Vorne weiße Gewänder, hinten der Tower of London: Britische Druiden feiern den Frühlingsbeginn. Foto: Gettyabo

In weißen Gewändern und Hauben haben Anhänger des keltischen Druidentums am Montag vor dem Tower of London die Tagundnachtgleiche gefeiert.

London - Wird hier ein Theaterstück aufgeführt? Das mögen sich beim Anblick der kleinen Gruppe von Menschen in langen weißen Gewändern, mit Hauben oder Blumenkränzen auf dem Kopf, Blumenkörben und Füllhörnern in den Händen nicht wenige gefragt haben. Tatsächlich feierten am 20. März etwa 30 Mitglieder des Druidenordens die Tagundnachtgleiche auf dem Tower Hill in London – den Tag, der den kalendarischen Frühlingsbeginn markiert.

Für Astronomen beginnt der Frühling, wenn die Sonne von Süden nach Norden über den Äquator zieht. Steht sie im Zenit, also genau senkrecht über dem Äquator, ist von der Frühlings-Tagundnachtgleiche (Äquinoktium) die Rede. Für die Anhänger des keltischen Druidentums steht die Tagundnachtgleiche, genannt „Awen“, dagegen für Fruchtbarkeit und neues Leben.

Prozession auf dem Tower Hill seit 1717

Den Frühlingsbeginn feierten die Druiden an diesem Montag in ganz Großbritannien. Die öffentliche Zeremonie in London, eine stille Prozession, wird jährlich seit 1717 abgehalten. Bei dieser gehen die Druiden die Byward Street entlang bis zur Terrasse auf dem Tower Hill. Sie tragen Blumenkörbe und Füllhörner – Insignien, mit denen die Druiden ihre Gottheiten um ein fruchtbares Jahr bitten.

Druiden waren in der keltischen Gesellschaft und Mythologie geistige Gelehrte. Neuzeitliche Druiden beziehen sich in unterschiedlicher Weise auf Praktiken und Glaubensvorstellungen der historischen Druiden – das moderne Druidentum ist aber auch teils von anderen Religionen beeinflusst. Sie glauben unter anderem an Naturgottheiten wie Sonne, Erde und Mond. Das Druidentum wird im Vereinigten Königreich seit 2010 als Religion anerkannt.