Bausteine für die vernetzte Welt: Das Bild eines Rasterelektronenmikroskops zeigt die fein geätzten Silizium-Strukturen eines Beschleunigungssensors von Bosch. Zum Größenvergleich liegt ein menschliches Haar auf der Struktur. Foto: Bosch

Mit einem Minicomputer, dem Calliope mini, sollen schon jüngere Kinder ein Grundverständnis für Digitalisierung bekommen. Er ist für Schüler ab der dritten Klasse und soll nicht mehr als ein Schulbuch kosten.

Stuttgart - Künftig sollen schon Kinder im Grundschulalter spielerisch den Zugang zur digitalen Welt bekommen. Der kleine Computer Calliope mini wird bereits in ersten Pilotschulen im Saarland im Unterricht eingesetzt, neben Bremen werden 2017 weitere Bundesländer folgen. Er ist für Schüler ab der dritten Klasse und soll nicht mehr als ein Schulbuch kosten. Ein Bastelcomputer sozusagen, mit dem Grundschüler spielerisch an Technik und Funktionsweise von Computern herangeführt werden sollen. Diese Woche wird der Calliope mini auf dem IT-Gipfel der Bundesregierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgestellt.

Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch unterstützt diese gemeinnützige Initiative, die Schülern auf spielerische Art IT-Kompetenz näherbringen will. Bosch liefert auch den Orientierungssensor auf dem Mini-Computer. Durch die Kombination von drei Sensoren, welche die Beschleunigung, Rotation und das Erdmagnetfeld messen, werden unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten im Unterricht möglich, wie Bosch mitteilt. Ältere Schüler können damit sogar Anwendungen in den Bereichen Virtual Reality oder zum Beispiel ortsbezogene Smartphone-Spiele und Indoor Navigation ausprobieren.

Solche Bosch-Sensoren gibt es beispielsweise auch in Fahrzeugen, Spielekonsolen oder Smartphones. Sie sorgen dafür, dass sich etwa die Bildschirmanzeige der Richtung anpasst, wenn das Handy gedreht wird. In Autos bilden die Sensoren das Herzstück des Schleuderschutzes ESP und tragen dazu bei, dass das Fahrzeug in kritischen Situationen in der Spur bleibt.

Bosch ist Pionier und weltweit führender Hersteller von solchen kleinen, intelligenten Sensoren (sogenannte MEMS-Sensoren). Bosch-Sensoren stecken beispielsweise in drei von vier Smartphones und werden in der Chipfabrik in Reutlingen gefertigt. „Unsere Kinder gestalten die vernetzte Welt von morgen. Deshalb sollten sie sich IT frühzeitig spielerisch erschließen können. Das eröffnet ihnen spannende Berufsperspektiven und fördert zugleich Deutschlands Zukunftsfähigkeit“, sagt Bosch-Arbeisdirektor Christoph Kübel.

„Wir brauchen Hackerladies“

Um die digitale Bildung ist es in Deutschland nicht gut bestellt. 30 Prozent der zwölf- und dreizehnjährigen Schüler in Deutschland haben keine bis wenige digitale Kompetenzen. „Das müssen wir ändern. Um fit für die Jobs der Zukunft zu sein, brauchen unsere Kinder digitale Kenntnisse“ sagt Gesche Joost, Internetbotschafterin der Bundesregierung und Mitgründerin von Calliope. Damit der „mini“ direkt im Unterricht eingesetzt werden kann, wurde er mit Pädagogen entwickelt und so gestaltet, dass er bereits für Kinder ab der dritten Klasse geeignet ist.

„Um Mädchen und Jungs gleichermaßen zu erreichen, möchten wir möglichst früh mit dem Einsatz des „minis“ im Unterricht beginnen. Je älter Mädchen werden, umso ablehnender stehen sie häufig Technik gegenüber. Wir brauchen aber Hackerladies, die selbstständig und kreativ mit digitalen Technologien umgehen können“, sagt Stephan Noller, Internetunternehmer und Vater von vier Töchtern. Franz Fehrenbach, Vorsitzender des Bosch-Aufsichtsrats sieht es ähnlich. „In einer vernetzten Welt muss in Deutschland IT-Kompetenz zum Selbstverständnis für jedermann werden. Es reicht nicht, dass in Zeiten der digitalen Transformation Kinder und Jugendliche IT nur bedienen können – sie müssen diese auch verstehen. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten“, sagt Fehrenbach. Google und weitere Unternehmen der digitalen Wirtschaft unterstützen das Projekt Calliope, um den „mini“ ab 2017 in weiteren Bundesländern im Unterricht einsetzen zu können.