Thilo Lang hat vom Kultusministerium in den Schulbetrieb gewechselt. Foto: Kathrin Wesely

Thilo Lang hat als neuer Schulleiter am Wirtschaftsgymnasium West einiges vor. Er trifft ein motiviertes Kollegen team und eine lange Tradition.

S-West - Neue Chefs setzen gern eigene Duftmarken. Auch Thilo Lang, der neue Leiter des Wirtschaftsgymnasiums West, hat einige Ideen und Projekte in petto, obschon die Schule im Großen und Ganzen dem entspricht, was er sich gewünscht hat. Die vergangenen sieben Jahre hat der promovierte Wirtschaftswissenschaftler hinter einem Schreibtisch im Kultusministerium verbracht. Zuletzt war er stellvertretender Leiter des Referats „Grundsatzfragen und Qualitätsmanagement beruflicher Schulen“. Nun wollte er zurück in die Schule: „Ich wollte wieder näher dran sein an den Schülerinnen und Schülern, und ich wollte die bildungspolitischen Maßnahmen zusammen mit den Lehrern gestalten und umsetzen.“ So will er etwa die individuelle Förderung intensivieren.

Es wird einen Schulversuch geben, bei dem die Schüler in Einzelgesprächen regelmäßig Rückmeldung von den Lehrkräften erhalten. Innerhalb der Unterrichtsstunden werden verstärkt Arbeitsgruppen gebildet, die sich am Leistungsniveau und den Interessen der Schüler orientieren. „Es soll dabei nicht auf die Defizite der Schüler abgehoben werden, sondern auf ihre Stärken“, so der Schulleiter. Das ganze sei ein Testlauf, dessen Schritte dokumentiert und reflektiert würden.

Engagiertes, warmherziges Kollegium

Dass sich Thilo Lang im September vergangenen Jahres ausgerechnet am WG West bewarb, war kein Zufall. Der 47-Jährige kannte einige Lehrer im Haus und wusste, dass er auf ein engagiertes und warmherziges Kollegium treffen würde. Als Stratege, der ja gewissermaßen als Ministeriumsmitarbeiter auch war, interessierte ihn auch die Vielfalt der Schularten im Haus. Denn außer dem Wirtschaftsgymnasium kann man in der Rotebühlstraße 101 die Wirtschaftsschule, die Berufsschule sowie das Kaufmännische Berufskolleg I und II besuchen. Als Besonderheit gibt es zudem seit drei Jahren den Zug Internationale Wirtschaft für Jugendliche mit mittlerem Bildungsabschluss. „Wir haben hier eine sehr heterogene Schülerschaft“, sagt Lang, dem müsse man Rechnung tragen. In der Bringschuld sieht der Schulleiter hier die Schule: „Wir müssen uns den Schülern anpassen, nicht die Schüler der Schule.“

Ein Schritt in diese Richtung ist beispielsweise, wie der Schulleiter den Ergänzungsunterricht in der Berufsschule nutzen möchte. So sollen die ambitionierten Schüler in diesen Stunden das theoretische Rüstzeug für einen beruflichen Aufstieg – etwa zum Filialleiter einer Discountkette erhalten. Schüler, die sich schwer tun, sollen in dieser Zeit Nachhilfe bekommen. Denn: „Wir wollen möglichst viele Schüler zu einem Abschluss bringen.“

Führende Institution in der kaufmännischen Bildung

Das meiste wird Thilo Lang indessen beibehalten. Aus gutem Grund: Das Wirtschaftsgymnasium West ist seit seiner Gründung im 19. Jahrhundert die führende Stuttgarter Institution im Bereich der kaufmännischen Bildung. Besonders gefällt dem neuen Schuldirektor der Schüleraustausch mit China, der sein Vorgänger Wilhelm Hartmann noch kurz vor seinem Ruhestand ins Leben gerufen hat. Im Juli waren 36 Jugendliche aus Hangzhou in Stuttgart. Im Oktober brechen 36 Schüler und sieben Lehrer des WG den Gegenbesuch an. So wie die chinesischen Schüler, werden auch die Stuttgarter bei Gastgeberfamilien wohnen. „Der Austausch ist eine tolle Chance für de Schüler. Wir müssen ihn unbedingt beibehalten!“