Derzeit befindet sich die Bushaltestelle interimsweise vor dem Haus an der Birkheckenstraße 15. Dort sollte sie dauerhaft eingerichtet werden, doch daraus wird wohl nichts. Foto: Archiv Fritzsche

Im Bezirksbeirat Birkach sind die Gemüter hochgekocht. Dabei räumte das Gremium Fehler in der Streitfrage um die Verlegung einer Bushaltestelle ein – und gab dem Druck der Anwohner nach.

Birkach - Es sei „ein Witz“, „Verhöhnung“, „eine Frechheit“ – man fühle sich von den Verantwortlichen betrogen. Zunächst sah es im Bezirksbeirat Birkach am Montag nicht danach aus, als würden aufgebrachte Bürger in den Zuschauerrängen und die Bezirksbeiräte im Streit um die Verlegung einer Bushaltestelle an der Birkheckenstraße je zusammenkommen. Doch der Protest aus der hinteren Reihe hatte Erfolg: Der Beirat beschloss einstimmig, dass die Haltestelle wieder an ihren alten Standort an die Hausnummer 11 vor den Dönerladen zurückverlegt werden und nicht länger am Haus Nummer 15 bleiben soll.

Den Antrag hierzu stellte Anna Ventouri von den Freien Wählern. Darin finden sich reichlich Klagen von Geschäftsinhabern, die sich durch die Haltestellenverlegung massiv in ihren Tätigkeiten beeinträchtigt fühlen. Ingrid Henrich betreibt ein Fußpflege- und Kosmetikgeschäft und klagt über die Belastung der täglich etwa 260 haltenden Busse. Vor allem sei aber die Busrampe für Rollstuhlfahrer ein Problem, die „mit solcher Wucht“ auf den Boden knalle, dass sich die Senioren dadurch erschreckten. Aber auch „der Behandler“ sei vor den Schreckmomenten nicht gefeit, was zu „Verletzungen am Patienten“ führen könnte.

Bushaltestelle gefährde Rollstuhlfahrer

Außerdem würde die häufig ältere Kundschaft durch ein- und aussteigende Fahrgäste weggedrängt, sodass manche fast die Treppenstufen zum Orthopädiegeschäft im selben Haus herunterfielen. „Viele von meinen Kunden kommen aus dem Nikolaus-Cusanus-Haus die Straße entlang“, sagt Henrich. Sie säßen häufig im Rollstuhl, was Fahrgastrempeleien bei ihnen besonders gefährlich mache.

Auch wenn die Gefahr für Leib und Leben durch ein- und aussteigende Fahrgäste an einem gewerblich genutzten Haus manchem Bezirksbeirat etwas überspitzt vorkam, gaben die Mitglieder des Gremiums doch zu, dass die Anwohner und ansässigen Einzelhändler offenbar bei wichtigen Entscheidungsprozessen übergangen worden sind. So hat der Bezirksbeirat dem Rat der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) zugestimmt, dass der Verkehrsfluss nach der baustellenbedingten Verlegung besser fließe, als das am alten Standort je der Fall gewesen sei, ohne dabei alle Bürger zu befragen.

Vorwurf der Befangenheit

Kritisiert wurde von dem Publikum auch, dass das Ehepaar Petra Pfendtner (Grüne) und Ulrich Fellmeth-Pfendtner (SPD) sowohl im Birkacher Bezirksrat sitzt als auch das Haus an der Birkheckenstraße 13 bewohnt. Von Petra Pfendtner kam damals der Vorschlag, den Sitz der Bushaltestelle dauerhaft an das Haus Nummer 15 zu verlegen. Dem grün-roten Ehepaar wurde von einigen Anwohnern deshalb lautstark „Befangenheit“ in dieser Angelegenheit vorgeworfen.

Die Diskussion um die Bushaltestelle zieht sich schon eine ganze Weile. Bereits im Frühjahr ist der Busstopp „Birkheckenstraße“ in Richtung Plieningen aufgrund einer Baustelle zeitweilig verlegt worden. Da die Anwohner der Hausnummer 15 damals dachten, die Situation sei von vorübergehender Dauer, blieben sie ruhig.

Anwohner setzen sich durch

Doch in der Juli-Sitzung des Bezirksbeirats wurde befunden: Falschparker vor dem Haus 11 – dem Dönerladen – sorgten dafür, dass besonders Busse nicht aneinander vorbeikamen. Auf Anregung einiger Anwohner und Bezirksbeiräte wie den Pfendtners sollte so der Interimsstandort am Haus 15 zum Dauerstandort werden. Das Gremium segnete dies ab, auch bei der SSB und dem Ordnungsamt sah man diese Idee als gelungen an.

Doch sie hatten offenbar nicht mit den Anwohnern der Hausnummer 15 gerechnet, die sich wehrten – nämlich die, vor deren Häusern der Dauerstandort eingerichtet werden sollte. Sie seien nicht befragt worden, stattdessen sollten alle Beteiligten mit offenen Karten spielen, so die Forderung schon damals. Nun wurde ihnen Gehör geschenkt. Was wohl die Anwohner der Hausnummer 11 dazu sagen?