Landesbischof Gebhard Fürst schlägt versöhnliche Töne zur Segnung homosexueller Paare an. Foto: dpa

Landesbischof Gebhard Fürst hält Segnungen von schwulen Paaren in katholischen Kirchen „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ für nicht möglich – für später aber doch?

Stuttgart - Bewegt sich die Katholische Kirche doch? Nach den Worten von Landesbischof Gebhard Fürst ist die Segnungsfeier für homosexuellen Paaren „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ nicht möglich. Für die Zukunft schließt er dies demnach nicht aus.

Der 66-Jährige hat am Mittwoch mit einer bemerkenswerten Stellungnahme auf einen Bericht der Stuttgarter Nachrichten über den CDU-Kreischef Stefan Kaufmann reagiert. Dieser wollte mit seinem Lebensgefährten Rolf Pfander aus Anlass seiner eingetragenen Partnerschaft einen Dankgottesdienst in der katholischen Kirche feiern – die Bitte eines Stuttgarter Pfarrers darum hatte der Bischof abgelehnt.

Der Artikel der Stuttgarter Nachrichten sorgte für ein gewaltiges Medienecho. Vom Radio Vatikan bis zur „Welt“ berichteten viele darüber. Auf die sowohl telefonisch also auch per E-Mail übermittelte Bitte unserer Redaktion um eine Stellungnahme zu diesem Streitfall hatte die Katholische Kirche zunächst nicht geantwortet. Nach dem Erscheinen des Artikels ließ Fürst mitteilen, dass die Verweigerung eines gottesdienstlichen Segens für gleichgeschlechtliche Paare „keine Herabwürdigung dieser Lebensform“ darstelle. Jede Lebensgemeinschaft, die auf christliche Werten beruhe, verdiene Respekt und Anerkennung, erklärte er.

Noch rechtfertigt der Bischof sein Nein

Versöhnlich haben sich der Bundestagsabgeordnete Kaufmann und sein aus der Kirche ausgetretener Partner Rolf Pfander zur Erklärung des Bischofs geäußert. „Wir respektieren, dass die Katholische Kirche auch den von uns gewünschten und mit Pfarrer Seeberger konzipierten Dankgottesdienst anlässlich unserer Verpartnerung derzeit nicht durchführen will“, ließen sie über Kaufmann Wahlkreisbüro mitteilen. Konkreter wollte der CDU-Kreischef auch auf Nachfrage nicht werden. Es gab von ihm kein Wort der Anerkennung oder gar des Lobes für die mögliche Bewegung der Kirche, die Fürst erstmals angedeutet hat.

Doch noch rechtfertigt der Bischof sein Nein zur Segnung von Schwulen, auch wenn neue Zwischentöne bei ihm anklingen. Das Sakrament der Ehe müsse in seiner „unverwechselbare Form“ gewahrt bleiben, erklärte er weiter. Die Deutsche Bischofskonferenz habe zum Recht der eingetragenen Lebenspartnerschaften von Anfang an zum Ausdruck gebracht, dass eine Gleichbehandlung von Ehe und gleichgeschlechtlicher Partnerschaft geeignet sei, das Eheverständnis „um wesentliche Dimensionen zu verkürzen“. Die Bischöfe wollten alles vermeiden, was einer Verwechselbarkeit von Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft Vorschub leisten könnte.

Ob eine kirchliche Segnung von Schwulen künftig möglich wird, ist laut Bischof Gebhard Fürst derzeit offen. Die Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare werde auf der im Herbst stattfindenden Bischofssynode in Rom beraten.

Christoph Michl, der Sprecher des Christopher Street Day(CSD) in Stuttgart, glaubt nicht an einen grundsätzlichen Wandel in der Katholischen Kirche. „Die Entscheidungsträger merken sehr wohl, dass ihr Umgang mit gleichgeschlechtlicher Liebe bei ihren Schäfchen auf immer größeres Unverständnis stößt“, sagte er den Stuttgarter Nachrichten, „weshalb der Eindruck vermittelt wird, dass eine neue Betriebsamkeit in puncto Offenheit und Toleranz stattfindet, die sich am Ende jedoch meist als alter Wein in noch älteren Schläuchen entpuppt.“ Statt schöner Worte, wie Fürst sie in seiner Reaktion auf den Bericht der Stuttgarter Nachrichten formuliere, wären „konkrete Taten und ehrliche Akzeptanz angebracht“, findet Michl.