich auf jeden Fall untersuchen lassen, da sie ein erhöhtes Risiko für eine Nierenbeckenentzündung haben. Zu Recht sind Frauen auch dann alarmiert, wenn sie Blut im Urin entdecken: "Das ist bei einer heftigen Blasenentzündng zwar normal", sagt Bühmann. "Um bösartige Erkrankungen auszuschließen, ist es aber ratsam, zum Arzt gehen." Er wird meist ein Antibiotikum verschreiben, das die Beschwerden schnell lindert.

Viele Frauen leiden, zumindest phasenweise, immer wieder an einer Zystitis. Das kann zum einen daran liegen, dass die Blasenentzündung nicht richtig auskuriert wurde. "Oft nehmen Frauen nur ein bis zwei Tabletten des verschriebenen Antibiotikums und hören dann auf, weil sie sich schon besser fühlen", sagt Bühmann. So kann es sein, dass Bakterien überleben und nach kurzer Zeit die nächste Entzündung hervorrufen. Zum anderen können Funktionsstörungen der Blase oder eine allgemeine Abwehrschwäche schuld an der Infekthäufung sein. Oft ist es aber offensichtlich Veranlagung, wenn man zu Blasenentzündungen neigt. So erklärt Winfried Vahlensieck: "Bei den meisten Patienten mit häufig wiederkehrenden Harnwegsinfektionen liegen solche Oberflächeneigenschaften der Schleimhautzellen von Harnröhre und Harnblase vor, dass sich Bakterien leichter an der Schleimhaut anheften können."

Cranberrysaft hilft vorbeugend gegen Blasenentzündung

Fast instinktiv meiden viele, die zu Blasenentzündungen neigen, Verkühlungen. Und das zu Recht: "Bei einem Teil von ihnen führt die Unterkühlung von Füßen, Lendenregion oder Schulter-Nacken-Bereich zu einer verschlechterten Durchblutung der Harnblase, so dass es zwei bis drei Tage nach Unterkühlung zu einer Blasenentzündung kommt", so Vahlensieck.

Doch kann man sich schützen: Auch viele Schulmediziner empfehlen dazu Cranberry in Form von Saft, Tabletten oder Kapseln. Die Urologin Schultz-Lampe betont: "Cranberry gilt derzeit als effektivste Vorbeugung bei häufig wiederkehrenden Harnwegsinfekten." Die Inhaltsstoffe der Beere lähmen die Flimmerhärchen der Bakterien, so dass diese schlechter an die Blasenschleimhaut andocken können, erklärt die Ärztin. Sie rät Patienten mit einer Neigung zu Harnwegsinfekten, zwei Cranberry-Tabletten oder 300 Milliliter Saft pro Tag zu sich zu nehmen.

Manchen Patienten können auch Medikamente helfen, die den Urin ansäuern und dadurch das Wachstum von Bakterien hemmen, zum Beispiel in Form der Aminosäure L-Methionin. Außerdem gibt es eine Impfung gegen Bakterien, die häufig Blasenentzündungen hervorrufen: entweder in Form von Tabletten, die mehrere Monate eingenommen werden müssen, oder in Form von Spritzen. Die Impfung schützt aber nur vor einem Teil der Erreger. Recht zuverlässig wirken bei vielen Frauen in und nach den Wechseljahren ein östrogenhaltiges Gel, Creme oder Zäpfchen für die Scheide.