Er soll’s bei Bilfinger richten:Vergangene Woche hat Roland Koch den Konzern überraschend verlassen – jetzt ist Herbert Bodner wieder im Chefsessel Foto: dpa

Roland Koch ist weg – die Probleme bei Bilfinger bleiben: Der Bau- und Ingenieurdienstleister präsentiert eine schwache Bilanz für das erste Halbjahr.

Frankfurt/Mannheim - Den Zwischenbericht hat Roland Koch noch unterschrieben. Am Freitag hat er sein Büro in der Zentrale bei Bilfinger geräumt, das Amt des Vorstandschefs niedergelegt und den Stab wieder an seinen Vorgänger Herbert Bodner übergeben. Doch nicht Bodner, sondern Finanzvorstand Joachim Müller erläuterte am Montag die Halbjahreszahlen. Müller räumte ein, dass das erste Halbjahr enttäuschend war und hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Aufwärtsgehen wird es im zweiten Halbjahr kaum. Der Nettogewinn wird wie schon im ersten Halbjahr im gesamten Jahr 2014 um etwa 20 Prozent gegenüber 2013 einbrechen, sagte Müller.

Er betonte aber auch, dass das laufende Sparprogramm im zweiten Halbjahr 50 Millionen Euro einspielen und das Ergebnis stützen werde. Im Spezialrohrbau wird Bilfinger 300 Stellen streichen, weitere kurzfristige Sparbemühungen würden eingeleitet. Auch das bereits laufende große Sparpaket wird beschleunigt. Dadurch sollen wie bereits bekannt 2014 und 2015 weltweit zusätzlich rund 1250 Stellen in der Verwaltung wegfallen. Ende Juni waren insgesamt 70 000 Mitarbeiter beschäftigt. Allerdings könnte die Zahl wegen Zukäufen steigen. Sie sollen fortgesetzt werden, etwa im Bereich für die Wartung von Schiefergasanlagen in den USA.

Für das schwache Geschäft macht Müller vor allem das schwierige Umfeld im Energiemarkt und im europäischen Öl- und Gassektor verantwortlich. Energieversorger in Europa reduzierten ihre Investitionen erheblich, in Deutschland wurden Kraftwerkprojekte auch wegen der stockenden Energiewende zurückgestellt.

Dagegen lief es im Bau- und Gebäude-Dienstleistungsgeschäft relativ gut. Die Leistung war zwar in den ersten sechs Monaten mit 3,63 Milliarden Euro stabil, aber der Auftragseingang schrumpfte um sechs Prozent auf 3,52 Milliarden, der Auftragsbestand um zwei Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. In Südafrika hatte Bilfinger zuletzt den erhofften Zuschlag für ein wichtiges Kraftwerkprojekt doch nicht erhalten. Unter dem Strich brach das Betriebsergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 um fast 50 Prozent ein – von 150 auf 80 Millionen Euro. Der Nettogewinn lag mit 55 Millionen Euro um knapp 20 Prozent niedriger.

Auch im zweiten Halbjahr bleibt das Geschäft schwierig, obwohl die Bauindustrie insgesamt von den niedrigen Zinsen profitiert und mit einem nominalen Umsatzplus von 4,5 Prozent in diesem Jahr rechnet. Bei Bilfinger schlägt nach Angaben von Müller die schwierige Lage auf dem Energiemarkt durch. Folglich rechnet er nur noch mit einem Betriebsergebnis zwischen 340 und 360 Millionen Euro – nach 419 Millionen im Vorjahr. Netto soll der Gewinn nach 255 Millionen nur noch zwischen 205 und 220 Millionen Euro liegen.

Analysten wie Christoph Schöndube von Independent Research sind skeptisch. Er begrüßt zwar den Wechsel an der Spitze, traut dem Unternehmen aber angesichts der schwierigen Lage im Energiebereich keine schnelle Überwindung der Krise zu. An der Börse löste das offizielle Eingeständnis über die schwierige Lage bei Deutschlands zweitgrößtem Baukonzern keinen weiteren Kurseinbruch aus. Im Gegenteil: Die Aktie legte um bis zu 4,6 Prozent zu. Das Papier war allerdings seit Jahresbeginn um mehr als 40 Prozent eingebrochen. Am Montag stand das Papier bei rund 55 Euro.

Derweil hat Bilfinger einen neuen strategischen Investor. Georg von Opel, der Urenkel des Rüsselsheimer Autofabrikanten, habe über die Hansa-Gruppe einen Anteil von etwas über drei Prozent an Bilfinger erworben, sagte ein Sprecher der Beteiligungs- und Investmentgesellschaft des 48-jährigen Milliardärs. Die Beteiligung sei rund 77 Millionen Euro wert.