Carambolage-Spieler Benjamin Christmann in den neuen Räumen. Foto: Lichtgut/Michael Latz

Das wäre eine schöne Pleite gewesen, ausgerechnet zum 125-jährigen Bestehen: Viel hätte nicht gefehlt, und der 130 Mitglieder starke Billard-Club Stuttgart wäre kurz vor der für Ende November vorgesehenen großen Jubiläumsparty ohne Domizil dagestanden.

Stuttgart - Das wäre eine schöne Pleite gewesen, ausgerechnet zum 125-jährigen Bestehen: Viel hätte nicht gefehlt, und der 130 Mitglieder starke Billard-Club Stuttgart wäre kurz vor der für Ende November vorgesehenen großen Jubiläumsparty ohne Domizil dagestanden. Dass von diesem Dilemma nun dank einer glücklichen Wendung keine Rede mehr sein kann und der Verein doch eine Zukunft hat, hängt mit einem großen Bericht in unserer Zeitung zusammen.

„Carambolage in Stuttgart vor dem Aus?“ So lautete die Schlagzeile auf unserer Flair-Seite vom 18. Dezember 2015. Denn die knapp 40 Karambol-Spieler des Billard-Clubs hatten gerade die Kündigung ihres Mietvertrags fürs folgende Frühjahr erhalten. Jenes Haus in der Bludenzer Straße in Feuerbach, in dessen erstem Stock auf 180 Quadratmetern verteilt die vier großen und zwei kleinen Tische standen, müsse abgerissen werden, teilte der Vermieter dem Club-Präsidenten Dieter Schüle und Vorstandsmitglied Bernhard Villinger mit.

Der älteste Billard-Verein in Deutschland

Was für ein Schlag: Ausgerechnet Carambolage (auch Karambol genannt) als Herzstück des Vereins sollte ohne Spielstätte dastehen – die beiden weiteren Unterabteilungen des Clubs, Snooker und Poolbillard, haben ihre Räume im Stuttgarter Zentrum beziehungsweise in Ludwigsburg. „Wir sind der älteste Billard-Verein in Deutschland“, sagt Villinger und präsentiert die auf den 24. März 1891 ausgestellte Gründungsurkunde, „und einer der ältesten Vereine der Welt – lediglich in Amerika existiert einer noch länger.“ Nun sollte tatsächlich das Aus drohen?

Der damalige Pessimismus hat sich mittlerweile in euphorische Stimmung verwandelt. Denn nach dem Zeitungsartikel flatterten tatsächlich rund zehn Angebote ins Haus. „Natürlich waren einige für uns unbrauchbar, weil die Räume zu klein waren oder weil sie Säulen hatten, die bei den großen Tischen und langen Queues im Weg sind“, erläutert Villinger. Oder die Verhandlungen scheiterten sehr schnell an den Preisvorstellungen der Vermieter. „Als Amateur-Sportverein können wir mit Mietpreisen der Industrie und Wirtschaft einfach nicht mithalten“, sagt Villinger.

Jubiläumsfeier am 25. November

Am Ende war aber doch das Passende dabei – im zweiten Stock eines großen Gebäudes in der Dornbirner Straße 11, nur 200 Meter vom alten Hauptquartier entfernt. Kein falscher Begriff, denn die jetzigen 670 Quadratmeter reichen nicht nur für fünf große und drei kleine Karambol-Tische, sondern auch für die beiden anderen Sparten des Clubs. „Wir sind überglücklich“, sagt Villinger. Zur Miethöhe möchte er zwar nichts sagen, aber fest steht, dass der Verein über Spenden und Eigenleistungen rund 100 000 Euro in die Renovierung gesteckt hat. Für den Transport der Billardtische organisierte der Club allerdings doch lieber professionelle Träger. „Allein die dreiteiligen Schieferplatten wiegen jeweils 400 Kilogramm, der Stahlrahmen eine halbe Tonne – das war uns vorher auch gar nicht klar“, sagt Villinger, „ich weiß bis heute nicht, wie die das geschafft haben.“

Die Jubiläumsfeier zum 125-jährigen Bestehen beginnt am Freitag, 25. November, um 16 Uhr in der Dornbirner Straße 11. Vorgesehen sind unter anderem parallele Schaukämpfe mit Spitzenspielern in Snooker, Pool und Dreiband-Karambol.