Der Verbraucher kann sich auf das Ökosiegel verlassen Foto: dpa

Alles nur Schmu? Wer fürchtet, teure Ökolebensmittel seien ihr Geld nicht wert, dem beweisen die staatlichen Chemiker nun das Gegenteil. Allerdings räumen sie ein: Auch konventionelle Ware ist besser geworden - ist aber dennoch höher belastet.

Stuttgart - Ökologisch erzeugtes Obst und Gemüse ist deutlich seltener und geringer mit Pflanzenschutzmitteln belastet als konventionell erzeugte Ware. Dies ergab die staatliche Untersuchung von 483 Proben im Rahmen des sogenannten Ökomonitorings. Unter diesem Namen nimmt das Land Biolebensmittel besonders unter die Lupe, „um das Verbrauchervertrauen zu stärken“, wie der Minister für ländlichen Raum, Alexander Bonde, am Montag sagte.

Bei der Mehrzahl der Proben aus ökologischem Anbau waren demnach keinerlei oder nur sehr geringe Rückstände an Pflanzenschutzmitteln nachweisbar. Konventionell angebautes Obst hingegen wies einen im Schnitt 40-fach höheren Gehalt an Pestiziden auf, konventionell angebautes Gemüse sogar einen 95-fach höheren Gehalt.

Allerdings gab es auch Ausreißer. So fiel etwa in einem Fall Stangensellerie aus Spanien negativ auf, in einem anderen Fall Eichblattsalat aus Deutschland. Auch Bananen aus Ecuador trugen das Ökosiegel wegen überhöhter Rückstände zu Unrecht. Bonde lobte aber die Branche insgesamt: Die Betriebe reagierten sehr sensibel auf Kritik und fielen meist nicht wiederholt auf, so der Grünen-Politiker.

Auch Ware aus Deutschland ist belastet

Allerdings habe sich auch bei konventionell angebautem Obst und Gemüse die Lage zum Besseren gewendet, lautet die Erfahrung der Lebensmittelchemiker. Die Formel, wonach belastete Produkte lediglich aus dem Ausland stammten, sei jedenfalls falsch.

Bemerkenswert ist auch, dass die Ökoprodukte keinesfalls immer besser abschneiden als die Konkurrenz, wenn es um die Belastung mit bestimmten Schadstoffen geht. So haben sich die Untersuchungsbehörden Nüsse, Schalenobst, Müslis, Cornflakes und Frühstücks-Cerealien daraufhin angesehen, ob sie sogenannte Mykotoxine enthalten. Das sind giftige Stoffwechselprodukte aus Schimmelpilzen. Fazit: „In beiden Gruppen war die Kontaminationsrate vergleichbar niedrig, ein gutes Ergebnis für den Verbraucher.“

Da auch viele Biometzger das erlaubte Nitritpökelsalz benutzen, um Wurst oder Schinken herzustellen, ist der Unterschied zur konventionellen Ware auch auf diesem Feld „nicht wesentlich“. Viele Verbraucher schätzen eben die rötliche Farbe und das Pökelaroma. Allerdings gibt es auch nitritfreie Wurst zu kaufen – man erkennt sie an der graubraunen Farbe.

Wenn es um die Verunreinigung mit gentechnisch verändertem Soja geht, schneiden Ökoprodukte wieder deutlich besser ab als konventionell hergestellte Ware. Ein deutlicher Unterschied ist offenbar auch bei Honig festzustellen: Ökoprodukte weisen eine deutlich geringere Belastung mit Pestiziden auf.

Auch 88 Weine haben die vier staatlichen Labors im vergangenen Jahr geprüft, darunter 83 aus den Anbaugebieten Baden und Württemberg. Dabei gingen sie hauptsächlich der Frage nach, ob sich die Winzer an die neuen Vorschriften zur Verwendung von schwefliger Säure halten. Mit diesem Stoff wird Wein seit alters her konserviert und vor Oxidation geschützt.

Ergebnis: „Die durch die neue Verordnung herabgesetzten maximalen Schwefeldioxidgehalte wurden in keinem Biowein überschritten.“ Die Biowinzer hätten die neue Regelung also schnell akzeptiert und umgesetzt“, sagte Bonde. Allerdings haben auch die konventionell erzeugten Weine die – höheren – Grenzwerte an Schwefeldioxid nicht überschritten.

Ziel dieser Untersuchungen ist es laut Bonde, in dem weiter stark expandierenden Marktsegment der Ökoprodukte „Verbrauchertäuschung besser zu erkennen und das Verbrauchervertrauen in die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel zu stärken“. Bonde: „Wo Bio draufsteht, muss auch Bio drin sein.“ Dies sei im Wesentlichen der Fall – angesichts der Tatsache, dass 97 Prozent aller Stichproben das Ökosiegel zu Recht führen und nur 15 von 483 Proben wegen irreführender Kennzeichnung beanstandet wurden.

Laut Bonde ist das Ökomonitoring im Südwesten, das es seit 2002 gibt und das ständig ausgeweitet wird, „bundesweit einmalig“. Die Grünen-Verbraucherexpertin Charlotte Schneidewind-Hartnagel empfahl es sogleich auch anderen Ländern: „Diese Biokontrolle ist einzigartig in Deutschland und sollte nachgeahmt werden, weil es für Verbraucher Sicherheit beim Lebensmittelkauf schafft.“