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Die Björn-Steiger-Stiftung stößt mit einem neuen Baby-Notarztwagen nicht überall auf Gegenliebe.

Stuttgart - Der Promi-Auftrieb kann sich sehen lassen. Zur Präsentation des neuen Baby-Notarztwagens Felix fährt die Winnender Björn-Steiger-Stiftung vor knapp zwei Wochen großes Programm. Daimler-Chef Dieter Zetsche, dessen Unternehmen das Fahrzeug mitentwickelt hat, schaut vorbei, auch der frühere Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen. Landes- und Bundespolitik sind einträchtig versammelt und voll des Lobes. Doch das ist nicht überall so.

Rund 30 000 kleine Patienten müssen jedes Jahr in Deutschland von einer Geburtsklinik in ein Spezialkrankenhaus transportiert werden. Dafür sind derzeit 61 Einsatzfahrzeuge vorhanden. Die Björn-Steiger-Stiftung will in den nächsten Jahren 60 neue auf den Markt bringen. Mit moderner Technik. „Unser System beinhaltet mehr als nur die Fahrzeuge“, sagt der Präsident Pierre-Enric Steiger. Verschiedene Schulungen und Fahrtrainings fürs Krankenhaus- und Rettungsdienstpersonal sollen die rollende Intensivstation optimal ergänzen. Die Fahrzeuge selbst sind extrem schall- und stoßgedämpft. „Wir haben hier das Maximale an Technik für die empfindlichen Patienten“, sagt Steiger.

Autos bleiben in Besitz der Björn-Steiger-Stiftung

Die Kosten für das System will die Stiftung komplett übernehmen. Die Autos bleiben in ihrem Besitz, Anschaffung, Betriebskosten und Schulungen bezahlt sie. Damit sollte man bei Rettungsorganisationen und Krankenhäusern offene Türen einrennen, könnte man meinen. Doch die Realität sieht anders aus. „Mögliche Standorte stehen Schlange – bis auf Baden-Württemberg und Bayern“, sagt Steiger, „in diesen beiden Bundesländern spüren wir massiven Widerstand.“ Im Süden werden deshalb voraussichtlich nur Stuttgart und Bayreuth die neue Fahrzeuggeneration erhalten. Im westfälischen Datteln dagegen geht der erste Felix in den nächsten Tagen bereits auf die Straße.

Der Grund für den Widerstand an manchen Orten sind laut der Stiftung „persönliche Befindlichkeiten“. Viele denkbare Standorte hätten das Angebot abgelehnt. Einmal, wie in Pforzheim, wolle die Klinik das Fahrzeug, das Rote Kreuz aber nicht, weil es im Besitz der Stiftung bleibe, sagt Steiger. In anderen Fällen sei es genau umgekehrt.

Es geht um Kompetenzen – aber auch ums Geld. „Im Hintergrund steht der Kampf um den Spender“, räumt Steiger ein. Tatsächlich ist die Finanzierung schwierig. 450 000 Euro kostet ein Wagen des Typs Felix. Bei geplanten 60 Fahrzeugen macht das allein fast 30 Millionen Euro, dazu kommen jährliche Unterhaltskosten pro Notarztwagen von bis zu 85 000 Euro. Für die Finanzierung sollen Sponsoren gefunden werden. Eine anspruchsvolle Aufgabe. „Dieses Ziel ist immens ehrgeizig“, heißt es in einem der Kreise, die Felix abgelehnt haben.

Bayern will keinen Schriftzug der Björn-Steiger-Stiftung

Dort will man die Steiger-Kritik nicht unkommentiert lassen. Die Stiftung habe wegen der wackligen Finanzierung noch nicht einmal sagen können, wann man mit den Fahrzeugen rechnen könne, heißt es mehrfach. Zudem sei die Vertragsgestaltung schwierig gewesen. Weil die Stiftung die Autos komplett in den eigenen Händen behalten wolle, könne sie sie auch jederzeit abziehen. Zudem stehe überall eine schwierige Spendersuche an. In Bayern wollte man die Fahrzeuge beim Roten Kreuz grundsätzlich nur haben, wenn sie keine Beschriftung der Björn-Steiger-Stiftung tragen.

In Ludwigsburg hat sich die Klinik für ein anderes Modell entschieden. „Es wird Mitte April in Betrieb gehen“, sagt DRK-Sprecher Arnim Bauer. Das Fahrzeug hat nur 200 000 Euro gekostet und wird ausgerechnet von Star Care finanziert – der Kinderhilfsverein steht ebenfalls Daimler nahe. Pierre-Enric Steiger betont, dieses Fahrzeug könne nicht mit Felix mithalten, das sei durch Studien belegt. Andere halten den Unterschied für kleiner, als die Universitäten in Rostock und Hannover herausgefunden haben.

In Stuttgart ist seit 2004 ein älteres Modell des Baby-Notarztwagens unterwegs. Dort verzeichnet man etwa 800 Einsätze pro Jahr. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht“, sagt Rettungswachenleiter Oliver Braun. Grundsätzlich begrüße man ein neues Auto, auch wenn die Zahl der Einsätze in Zukunft durch die Zusammenlegung von Olga- und Katharinenhospital sinken dürfte. Wann das neue Modell auf dem Hof steht, weiß man aber auch in Stuttgart noch nicht. Steiger peilt den Jahreswechsel an – je nach Sponsorenlage.

Für die Stiftung selbst ist das Projekt ein Kraftakt. Die Entwicklung von Felix hat drei Jahre Zeit gekostet und fünf Millionen Euro verschlungen. Zwölf Mitarbeiter, das ist ein Drittel des Personals, mussten entlassen werden, um Kosten zu sparen, der Rest verzichtet seit gut einem Jahr auf 25 Prozent des Gehalts. „Der Baby-Notarztwagen geht bei uns an die Substanz“, sagt Steiger, „aber wir haben inzwischen 100 000 Förderer für das Projekt gewonnen.“ Wie viele Standorte Felix künftig glücklich macht, muss sich zeigen.